St. Ulrich ist ein Kirchengebäude der evangelischen Kirche im Ortsteil Urspring der Stadt Schelklingen im westlichen Alb-Donau-Kreis. Es war ehemals die Klosterkirche des Benediktinerinnenklosters Urspring.

Lage

Die Kirche liegt am Westrand einer Talschleife der Urdonau in der Schwäbischen Alb knapp oberhalb des Quelltopfs der Urspring an einem Hang. Sie ist nicht freistehend, sondern mit Gebäuden des ehemaligen Klosters verbunden, von denen jedoch nur noch ein Teil erhalten ist. An die gerade Ostwand der Kirche schließt sich nördlich ein Torbogen an, durch den man zum Eingang an der Nordseite der Kirche gelangt.

Geschichte

Nach der Urspringer Klosterchronik soll der heilige Ulrich (890–973, von 923 bis 973 Bischof von Augsburg) an diesem Ort eine Kirche geweiht haben, die sein Vater, Graf Hugbald von Dillingen (gest. 909), hatte errichten lassen. Schriftlich erwähnt ist eine Kirche in Urspring erstmals 1127 in einer Urkunde, mit der der Ort Urspring mitsamt Kirche an die Benediktinerabtei Sankt Georgen im Schwarzwald übertragen wurde. Daraufhin wurde das Kloster Urspring als Kloster der Benediktinerinnen gegründet, das als Priorat der Abtei Sankt Georgen unterstand, und die Kirche wurde zur Klosterkirche.

In den kriegerischen Auseinandersetzungen nach der Absetzung Friedrichs II. wurden Kloster und Kirche kurz vor 1250 zerstört, in den folgenden Jahrzehnten aber wieder aufgebaut. Als Jahr der Fertigstellung der Kirche wird 1287 angenommen, weil in diesem Jahr von mehreren Bischöfen ein Ablass für den Besuch der Kirche gewährt wurde.

Die Kirche war dem heiligen Ulrich geweiht, seit 1325, evtl. in Zusammenhang mit einem Um- oder Ausbau, auch der Gottesmutter Maria. Die Klosterkirche war auch Pfarrkirche für einen Pfarrsprengel, der neben dem Klosterbezirk die Schelklinger Vorstadt „auf der Brack“ und die auf einem Höhenzug westlich von Urspring gelegene Burg Muschenwang umfasste. Pfarrer war der jeweilige Prior des Klosters.

Ab dem 13. Jahrhundert diente die Kirche als Grablege der Herren der Burg Hohenschelklingen. Außerdem war die Kirche Ziel von Wallfahrten zum heiligen Ulrich, wobei auch dessen Eltern Hugbald und Dietpirch verehrt wurden. Erzherzogin Mechthild von der Pfalz stiftete der Kirche 1475 ein Gnadenbild der „Muttergottes im Saphirstein“, das ebenfalls Ziel von Wallfahrten wurde und nach der Säkularisation verloren ging.

1481 wurden das alte Konventsgebäude und die Kirche abgerissen und neu errichtet. Bei einem Klosterbrand im Jahr 1622 brannte neben einem Großteil der Klostergebäude auch die Kirche ab. Vom Glockenturm blieben nur die beiden unteren Geschosse erhalten, die Glocken schmolzen. Sofort ging man an den Wiederaufbau und errichtete die heute noch bestehende Kirche in einfachen Barockformen. Am 25. November 1627 wurde die neu erbaute Kirche geweiht.

Nach der Säkularisation 1806 wurde das Kloster aufgelöst. Die Kirche blieb noch bis 1832 Pfarrkirche, dann wurde auch die Pfarrei aufgehoben. Ein Teil der an die Kirche angrenzenden Klostergebäude mitsamt dem Kreuzgang wurde abgerissen, nur der Ostflügel blieb erhalten. Die Kirche wurde leer geräumt und als Magazin verwendet. 1832 wurde die Zwiebelhaube des Kirchturms abgebaut, um das Kupfer, aus dem sie gefertigt war, zu verkaufen.

1930 eröffnete in dem ehemaligen Kloster die Urspringschule, und die ehemalige Klosterkirche wurde zur Schulkirche. Mit Spenden und unter großem persönlichen Einsatz wurde bei der maroden Kirche das baufällig gewordene Dach gesichert und ausgebessert und die zerstörten Fenster neu eingesetzt. 1969 bekam die Kirche eine neue Orgel.

Architektur

Die Kirche hat einen rechteckigen Grundriss mit einer Länge von etwa 35 Metern und einer Breite von etwa 10 Metern. Ihre Orientierung weicht nur um wenige Grad von der idealen Ostung ab. Der Bau ist in zwei verschieden gestaltete Bauteile unterteilt, die von außen unter anderem durch eine leicht unterschiedliche Firsthöhe des Satteldachs und durch eine unterschiedliche Größe und Anordnung der Fenster erkenntlich sind.

Am Übergang der beiden Bauteile steht auf der Nordseite ein Glockenturm. Er hat einen quadratischen Grundriss und ist durch ein Gesims horizontal gegliedert. Ein achteckiger Aufsatz, ebenfalls durch ein Gesims gegliedert, birgt die Glockenstube und trägt auf seiner Ostseite eine Uhr. Gedeckt ist der Turm von einem achteckigen Zeltdach, das von einem Kreuz bekrönt ist. Im Erdgeschoss führt ein offener Spitzbogen auf der Nordseite des Turms zu einem Vorraum, von dem aus man in die Kirche gelangt.

