Die katholische Pfarrkirche St. Martin ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Untermenzing, im Stadtbezirk 23 Allach-Untermenzing in München. Der Bau steht am Ostufer der Würm auf einer kaum wahrnehmbaren Erhebung. Er ist von einem Gottesacker umfriedet, der 1315 urkundlich Erwähnung fand. Wegen Zunahme der Bevölkerung musste dieser Friedhof mehrfach erweitert werden. Die Kirchengemeinde gehört zur Pfarreiengemeinschaft Allach/Untermenzing im Erzbistum München und Freising.
Geschichte
Einen ersten Hinweis auf ein Kirchengebäude gab es im Jahr 1315. Diese adlige Eigenkirche, ein Saalbau, war wohl wesentlich niedriger und auch kleiner als das heutige Gebäude. Der Turmes einer spätromanischen Kirche, eine Filiale von Aubing, wurde in den später aufgeführten Neubau übernommen, die vier unteren Geschosse des 22 Meter hohen wuchtig wirkenden Turmes sind bis heute erhalten. Das Glockengeschoss mit zwei Staffelgiebeln wurde 1499 aufgemauert.
Das heutige Gebäude errichtete Ulrich Randeck 1499 im spätgotischen Stil. Es ist in Backstein gemauert und weiß verputzt. Ein steiles, einheitliches Satteldach vereinheitlicht die Anlage. Am Langhaus ist das Dach etwa halb so hoch wie die Gesamthöhe des Gebäudes, über dem polygonalen Schluss des Chores ist es entsprechend abgewalmt. Die Außenmauern sind durch dreifach abgetreppte Strebepfeiler gegliedert. Ursprünglich war die Kirche durch ein Portal im südlichen Vorhaus erschlossen, das heute vermauert ist. Der neue Eingang befindet sich seit 1904 in der Westwand des neugotischen Vorbaus.
Der stark eingezogene Chor zu zwei Jochen ist zum einschiffigen Langhaus zu vier Jochen um eine Stufe erhöht. Der Triumphbogen ist reich profiliert. Der Raum ist mit einer Stichkappentonne überwölbt. Die Wände sind durch vorgelegte Wandpfeiler, entsprechend den Strebepfeilern der Außenwände, gegliedert. Die Kantenkehlungen gehen nahtlos in die Schildbögen über.
Bleiglasfenster
Im Chor sind Bleiglasfenster aus der Zeit um 1500 erhalten. Auf einer Scheibe ist der Apostel Petrus dargestellt, vor dem ein mit einem Chorhemd bekleideter Stifter kniet. Auf der Scheibe daneben ist Maria mit dem Jesuskind dargestellt. Sie steht auf der Mondsichel und ist von einem Strahlenkranz umgeben. Auf einer anderen Scheibe ist der heilige Nikolaus mit drei goldenen Kugeln in der Hand zu sehen, unten das Wappen der Auer von Pullach. Daneben kniet der bayerische Herzog Sigismund vor seinem Namenspatron, dem heiligen Sigismund von Burgund, der durch seine Attribute, den Reichsapfel und das Zepter, zu erkennen ist. Auf zwei weiteren Scheiben sieht man Wappenengel, auf den Schilden sind der Löwe und Rauten dargestellt. Die Inschrift darunter nennt den Stifter und die Jahreszahl 1499: „Vo(n) gotes genade(n) sigmund Pfaltzg(ra)f pey rein hertzog in ob(e)rn un(d) nider(n) pairn 1499“.
- Petrus mit Stifter, Madonna im Strahlenkranz
- Heiliger Nikolaus, Herzog Sigismund und Namenspatron
- Wappenengel, Inschrift
Ausstattung
Sakramentshaus
An der Nordseite des Chors ist ein fast drei Meter hohes, spätgotisches Sakramentshaus angebracht. Das nicht mehr vollständig erhaltene Werk wurde vermutlich um 1499 von Ulrich Randeck geschaffen und weist noch Reste seiner ursprünglichen polygonalen Fassung auf. Die Konsole ist mit einem Engelskopf und einem Spruchband mit den Worten „ecce panis angelorum“ (dies ist das Brot der Engel) skulptiert. Im Baldachin steht die Figur des Christus Salvator.
Thronende Muttergottes
Die thronende Madonna mit Jesuskind in der Marienkapelle, der ursprünglichen südlichen Vorhalle, stammt vermutlich noch aus der Vorgängerkirche. Sie wird um 1440 datiert.
