St. Gertrud war eine kleine Stiftskirche in Augsburg auf dem Areal des Ostchors des heutigen Augsburger Doms, die Mitte des 14. Jahrhunderts abgetragen wurde. Das gleichnamige Kollegiatstift bestand bis zur Säkularisation.
Geschichte
Bischof Embriko stiftete 1071 östlich des Augsburger Doms ein kleines Kollegiatstift mit Kapelle als Oratorium und stattete es mit reichlich Grundbesitz aus. Das Patrozinium zu Ehren der hl. Gertrud von Nivelles weist auf eine ältere Kapelle außerhalb der Stadtmauern hin, die aufgegeben wurde. Das Stift, das dem Domkapitel unterstand, zählte anfangs drei und später fünf Kanonikerstellen. St. Gertrud besaß kein Stiftsgebäude. Da es eng an den Dom gebunden war, blieb es unbedeutend. Die Einkünfte wurden in Personalunion von Angehörigen des Domkapitels verwaltet.
Da die Kirche der Erweiterung des romanischen Doms im Wege stand, wurde sie Mitte des 14. Jahrhunderts abgetragen. An ihrer Stelle errichtete man 1356 den Ostchor des heutigen Doms. Als Ersatz erhielten die Chorherren im neuen 1431 fertiggestellten Hochchor die Gertrudkapelle, heute auch als Mittelkapelle bekannt. Das ehemalige Altarblatt, das die Kommunion der Hl. Gertrud zeigt, befindet sich seit 1859/63 in der Kirche St. Bartholomäus in Diedorf. Im Zuge der Säkularisation wurde das Stift 1802 aufgehoben.
Liegenschaften
Die Güter bestanden zeitweise aus Besitzungen in Konradshofen, Waltenhausen, Lauben, Mühlhausen, Bobingen, Inningen, Wald, Münsterhausen, Westendorf, Ringingen, sowie Weingütern und weitere Gütern in Bozen, Osten, Ober- und Untermiemingen, Absam, Müllen, Garmisch. Bis zur Aufhebung beschränkte sich der Besitz im Landkreis Augsburg auf einzelne Güter, wie ein Hof in Neusäß, sowie ein Gut in Kutzenhausen.
Siehe auch
- Georg Hösle (1649–1727), seit 1703 Kanoniker beim Kollegiatstift St. Gertrud
Literatur
- Albert Haemmerle: Die Kanoniker der Chorherrenstifte St. Moritz, St. Peter und St. Gertrud bis zur Säkularisation, 1938
Einzelnachweise
- ↑ Johann Raiser: Antiquarische Reise von Augusta nach Viaca, mit Exkursionen nach Venaxomodurum und Coelio-Monte: mit den römischen Straßen-Verbindungen, und den alterthümlichen Funden und mit 37 Distrikts- und Orts-Monographien ; Mit 2 Kupfertafeln, 1 Karte und 62 Abbildungen enthaltend. Reitmayr, 1830 (google.de [abgerufen am 14. Januar 2019]).
- ↑ Alle Lexikonartikel. Abgerufen am 14. Januar 2019.
- ↑ Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte: Kanonistische Abteilung. Böhlau, 2002 (google.de [abgerufen am 14. Januar 2019]).
- ↑ Domannexstifte – Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 15. Januar 2019.
- ↑ Augsburger Allgemeine: Diedorfer Altarbild zieht Blicke. Abgerufen am 2. Juni 2019.
- ↑ Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern. Abgerufen am 14. Januar 2019.
- ↑ Guntia und merkwürdigere Ereignisse der Donau-Stadt Günzburg, in der Umgegend, und in der Markgrafschaft Burgau, Beschreibung des römischen Antiquariums zu Augsburg und neue Funde römischer und deutscher Alterthümer in Augsburg, und in der Nachbarschaft. Rösl, 1823 (google.de [abgerufen am 14. Januar 2019]).
- ↑ Joachim Jahn: Historischer Atlas von Bayern Schwaben Augsburg Land Heft 11, München 1984, S. 343