Die St.-Johannes-Nepomuk-Kirche ist eine katholische Kirche in Eberbach im Rhein-Neckar-Kreis im Nordwesten Baden-Württembergs. Sie wurde zwischen 1884 und 1887 erbaut und ist bereits die vierte Kirche an dieser Stelle. Sie gilt als Wahrzeichen Eberbachs.

Geschichte

Die Eberbacher Pfarrei gehörte zum Bistum Würzburg und muss daher noch vor dem Jahr 1000 gegründet worden sein. Die Kirche befand sich außerhalb der Stadtmauern. 1429 wurde in der Stadt eine neue Kirche errichtet und die alte Kirche wurde zur Friedhofskirche. Sie wurde 1488 wegen Baufälligkeit durch einen Neubau ersetzt. 1556 führte der pfälzische Kurfürst Ottheinrich die Reformation ein. Nachdem wieder ein katholischer Zweig der Wittelsbacher an die Regierung kam, gab es an der Stadtkirche von 1698 bis 1707 ein Simultaneum, bis sie bei der Pfälzischen Kirchenteilung den Reformierten zugesprochen wurde und die Katholiken die Friedhofskirche erhielten.

Im 18. Jahrhundert war die Kirche baufällig geworden. Bis 1782 wurde deswegen ein neues Langhaus im Barockstil an den alten Turm gebaut. Bereits vierzig Jahre später wurden allerdings erneut Schäden festgestellt, die vom feuchten Untergrund herrührten. Nachdem 1835 der Friedhof verlegt wurde, konnte eine neue große Kirche errichtet werden. Die Pläne stammten von Adolf Williard unter Mitarbeit von Bauinspektor Wilhelm Lutz, die Bauleitung hatte der junge Ludwig Maier. Zwischen 1884 und 1887 wurde der Bau ausgeführt, der wie bereits der Vorgänger Johannes Nepomuk geweiht wurde.

1950 und 1970/71 wurde die Kirche saniert. Die Gemeinde gehört heute zur Seelsorgeeinheit Neckartal-Hoher Odenwald Edith Stein im Dekanat Mosbach-Buchen im Erzbistum Freiburg.

Beschreibung

Die St.-Johannes-Nepomuk-Kirche steht im Nordosten der Kernstadt. Sie ist eine der wenigen Kirchen, die im Stil der Neorenaissance erbaut wurden. Die geostete dreischiffige Gewölbebasilika besitzt eine markante Doppelturmfassade aus Buntsandstein. Über dem Hauptportal befinden sich Statuen der vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Auf dem Abschluss der Front thront der Erzengel Michael, der alte Kirchenpatron von Eberbach. Alle fünf Statuen stammen vom Bildhauer Julius Seitz. Die Portale schuf 1970 Hermann Koziol. Sie zeigen Szenen aus dem Leben St. Johannes Nepomuks und aus der Bibel.

Die Fenster im Chor stellen biblische Szenen dar. Sie wurden 1970 von Valentin Feuerstein gestaltet. Ambo, Zelebrationsaltar und Werktagsaltar sind aus Muschelkalk. Den Tabernakel schuf 1951 Anton Kunz.

Orgel

Die Orgel wurde 1972 von Hans-Theodor Vleugels erbaut. 2015 wurde das Instrument durch die Giengener Orgelmanufaktur Gebr. Link und die Firma Trefz aus Stuttgart klanglich umgestaltet und erhielt einen neuen Spieltisch. Mit 56 Registern verteilt auf drei Manuale und Pedal und rund 3800 Pfeifen gehört sie zu den größten Orgeln des nordbadischen Raumes. Die Prospektgestaltung der Orgel geht auf den Eberbacher Architekten und Musiker Gustav Rumstadt zurück. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektrisch.

I Hauptwerk C–a3
1.Gedacktpommer16′
2.Principal8′
3.Flöte8′(n)
4.Viola8′(n)
5.Octav4′
6.Spitzflöte4′(n)
7.Quinte2′(n)
8.Superoctav2′
9.Sesquialter135(n)
10.Mixtur V
11.Cornett VI8′
12.Trompete8′(n)
13.Trompette en Chamade8′
Carillon
II Positiv C–a3
14.Holzgedackt8′
15.Quintade8′
16.Salicional8′(n)
17.Principal4′
18.Rohrflöte4′
19.Nazard223(n)
20.Octav2′
21.Hörnlein135
22.Quinte113
23.Scharffcymbel IV
24.Stahlspiel II
25.Krummhorn8′(n)
Tremulant
III Schwellwerk C–a3
26.Principal8′(n)
27.Metallgedackt8′
28.Gamba8′
29.Schwebung8′
30.Octav4′
31.Harmonic Flute4′(n)
32.Rohrnasat223
33.Blockflöte2′
34.Terz135
35.Septime117
36.Octävlein1′
37.Plein Jeu III–V
38.Fagott16′
39.Trompete8′
40.Oboe8′(n)
41.Clairon4′
Tremulant
Pedal C–g1
42.Untersatz32′
43.Principalbass16′
44.Subbass16′
45.Holzoctav8′
46.Violon8′(n)
47.Gedacktpommer8′
48.Quintgedackt513
49.Choralbass4′
50.Terz315(n)
51.Waldflöte2′
52.Bauernschall II
53.Hintersatz IV
54.Posaune16′
55.Trompete8′(n)
56.Klarine4′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
  • Oktavkoppeln: Super III/P, Sub II/I, Sub II/II, Sub III/I, Sub III/III
  • elektrische Spiel- und Registertraktur, elektronischer Setzer, beweglicher Spieltisch
  • Anmerkungen:
(n) = nachträglich hinzugefügtes Register (2016 bzw. 2018)

Geläut

In den Türmen von St. Johannes Nepomuk hängen 5 Bronze-Glocken, die 1954 von der Glockengießerei F. W. Schilling (Heidelberg) gegossen wurden. 2004 wurden die Eichenholz-Glockenstühle neu errichtet.

Nr.
 
Name
 
Durchmesser
(mm)
Masse
(kg)
Nominal
(16tel)
Turm
 
1Michael13551662d1 ±0Nord
2Maria11691111f1 +2Nord
3Johannes Nepomuk1031746g1 ±0Süd
4Pius920528b1 +2Süd
5Schutzengel819371c2 +2Süd

Literatur

  • Margarethe Rumstadt: St. Johannes Nepomuk Eberbach. Regensburg 2007, ISBN 978-3-7954-5200-1.
  • Rainer Laun: Rhein-Neckar-Kreis, in: Dagmar Zimdars u. a. (Bearb.), Georg Dehio (Begr.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Baden-Württemberg I. Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe. München 1993, ISBN 3-422-03024-7.
  • Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hrsg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung, Bd. 2: Die Stadt Heidelberg und die Gemeinden des Landkreises Heidelberg. Karlsruhe 1968.
  • Martin Kares, Michael Kaufmann, Godehard Weithoff: Orgelführer Rhein-Neckar-Kreis. Heidelberg 2001, ISBN 3-932102-07-X.

Einzelnachweise

  1. Stadt Eberbach (Memento vom 26. Februar 2012 im Internet Archive)
  2. Sabine Bruss: Das Werk des Architekten Ludwig Maier (1848–1915). Kiel 1999, ISBN 3-933598-04-4, S. 27.
  3. Nähere Informationen zur Orgel
  4. Informationen zu den Glocken
Commons: St. Johannes Nepomuk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 27′ 50,4″ N,  59′ 14,4″ O

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