Altäre
Die Kirche beherbergt drei frühbarocke Altäre von Hans Degler, Bildhauer und Altararchitekt aus Weilheim, er baute sie von 1614 bis 1615. Im Laufe der Jahrhunderte wurden sie mehrfach verändert. Im Hochaltar erscheinen die beiden ursprünglichen Kirchenpatrone Martin und Nikolaus nur als Randfiguren. Im Zentrum des Säulenaufbaus zeigt ein herzförmiges Gemälde „hochheiliger Eheleute“ die Figuren der Maria, ihrer Mutter Anna, deren Gemahl Joachim, Jesus mit seinem Ziehvater Josef, Elisabeth und Zacharias. Das Gemälde ist von sechs hochrechteckigen Bildern mit Szenen aus dem Neuen Testament umrahmt. Über dem Blatt des Hauptaltares ist die Marienkrönung zu sehen. Im überdimensional wirkenden Auszug, der höher als das Hauptgeschoss ist, steht in einer flachen Nische die Figur der Patrona Bavariae. Der Altar wird von einer Sonnenscheibe mit Jesus-Monogramm bekrönt.
Die beiden Seitenaltäre sind mit Altarblättern und im Auszug und seitlich mit farbig gefassten Skulpturen geschmückt. Das Altarbild des nördlichen Altars zeigt das Pfingstgeschehen mit Maria mit zwei Frauen an ihrer Seite im Kreis der Apostel (Apostelgeschichte 1,14; 2,1-4), das des südlichen Altars die Szene der Krönung der knienden Maria (nach der Legenda Aurea) durch die Dreifaltigkeit, die in drei Personen in drei Lebensaltern als Gott Vater, Gott Sohn und Heiliger Geist dargestellt ist, eingerahmt ist dieser Vorgang von einem barocken Kranz von Engeln und Heiligen, darunter Petrus, Franziskus, Bernhard von Clairvaux, Johannes der Täufer, Joseph (links), sowie Benedikt, Scholastika, Magdalena, Katharina von Alexandrien, Barbara (rechts). Erst bei der Reinigung der Altarblätter 2021 entdeckte man die Datierung 1700 und die Signatur des namhaften Künstlers, G. Asam, Vater der berühmten Asambrüder Cosmas Damian und Egid Quirin klein und unscheinbar unter dem Fuß Mariens im Pfingstbild und auf dem goldenen Kästchen der Heiligen Drei Könige im Altarbild des südlichen Altars.
Geläut
Das Geläut wurde 1950 von Rudolf Perner in Bronze gegossen. Die größte Glocke ist dem heiligen Martin geweiht, sie klingt mit dem Ton d. Die Marienglocke erklingt mit dem Ton f und die kleine Sterbeglocke mit dem Ton g, sie ist dem heiligen Josef geweiht. Eine vierte Glocke hängt seit 1742 im Turm, sie wird nicht mehr geläutet.
Dachdeckung
Bei der letzten Sanierung des Daches wurde der von Wilhelm Ludowici Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte kombinierte 'Altdeutsche Mönch und Nonnenziegel Z6' verwendet.
Denkmalschutz
Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz. Es wurde unter dem Aktenzeichen D-1-7834-0343 in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege erfasst.
Literatur
- Lothar Altmann: Untermenzing St. Martin. Schnell Kunstführer Nr. 1871, Verlag Schnell & Steiner, München 1991.
- Kirchenführer Pfarrkirche St. Martin Untermenzing, München 2021.
Weblinks
- Bilder des Innenraumes
- Werner Attenberger: Kirchenführung Sankt Martin in Untermenzing – YouTube https://www.youtube.com/watch?v=UbSoE_nyKRk
Einzelnachweise
- ↑ St. Martin Untermenzing www.erzbistum-muenchen.de
- ↑ Zu dem bayerischen Adelsgeschlecht der Auer von Puelach oder Puoloch vgl. Johann Martin Maximilian Einzinger von Einzing, Bayerischer Löw, München 1762, S. 47
- ↑ Namentlich bekannt sind Christoph Auer von Pullach, der 1457 die Hofmark Odelzhausen von Herzog Albrecht III. (Bayern) erwarb, dessen Söhne Georg (1518†) und Ruprecht (1520†), deren Grabplatten sich im Kreuzgang des Freisinger Doms befinden, und der Enkel seines Sohnes Hieronymus, Christoph Auer von Puelach (1602†), dessen Epitaph in St. Benedikt (Odelzhausen) zu sehen ist
- ↑ Susanne Fischer: Die Münchner Schule der Glasmalerei. Studien zu den Glasgemälden des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts im Münchner Raum. (Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 90) München 1997, ISBN 3-87490-652-3, S. 91.
- ↑ Zitat aus dem von Thomas von Aquin verfassten Hymnus Lauda Sion
- ↑ in den Restaurierungswerkstätten Wiegerling bei Bad Tölz
- ↑ Anita Naujokat, Schatz unterm Schmutz, SZ, 27. August 2021, https://www.sueddeutsche.de/muenchen/untermenzing-schatz-unterm-schmutz-1.5393711
- ↑ Die Kirche St. Martin in der Bayerischen Denkmalliste für die Stadt München, S. 891. (PDF; 2,0 MB).
Koordinaten: 48° 10′ 40,7″ N, 11° 27′ 40,2″ O