Die St.-Marien-Kirche zu Waase ist die evangelische Pfarrkirche der Kirchgemeinde Gingst auf der Insel Ummanz. Sie ist die einzige Kirche auf der Insel.
Geschichte
Die St.-Marien-Kirche zu Waase wurde erstmals im Jahr 1322 als Ecclesia Omanz urkundlich erwähnt und als selbständige Pfarrstelle betrieben. Im Jahr 1341 wurde die Kirche dem Heilgeisthospital zu Stralsund unterstellt.
Im 15. Jahrhundert erfolgten einige Umbauten. So stammen die Ostwand des Kirchenschiffes, die Sakristei und der Chor aus der Mitte des Jahrhunderts und die Westwand des Kirchenschiffes entstand um 1500.
Ausstattung
Ein kostbares Ausstattungsstück stellt das Antwerpener Retabel dar. Es ist ein spätgotisches Wandelretabel, das etwa um 1520 im Auftrag des Schweriner Bistumsverwalters Zutfeld Wardenberg gefertigt wurde. Wardenberg war Archidiakon von Tribsees und galt als großer Thomasverehrer. Dieses stand ursprünglich auf dem Laienaltar S. Crucis in der Stralsunder St. Nikolai-Kirche, an dem Wardenberg ein stattliches Beneficium unterhielt. Im Jahr 1702 wurde es im Zuge der Umgestaltung ihrer Chorschranke abgebaut und für fünfzig Taler an ihre Parochialkirche in Waase auf Ummanz verkauft. Der Altar zeigt Szenen aus der Passionsgeschichte sowie aus dem Leben Thomas Beckets, des Lordkanzlers des englischen Königs Heinrich II. Auf den Flügeln des Altars sind insgesamt zwölf Tafelbilder zu sehen, sechs in aufgeklapptem Zustand, sechs in zugeklapptem Zustand
- Gesamtansicht des Altars in aufgeklapptem Zustand, auf der linken Seite der Sakramentsschrein aus dem 15. Jahrhundert
- Gesamtsicht des Schnitzwerks
- Kreuztragung (oben) und Einsetzung Thomas Beckets als Erzbischof von Canterbury (unten)
- Kreuzigung
- Ermordung Thomas Beckets
- Beweinung Christi (oben) und Schwur Heinrich II. (unten)
- Erscheinung des Auferstandenen vor Maria (Tafelbild)
- Christus trifft zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus (Tafelbild)
- Abendmahl (Tafelbild)
- Gefangennahme Christi (Tafelbild)
- Auferstehung (Tafelbild)
- Ausgießung des Heiligen Geistes (Tafelbild)
Das spätgotische Kruzifix der Kirche stammt aus dem Jahr 1500. Etwa zeitgleich befand sich auf dem Hochaltar ein mittelalterlicher Heiligenschrein mit den Heiligen Anna Selbdritt, Maria und Katharina, der sich zur Zeit ebenso im Stralsund-Museum befindet wie auch der aufwändig gestaltete frühgotische Taufstein aus gotländischem Kalkstein. In der Kirche erhalten hat sich der aus dem 15. Jahrhundert stammende Sakramentschrein an der Ostwand der Kirche, der Bronzeleuchter vor dem Chorbogen (ebenfalls 15. Jahrhundert) und der separate Glockenturm neben der Kirche. Die Renaissancekanzel stammt aus dem Jahre 1572.
- Kruzifix
- Renaissancekanzel: Erschaffung Evas (Relief am Kanzelkorb)
- Renaissancekanzel: Geburt Christi (Relief am Kanzelkorb)
- Renaissancekanzel: Auferstehung Christi (Relief am Kanzelkorb)
- Bronzeleuchter
Gemeinde
Die Kirchengemeinde Waase/Gingst gehört seit 2012 zur Propstei Stralsund im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Vorher gehörte sie zum Kirchenkreis Stralsund der Pommerschen Evangelischen Kirche.
Literatur
- Sabine Bock: Rügen. Burgen und Schlösser, Kirchen und Kapellen, Rittersitze und Herrenhäuser. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2022. ISBN 978-3-944033-42-6, S. 550–554.
Einzelnachweise
- ↑ Burkhard Kunkel: Werk und Prozess. Die bildkünstlerische Ausstattung der Stralsunder Kirchen – eine Werkgeschichte. Berlin 2008, S. 144–146; 319–320.
Weblinks
- Literatur über St.-Marien-Kirche in der Landesbibliographie MV
- Informationen zur Orgel (PDF; 67 kB)
- Propstei Stralsund
- Sebastian Wamsiedler: Die Glocke der St. Marienkirche zu Waase auf der Insel Ummanz
Koordinaten: 54° 27′ 26,1″ N, 13° 10′ 46,7″ O