Die evangelische Stadtkirche Biesenthal ist ein einschiffiger Sakralbau mit dreiseitig geschlossenem Chor in der Stadt Biesenthal im Landkreis Barnim in Brandenburg.

Geschichte

Das zuvor slawische Siedlungsgebiet wurde im 13. Jahrhundert von den Askaniern besiedelt. Aus dem Jahr 1258 ist der Sitz einer Vogtei erstmals urkundlich erwähnt. In dieser Zeit muss die Gemeinde eine Feldsteinkirche errichtet haben. Die Lage der Kirche abseits des einstigen Dorfmittelpunktes lässt vermuten, dass der Bau vor der Entstehung der Marktsiedlung erfolgte. Im 16. Jahrhundert stand die Kirche unter dem Patronat derer von Arnim. 1544 stiftete ein Mitglied dieses Adelsgeschlechts Geld für den Bau einer doppelten Turmspitze. Dies geht aus einer 1713 gefundenen Urkunde im Turmknopf hervor. Der Bau wurde mitsamt seiner Ausstattungsgegenstände bei einem Brand 1756 bis auf den Unterbau des rechteckigen Westturms zerstört. Die Stadt baute die Kirche in den Jahren 1764 bis 1767 unter Einbeziehung der Umfassungsmauern im Stil des Barock wieder auf. So entstand eine Saalkirche mit einem eingezogenen, dreiseitig geschlossenen Chor. In den Jahren 1858 und 1859 errichtete die Gemeinde den quadratischen Turmaufsatz mit Spitzhelm sowie eine kleine Sakristei östlich des Chors. 1859 schenkte der Orgelbauer Ferdinand Dinse der Gemeinde eine Orgel. Im Jahr 1940 erfolgte eine Innenausmalung; 1973 erhielt das Bauwerk eine Warmluftheizung sowie in den Jahren 1975 und 1976 ein neues Dach. In den Jahren 1978 und 1979 baute die Gemeinde neue Fenster ein und erneuerte in den Jahren 1978 bis 1981 den Putz. 1988 sowie in den Jahren 2008 bis 2010 restaurierte die Gemeinde die Kirche. Bei der letzten Sanierung entdeckte die Gemeinde hinter dem Putz der Fassade Mauerreste aus der Zeit vor dem großen Brand sowie im Dachstuhl des Chors Zuganker aus dem Jahr 1719.

Architektur

Die Saalkirche ist ein verputzter Bau, der in seiner Breite ein wenig schmaler als der ältere Westturm ausgeführt wurde. Auf der Nord- und Südseite des Schiffs befinden sich je fünf hohe korbbogenförmige Fenster. Sie sind mit einer Hohlkehle sowie einem umlaufenden Kämpfer in Höhe des Gesimsbandes verziert. Das jeweils mittlere Fenster ist kleiner ausgeführt, um Platz für das darunter befindliche, barocke Portal mit einer mintfarbenen, doppelflügeligen Holztür zu lassen. Das südliche Portal ist darüber hinaus mit einer Kartusche verziert. Die Fenster im Chor sind in einer ähnlichen Ausführung wie die Schiffsfenster gestaltet, jedoch in Höhe des Gesimses gerade ausgeführt.

Der Unterbau des 42 Meter hohen Turms besteht aus gleichmäßig behauenen Feldsteinen mit einem dreifach abgetreppten, spitzbogigen Portal, dessen Bogen innen verputzt ist. Oberhalb des Portals befinden sich an den drei Seiten des Turms schlitzartige Fenster. Ungefähr in der Mitte des mit rotem Biberschwanz gedeckten Satteldachs wird der Turm in einem quadratischen Aufsatz mit einer schmaleren Kantenlänge weitergeführt. In diesem Bereich ist er wie auch das Schiff und der Chor mit einem hellen Putz versehen. An drei Seiten befinden sich korbbogenförmige Klangarkaden sowie an vier Seiten eine Kirchturmuhr mit schwarzen Zeigern auf einem weißen Ziffernblatt. Die Ecken des Turms sind mit genuteten Ecklisenen gegliedert.

Ausstattung

Durch den Brand im 18. Jahrhundert sind keine ursprünglichen Ausstattungsgegenstände mehr vorhanden. Der Kanzelaltar stammt aus der Zeit um 1770 und ist mit Rocaille-Ornamenten verziert. Die hölzerne Fünte stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die Messingkronleuchter aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Die hölzerne Empore steht auf toskanischen Säulen und umfasst die Nord-, West- und Südseite des Innenraums. An den Längsseiten des Schiffs ist sie zweigeschossig ausgeführt. Auf der Westempore befindet sich die Dinse-Orgel von 1859 mit 20 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Sie wird von Sprüchen aus dem Jahr 1940 umrahmt, die auf den Brüstungsfeldern angebracht sind.

Literatur

  • Georg Dehio (Bearb. Gerhard Vinken u. a.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4.
  • Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Geschichte – Architektur – Ausstattung, Lukas, Berlin 2001 (Kirchen im ländlichen Raum, Bd. 1), ISBN 3-931836-67-3.
Commons: Stadtkirche Biesenthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orgel auf der Website des Instituts für Orgelforschung

Koordinaten: 52° 46′ 0,2″ N, 13° 37′ 52,8″ O

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