Wappen Deutschlandkarte

Koordinaten: 50° 58′ N, 10° 49′ O

Basisdaten
Bundesland:Thüringen
Landkreis: Gotha
Verwaltungs­gemeinschaft: Nesseaue
Höhe: 290 m ü. NHN
Fläche: 6,6 km2
Einwohner: 375 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte: 57 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99869
Vorwahl: 036258
Kfz-Kennzeichen: GTH
Gemeindeschlüssel: 16 0 67 055
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Dr.-Külz-Str. 4
99869 Friemar
Website: www.vg-nesseaue.de
Bürgermeisterin: Sandra Kamm
Lage der Gemeinde Pferdingsleben im Landkreis Gotha

Pferdingsleben ist eine Gemeinde in der Verwaltungsgemeinschaft Nesseaue im thüringischen Landkreis Gotha.

Geografie

Der Ort liegt im flachen Tal der Nesse zwischen Friemar im Westen und Nottleben im Osten. Die Kreisstraße K 4 verbindet die Gemeinde mit der etwa 2 km südlich verlaufenden B 7 (Erfurt – Gotha). Der tiefste Punkt der Gemarkung liegt mit 281 m Höhe u. NN in unmittelbarer Nähe von Friemar bei der Riethquelle, die nach wenigen Metern ihr Wasser in die Nesse leitet. Der höchste Punkt liegt mit 325 m Höhe ü. NN im Osten von Tröchtelborn. Die Ortsmitte bei der Kirche hat eine Höhe von 290 m ü. NN. Außer der Nesse verfügt die Ortslage nur noch über ein Rinnsal als fließendes Gewässer, das aus dem Gehrenfeld kommt, einer Flur im Nordosten der Gemeinde.

Geschichte

Wie die anderen auf „leben“ endenden Orte der Region weist der Name Pferdingsleben auf eine Siedlung aus der Zeit um 300 n. Chr. hin. Zu Beginn des 9. Jahrhunderts wird Pferdingsleben in einem Verzeichnis der von Erzbischof Lullus († 786) von Mainz für das Kloster Hersfeld von Freien verliehenen Gütern erstmals urkundlich als Pertikeslebo erwähnt. Der Ort gehörte als Exklave zur oberen Grafschaft Gleichen, welche unter Landeshoheit des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg stand.

Pferdingsleben entwickelte sich als Haufendorf, das durch eine Mauer mit drei Toren und einen umlaufenden Graben geschützt war. Die Landwirtschaft, insbesondere der Waidanbau, machten das Dorf wohlhabend. So konnte es sich auch eine repräsentative Kirche leisten. Es gibt im Ort noch schöne Hoftore und ursprüngliche Fachwerkgebäude.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994 – 418
  • 1995 – 419
  • 1996 – 434
  • 1997 – 450
  • 1998 – 454
  • 1999 – 442
  • 2000 – 432
  • 2001 – 424
  • 2002 – 427
  • 2003 – 424
  • 2004 – 420
  • 2005 – 416
  • 2006 – 403
  • 2007 – 405
  • 2008 – 405
  • 2009 – 400
  • 2010 – 412
  • 2011 – 408
  • 2012 – 406
  • 2013 – 404
  • 2014 – 401
  • 2015 – 387
  • 2016 – 387
  • 2017 – 396
  • 2018 – 388
  • 2019 – 398
  • 2020 – 386
  • 2021 – 371
  • 2022 – 375
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Wappen

Im 1997 genehmigten Wappen der Gemeinde sind die Symbole für die letzte in Mitteleuropa an ihrem Standort erhaltene Waidmühle (Waidmühlstein), die Ersterwähnung im Güterverzeichnis des Klosters Hersfeld (Hersfelder Kreuz) sowie die Traube als Attribut des heiligen Wigbert zu sehen.