Der Ostteil der Kirche hat die Form einer einschiffigen Chorhalle mit geradem Abschluss (Kastenchor). In die gerade Ostwand sind drei hohe Rundbogenfenster eingelassen. An ihrer Außenseite ist die Wand im Giebelbereich durch drei Gesimse horizontal gegliedert. Massive Wandpfeiler gliedern den Innenraum in drei Joche, die von einem Kreuzgratgewölbe überwölbt sind. Die beiden vorderen Joche haben auf der Nordseite je zwei hohe Rundbogenfenster, auf der Südseite schließen sich in diesem Bereich die Klostergebäude an. Das dritte Joch entspricht dem Bereich, dem nördlich der Glockenturm vorgesetzt ist. Hier liegen der Seiteneingang der Kirche und darüber die Orgelempore.

Der Westteil der Kirche ist zweigeschossig wie bei einer Doppelkapelle: Über einer Unterkirche liegt der ehemalige Nonnenchor mit einem Erker für die Meisterin. Er ist durch massive Wandpfeiler in zwei Joche gegliedert, die ebenfalls von einem Kreuzgratgewölbe überwölbt sind. Die Unterkirche ist durch freistehende Pfeiler zweischiffig gegliedert, auch hier tragen die einzelnen Segmente ein Kreuzgratgewölbe. Die Unterkirche hat kreisförmige Fenster, der Nonnenchor Rundbogenfenster. Ein romanischer Taufstein ist die einzige erhaltene Inneneinrichtung aus der mittelalterlichen Kirche.

An der Westseite der Kirche ist außen noch eine Vorhalle (Narthex) mit einem spätgotischen Kreuzrippengewölbe und spitzbogigen Arkaden von dem 1481 errichteten Vorgängerbau erhalten. In ihm sind noch Reste der ursprünglichen Wandmalereien zu erkennen. Von dem ursprünglich südlich der Kirche gelegenen Kreuzgang ist nur der in den Ostflügel des Klosters integrierte Teil erhalten.

Ehemalige Seitenaltäre und Kaplaneien

In die Klosterkirche, welche ursprünglich nur einen Altar hatte, wurden im 14. und 15. Jahrhundert von Adelsfamilien der Umgebung Seitenaltäre gestiftet, welche von eigenen Kaplänen religiös betreut wurden. Es waren dies insgesamt sieben Altar-/Kaplaneistiftungen: die Herrschaftskaplanei mit dem Alter des St. Johannes Baptista und St. Johannis Evangelista, die Rothsche oder Simmetinger Kaplanei mit dem Altar der Hl. Ursula, St. Severins und St. Gallusʼ, die Wernausche Kaplanei mit dem bereits bestehenden Altar der zwölf Apostel und des Hl. Sebastian, die Steinsche Kaplanei mit dem Altar der Hl. Dreifaltigkeit, U. L. Frau, deren Mutter Anna und des Apostels Thomas, die Westernachsche Kaplanei mit dem Altar U. L. Frau, St. Georgs und St. Leonhards, die Ellerbachsche Kaplanei mit dem Altar zum Hl. Kreuz und St. Peter und Paul, und die Stöffelsche Kaplanei mit dem Altar der Hl. Dreifaltigkeit, U. L. Frau, St. Barbara, St. Johannes Baptista und St. Georg. Die Kapläne, welche durchweg Weltgeistliche waren, bewohnten Kaplaneihäuser in Schelklingen. Diese waren: das Rothsche, auch Simmetinger oder Stöffelsche Kaplaneihaus genannt, das Wernausche Kaplaneihaus, das Steinsche Kaplaneihaus, das Westernachsche Kaplaneihaus und das Ellerbachsche Kaplaneihaus. Nach dem Verkauf des Steinschen (um 1700) und Westernachschen Kaplaneihauses (1711) wohnte der Kaplan im Stein- und Westernachschen Kaplaneihaus in der Vorstadt.

Literatur

  • Immo Eberl: Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen 1127–1806 (= Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde. Band 13). Müller & Gräff, Stuttgart 1978, ISBN 3-87532-071-9, S. 385–421.
  • Josef Ludwig Fischer: Entwicklungsgeschichte des Benediktinerinnenstiftes Urspring. Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, Jahrgang 38 (1917) und 39 (1918). S. 199–324 und 45–67.
  • Bernhard Hell: Von der Kirche in Kloster Urspring. In: Jahresbriefe des Berneuchener Kreises 1934/35. S. 54–56 (quatember.de).
  • Bernhard Hell: Geschichte des Klosters Urspring. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1935.
Commons: St. Ulrich (Urspring) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Josef Ludwig Fischer: Entwicklungsgeschichte des Benediktinerinnenstiftes Urspring. Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige Jahrgang 38 (1917). S. 201.
  2. Immo Eberl 1978, S. 25.
  3. Immo Eberl 1978, S. 292.
  4. Immo Eberl 1978, S. 385.
  5. Immo Eberl: Benediktinerinnenkloster Urspring – Geschichte. In: Klöster in Baden-Württemberg (www.kloester-bw.de). Abgerufen am 20. Juni 2018.
  6. Immo Eberl 1978, S. 292–293.
  7. Bernhard Hell: Geschichte des Klosters Urspring. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1935, S. 51–52.
  8. Historie – Urspringschule schreibt Geschichte. In: www.urspringschule.de. Abgerufen am 20. Juni 2018.
  9. Kloster Urspring, Schelklingen. In: tourismus.alb-donau-kreis.de. Alb-Donau-Kreis Tourismus – Schwäbische Alb, Ulm, abgerufen am 20. Juni 2018.

Koordinaten: 48° 22′ 54,9″ N,  43′ 7,8″ O

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