Hessisches Hauptstaatsarchiv

Staatliche Ebene Land Hessen
Stellung Staatsarchiv
Aufsichtsbehörde Hessisches Landesarchiv
Hauptsitz Wiesbaden
Behördenleitung Nicola Wurthmann
Bedienstete ca. 70
Netzauftritt Hessisches Landesarchiv

Das Hessische Hauptstaatsarchiv Wiesbaden ist eine Abteilung des Hessischen Landesarchivs und hat seinen Sitz in der Landeshauptstadt Wiesbaden. Es dient neben dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt und dem Hessischen Staatsarchiv Marburg als Regionalarchiv und hat zusätzlich die Aufgabe des Zentralarchivs für die hessischen Verfassungsorgane, Ministerien und weitere Institutionen mit landesweiter Zuständigkeit.

Name

Das Archiv wurde mehrfach umbenannt. Es hieß

  • bis 1945: Preußisches Staatsarchiv Wiesbaden
  • bis 1958: Staatsarchiv Wiesbaden
  • bis 1963: Hauptstaatsarchiv Wiesbaden
  • seit 1963: Hessisches Hauptstaatsarchiv

Geschichte

Das Hessische Hauptstaatsarchiv geht auf die Archive der nassauischen Grafschaften und Fürstentümer zurück. Mit dem Eintritt der Fürsten von Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg zum Rheinischen Bund entstand im August 1806 das Herzogtum Nassau mit der Hauptstadt Wiesbaden. Die Änderung der Herrschaftsverhältnisse bedingte eine grundlegende Neuorganisation auch der Archivlandschaft. Das alte Regierungsarchiv der Linie Nassau-Usingen im Schloss Idstein erhielt nun die Funktion des herzoglichen Zentralarchivs, das die historischen Archivbestände der früheren Fürstentümer Nassau-Idstein und Nassau-Usingen aufnahm. Ihm unterstanden Außenstellen in Weilburg, Dillenburg und Hachenburg. Mit in das neue Zentralarchiv flossen die Archive jener mehr als 20 geistlichen und weltlichen Territorien ein, die 1803 beim Reichsdeputationshauptschluss aufgelöst und den nassauischen Fürstentümern zugeschlagen worden waren.

Die Annexion des Herzogtums Nassau durch Preußen nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 führte zu einer weiteren Verwaltungsneuorganisation. Zusammen mit der vormals Freien Stadt Frankfurt ging es im preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden auf. Um dem starken Zuwachs an Archivgut gerecht zu werden, errichtete die preußische Archivverwaltung 1881 einen Archivneubau in der Mainzer Straße in Wiesbaden. Dieses Archivgebäude, das 1908/1909 um ein Magazingebäude erweitert wurde, überstand den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet und wurde nach der Gründung des Landes Hessen im September 1945 zu einem der drei hessischen Staatsarchive. Es blieb regional zuständig für den Regierungsbezirk Wiesbaden. Auch nach dessen Auflösung 1968 betreut das Hauptstaatsarchiv bis heute das Archivgut der nachgeordneten staatlichen Dienststellen aus dessen ehemaligem Gebiet. Zusätzlich erhielt das Staatsarchiv Wiesbaden nach Gründung des Landes Hessen die Funktion eines Archivs für die zentralen Behörden und Institutionen des Landes – woraus sich die Bezeichnung Hauptstaatsarchiv ableitet.

Leitung

Bestände

Die Bestände gliedern sich in sechs Obergruppen:

  • Altes Reich
  • Herzogtum Nassau
  • Preußen
  • Land Hessen
  • Bestände nichtstaatlicher Herkunft (Kommunen, Parteien, Verbände, sonstige Körperschaften, sowie von Einzelpersonen)
  • Sonderbestände und Sammlungen (Unterlagen zum Liegenschafts-, Personenstands- und Bevölkerungswesen, Handschriften und Kopiare, Druckschriften, Manuskripte, Karten, Pläne, Bild- und Tongut, kulturgeschichtliche Sammlungen sowie Dokumentationen)

Altbestände

Die Altbestände umfassen:

Neuzugänge

Das Hessische Hauptstaatsarchiv besitzt eine doppelte Zuständigkeit:

Neben den Archivalien aus den Registraturen staatlicher Verwaltungen und kirchlicher Institutionen werden ergänzend auch Unterlagen nicht-staatlicher Herkunft verwahrt, etwa von Parteien und Verbänden sowie Nachlässe von Wissenschaftlern, Personen der Zeitgeschichte und Politikernachlässe, so etwa von Karl Geiler, Erwin Stein, Heinrich Troeger und Holger Börner.

Umfang

Derzeit verwahrt das Hessische Hauptstaatsarchiv Bestände in einem Umfang von

Weitere Funktionen

Im Gebäude des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden haben auch weitere zentrale Aufgabenbereiche für das Hessische Landesarchiv ihren Sitz:

  • die Verfilmung historisch wertvoller hessischer Archivbestände im Auftrag des Bundes;
  • Federführung bei der Entwicklung und dem Betrieb moderner Archivinformationstechnologie, etwa des Archivinformationssystems Arcinsys;
  • Digitales Archiv Hessen, das digitales Archivgut, sogenannte born digitals, aufnimmt (seit Ende 2009)
  • Zentrale Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Herausgabe der Archivnachrichten aus Hessen, des Tätigkeitsbereits des Hessischen Landesarchivs sowie Betreuung der zentrale Homepage des Landesarchivs)

Das Gebäude

Die Übernahme von Archiv- und Registraturgut aus den aufgelösten Behörden der Nachkriegszeit und der Zugang neuen Schriftguts aus den obersten Landesbehörden zehrten die Magazinkapazitäten rasch auf. Der zwischen 1981 und 1985 in der Mosbacher Straße in Wiesbaden errichtete Neubau spiegelt den aktuellen Stand der Archivtechnik und gilt noch heute als mustergültiger Archivzweckbau mit einem Fassungsvermögen von rund 70 km laufendem Archivgut. Das alte Archivgebäude aus dem 19. Jahrhundert in der Mainzer Straße wurde nach dem Umzug abgerissen.

Literatur

nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet

  • Klaus Eiler: 200 Jahre Zentralarchiv. In: Archivnachrichten aus Hessen 16/2 (2016), S. 27–29.
  • Carl Christian Wahrmann: Der Weg der Akten. Das Herzogliche Hausarchiv und seine Übergabe an ds Staatsarchiv Wiesbaden. In: Archivnachrichten aus Hessen 18/1 (2018), S. 50–55.
  • Winfried Schüler: 25-jähriges Neubaujubiläum des Hessischen Hauptstaatsarchivs – Rückblick eines Beteiligten. In: Archivnachrichten aus Hessen 1 (2010), S. 15–17.
Commons: Hessisches Hauptstaatsarchiv – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gesetz zur Neuregelung des Archivwesens und des Pflichtexemplarrechts. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. Nr. 24, 2012, ISSN 0342-3557, S. 458–463 (online).
  2. Meldung über die Amtseinführung von Frau Nicola Wurthmann auf der Webseite des Hessischen Hauptstaatsarchivs.
  3. Franz-Josef Sehr: Vor 50 Jahren: Entstehung der Gemeinde Beselich. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2021. Limburg 2020, ISBN 3-927006-58-0, S. 41–48.
  4. Arcinsys Datenbank.

Koordinaten: 50° 3′ 48″ N,  14′ 22″ O

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