Sehenswürdigkeiten

Dorfkirche St. Wigbert

Die unter Denkmalschutz stehende Kirche St. Wigbert ist nach dem Schutzpatron des Ortes benannt. Der jetzige Bau – der Vorgänger war wesentlich kleiner – wurde ab 1483 in spätgotischem Stil gefertigt, beginnend mit dem in drei Jahren gebauten Wehrturm. Er liegt südlich vor dem Kirchenschiff, ist 42 Meter hoch und weist schlitzförmige Fenster, Wasserspeier, einen Umgang und eine Seigerglocke am Turmhelm für das Läuten der Zeit auf. Die reiche Innenausstattung der Kirche stammt zum Teil noch aus ihrer Entstehungszeit, als sie katholisch war. Im 18. Jahrhundert wurden drei übereinander liegende Emporen errichtet. Jede ihrer bemalten Kassetten weist ein anderes Muster auf. Die Deckenverzierung wurde ähnlich gestaltet. Der Flügelaltar von 1514 zeigt eine Marienkrönung. Eine gut mit ihrer Umgebung harmonierende Kanzelwand ist eine Stiftung aus späterer Zeit. Der Taufstein stand bereits in der Vorgängerkirche. Zwischenzeitlich hatte er Verwendung als Pferdetränke auf einem Bauernhof gefunden, er kehrte 1953 in das Gotteshaus zurück. Der ummauerte Kirchhof wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Friedhof aufgegeben. Die Kirche wurde nach der Wende aufwändig restauriert, woran sich auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz finanziell maßgeblich beteiligte.

Waidmühle

In Pferdingsleben befindet sich eine der wenigen erhaltenen Waidmühlen (kleine Waidmühle) in Mitteleuropa. Sie ist Eigentum der Gemeinde. In historischer Zeit wurde sie von Zugtieren betrieben, die den senkrecht stehenden Mahlstein im Kreis über das in der Mühlpfanne liegende Mahlgut zogen. Sie ist eine von ehedem mindestens drei Waidmühlen des Ortes. Eine zweite (die große Waidmühle) wurde nach 1896 auf das Gelände der heutigen ega in Erfurt umgesetzt. Eine dritte Waidmühle stand an Tümpels Haus, ihr Verbleib ist ungeklärt. Die steinernen Säulen der Waidmühlen, in deren Gabel der Mühlstein-Tragebalken lagerte, diente oft nach Einstellung des Mühlbetriebs als Steg über Bäche, zur Befestigung von Toreinfahrten, Zaunpfähle, Mauerabschlusssteine u. ä. Ein Mühlstein findet sich als unterster Stein der Nordwestecke der Kirche in Eschenbergen. Alle Mühlen lagen am damaligen nördlichen Ortsrand am großen und kleinen Angergarten (heute das Gebiet der Angerstraße), also an öffentlichen Rasenflächen in der Nähe eines Wasserlaufs, dem Mollbach. Der Mollbach entspringt im NSG Alacher See und mündet (heute) am nordwestlichen Ortsrand von Nottleben in die Nesse. Der letzte Pferdingslebener Waidbauer, Ernst Reinhardt, lieferte seine Produktion von etwa 2 to Ballenwaid an den Waidhändler in Erfurt, Stadtrat Freund. Die Waidmühle verkam nach und nach. Sie wurde als touristisches Denkmal in den 1950er Jahren wiederentdeckt, rekonstruiert und als Kulturdenkmal gestaltet. 1974 erfolgte eine erneute Rekonstruktion, die letzte Sanierung und Neugestaltung der Anlage geschah anlässlich der 1. Internationalen Waidtagung im Frühjahr 1992. (Siehe auch: Waidanbau in Thüringen)

Persönlichkeiten

  • Ernst Koch (1819–1894), Kammersänger und Musikpädagoge, geboren in Pferdingsleben

Literatur

  • Ines und Frank Baumert: Ortsfamilienbuch der Ortschaft Pferdingsleben in Thüringen von 1609 bis 1795. Pro Business, Berlin 2008, ISBN 978-3-86805-065-3.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Infotafel am Denkmal, Autor: Eberhard Brandt
Commons: Pferdingsleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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