St. Joseph war die römisch-katholische Kirche in Lützen, einer Kleinstadt im Burgenlandkreis im Süden von Sachsen-Anhalt. Das nach dem heiligen Josef von Nazaret benannte Gotteshaus gehörte zuletzt zur Pfarrei St. Elisabeth mit Sitz in Weißenfels im Bistum Magdeburg. Das Gebäude ist im Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt unter der Erfassungsnummer 094 80018 als Baudenkmal verzeichnet, es steht auf dem Grundstück Starsiedeler Straße 7a.

Geschichte

Durch die 1542 in Lützen eingeführte Reformation wurden die Bevölkerung und die St.-Viti-Kirche, die damals zum Archidiakonat Keuschberg des Bistums Merseburg gehörten, protestantisch.

Nachdem sich wieder Katholiken in Lützen niedergelassen hatten, fanden vom 28. April 1861 an im Saal des Lützener Rathauses katholische Gottesdienste statt, die durch Geistliche aus Merseburg gehalten wurden. Noch im gleichen Jahr wurde ein Raum im Schloss Lützen angemietet, der zu einer katholischen Kapelle umgestaltet wurde.

Konrad Martin, Bischof des Bistums Paderborn, zu dem Lützen damals gehörte, errichtete mit Urkunde vom 13. November 1866 die Missionspfarrei Lützen. Bereits am 23. April 1866 war der bisherige Hausgeistliche des Schlosses Melschede, Josef Lappe, zum ersten Missionsvikar von Lützen ernannt worden. Zunächst gehörte die Missionspfarrei Lützen zur Vikarie Merseburg der Pfarrei Halle. Von 1866 an wurden in Lützen auch katholische Kirchenbücher geführt.

Nachdem Josef Lappe 1871 versetzt worden war, wurde Wilhelm Anton Seelbach sein Nachfolger. Die katholische Gemeinde Lützen blieb stets klein, da sich in Lützen keine größeren Industriebetriebe ansiedelten. 1873 bekam Lützen eine Zuckerfabrik, der wenige andere Fabriken folgten. Bereits 1876 verstarb Seelbach, und die Missionspfarrei Lützen konnte aufgrund des Kulturkampfes nicht wieder mit einem eigenen Geistlichen besetzt werden. 1877 wurde die katholische Schule bereits wieder geschlossen, weil keine Lehrkraft mehr gefunden wurde. Erst 1894 bekam Lützen mit Hermann Bruch wieder einen ortsansässigen Missionar, 1903 wurde die St.-Joseph-Kirche erbaut.

Das Preußenkonkordat vom 14. April 1929, durch die Bulle Pastoralis officii nostri vom 13. August 1930 in Vollzug gesetzt, errichtete die Mitteldeutsche Kirchenprovinz. Infolgedessen kam der vom Geistlichen Gericht Erfurt abgetrennte Regierungsbezirk Merseburg, zu dem unter anderem das Dekanat Halle/Saale mit der Missionspfarrei Lützen gehörte, an das nunmehrige Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. 1932 ging aus der Missionspfarrei Lützen die Kirchengemeinde Dürrenberg hervor, die bereits 1931 ihre St.-Bonifatius-Kirche bekommen hatte.

Die Missionspfarrei Lützen wurde im Laufe der Zeit zur Kuratie und schließlich zur Pfarrei erhoben. Von 1960 bis 1961 war Leo Nowak, der später erster Bischof des wiedererrichteten Bistums Magdeburg wurde, als Vikar an der St.-Joseph-Kirche tätig.

Am 8. Juli 1994 wurde das Bistum Magdeburg gegründet, und die Zugehörigkeit Lützens wechselte vom Erzbistum Paderborn zum Bistum Magdeburg. Nachdem Wolfgang Simon (1933–2000), der von 1987 an Pfarrer von Lützen war, am 4. Februar 2000 verstarb, wurde die Pfarrei Lützen nicht mehr mit einem Priester besetzt. Lützen wurde danach bis 2007 von Pfarradministrator Karl Schenke aus Bad Dürrenberg betreut.

Zum 15. Dezember 2007 wurde aus den Pfarreien Lützen und Weißenfels sowie der Pfarrvikarie Hohenmölsen der Gemeindeverbund Weißenfels – Lützen – Hohenmölsen errichtet. Damals gehörten zur Pfarrei Lützen rund 250 Katholiken.

Aus dem Gemeindeverbund Weißenfels – Lützen – Hohenmölsen entstand im Dekanat Merseburg am 28. November 2010 die heutige Pfarrei St. Elisabeth mit Sitz in Weißenfels, zu der neben der St.-Joseph-Kirche in Lützen auch die St.-Marien-Kirche in Hohenmölsen, die Heilig-Kreuz-Kapelle in Teuchern und die St.-Elisabeth-Kirche in Weißenfels gehörten.

Da zuletzt nur noch rund zwölf Gemeindemitglieder zur Sonntagsmesse kamen, fanden am 27. Januar 2013 in der Kirche die letzte Heilige Messe und die Profanierung der Kirche statt. In Lützen fanden katholische Gottesdienste von da an in evangelischen Räumen statt, die St.-Joseph-Kirche mit dem daran angebauten Pfarrhaus wurde an privat verkauft.

Die nächstliegende katholische Kirche ist heute die St.-Bonifatius-Kirche in Bad Dürrenberg in rund neun Kilometer Entfernung.

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Joppen: Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Band 12, Teil 6, Rechtsstellung der katholischen Kirche in Preußen 1848–1871. St. Benno Verlag, Leipzig 1978, S. 173–177.

Einzelnachweise

  1. Neuer Apostolischer Administrator in Magdeburg. In: Tag des Herrn. Ausgabe 8/1990 vom 25. Februar 1990, S. 3.
  2. Suche nach Wahrheit. In: Tag des Herrn. Ausgabe 7/2000 vom 13. Februar 2000, S. 17.
  3. Er half Antworten zu finden. In: Tag des Herrn. Ausgabe 7/2009 vom 15. Februar 2009, S. 13.
  4. Nr. 13 Ernennungen / Beauftragungen. Bistum Magdeburg, Amtsblatt 1/2008, Personal, abgerufen am 13. März 2023.
  5. Nr. 179 Pfarreierrichtungen. Bistum Magdeburg, Amtsblatt 12/2010, Dokumente des Bischofs, abgerufen am 13. März 2023.
  6. Durch Engagierte lebt die Kirche vor Ort. In: Tag des Herrn. Ausgabe 7/2013 vom 17. Februar 2013, S. 13.

Koordinaten: 51° 15′ 6″ N, 12° 8′ 22,1″ O

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