Stadwijk
VOC-Konvoi in der Tafelbucht 1762
Schiffsdaten
Flagge Republik der Vereinigten Niederlande Vereinigte Niederlande
Schiffstyp Ostindienfahrer
Eigner Niederländische Ostindien-Kompanie
Bauwerft Schiffswerft der V.O.C, Amsterdam
Stapellauf 1753
Verbleib 1758 gesunken auf dem Weg nach Japan
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 150 voet m (Lüa)
Verdrängung 1150 t
 
Besatzung 347–356
Takelung und Rigg
Anzahl Masten 3

Stadwijk war der Name eines Frachtseglers der VOC, der ab 1754 zwei Mal nach Ostindien reiste und 1758 auf einer Reise von Batavia nach Deshima vor Japan verloren ging.

In der Werft

Die Stadwijk (auch: Stadtwijk) war ein Ostindienfahrer, der 1753 für die Kammer von Amsterdam der Niederländischen Ostindien-Kompanie (Niederländisch: Vereenigde Oost-Indische Compagnie; VOC) in den Amsterdamer Werften als 1150-Tonnen-Schiff mit einer Länge von etwa 45 Metern gebaut wurde.

Jungfernfahrt nach Asien

Aufbruch von Texel

Ihre erste Ostindienfahrt begann die Stadwijk als Fracht- und Truppentransport am 2. November 1754 von der Insel Texel aus. Texel spielte eine wichtige Rolle für die Reisen der VOC. Vor der Abfahrt wurden die Schiffe auf der Reede von Texel vor Anker gelegt, wo sie mit Proviant versorgt wurden und günstige Wetterbedingungen abwarteten. Die Stadwijk stand unter dem Kommando des unvermählten Kapitäns Willem Vrucht (auch: Vrugt) aus Amsterdam, der auf dem Schiff seine erste Stellung als Kapitän für die Kammer von Amsterdam antrat. An Bord waren 194 Seeleute, 150 Soldaten (darunter Fredrik August von Ramdohr aus Hannover als Sergeant mit Befehl über die Soldaten an Bord) und 12 Handwerker, also insgesamt 356 Personen. Die Stadwijk segelte, zusammen mit der Amelisweert, zunächst nach England, und lag vom 6. bis zum 17. November 1754 bei Portsmouth, wo zwei Seeleute und ein Soldat von den Engländern gepresst wurden, während bei der Amelisweert ein Seemann gepresst, ein anderer getötet wurde. Während der anschließenden Seereise über den Atlantik starben sieben Seeleute an Bord. Man ging verspätet am 8. März 1755 in Kapstadt vor Anker, wo 20 Seeleute (etwa Schiffszimmermann Huijbert Gaasbeek aus Bloemendaal, der um Aufnahme in die Bürgerschaft der Kapkolonie ersuchte), 13 Soldaten (etwa der Schiffsbäcker Christian Ludolff aus Spangenberg) und zwei Handwerker von Bord der Stadwijk gingen. Vor der Weiterfahrt am 2. April 1755 waren 4 Seeleute, 2 Soldaten, 1 Handwerker und 1 Passagier zugestiegen.

Weiterfahrt nach Ostindien

Die Stadwijk setzte von Kapstadt aus, vereinigt mit weiteren Schiffen, die Reise wohl über Niederländisch-Ceylon und die Koromandelküste fort, wobei am 17. Juni 1755 der Sergeant von Ramdohr spurlos verschwand und als vermisst gemeldet wurde. Er war an diesem Tag nicht bei der Musterung erschienen. Der Grund war unbekannt und im Schiffs-Soldbuch ist er als abwesend, nicht als verstorben verzeichnet. Man erreichte Niederländisch-Indien und warf Anker in der Straße von Bantam, wo die überlebenden 103 Soldaten die Stadwijk verließen. Am 14. Juli 1755 trafen die Stadwijk und 't Huys ten Boede aus der Heimat (Patria), zusammen mit der De Drie Papegaaien aus Persien, schließlich am Zielhafen Batavia ein. Die Stadwijk war mit 156 Seeleuten, 11 Handwerkern und dem besagten Passagier an Bord eingetroffen. Auf dieser Reise mit der Stadwijk waren insgesamt 20 Seeleute, 34 Soldaten und 1 Handwerker verstorben.

Verbleib der Soldaten nach der ersten Fahrt

Bei der Ankunft in Batavia am 14. Juli 1755 sind keine Soldaten mehr an Bord gewesen.
Laut den Zahlen zugestiegene Soldaten:

  • 150 bei Abfahrt + 2 am Kap an Bord (+ 152 Zustiege)

Laut den Zahlen abgegangene Soldaten:

  • 1 gepresst in Portsmouth + 13 am Kap von Bord + 34 Tote + 103 in Bantam gelandet (- 151 Abgänge)

Die Differenz könnte sich durch den einen am 17. Juni 1755 vermissten Sergeant von Ramdohr erklären. Möglicherweise ist dieser bei einem Zwischenhalt an Stützpunkten in Ceylon oder der Koromandelküste unangemeldet von Bord gegangen.

Retourfahrt mit Passagieren

In der Vorbereitungsphase wurden die Offiziere, Passagiere und Sträflinge sowie entlassenen Soldaten für die Heimreise nach Europa bestimmt. Vrucht wurde zum Kommandeur der Retourflotte ernannt, und gab Erklärungen auf der Stadwijk zur Heimreise nach Europa am 18. Oktober 1755, sowie zur Nutzung des Frachtraums seines Schiffs am 27. Oktober ab. Am 29. Oktober fuhren die Retourschiffe von der Binnenreede ab, und Kapitän Vrucht wurde am 30. Oktober als Kommandeur der Retourflotte nach üblichem Zeremoniell auf der Reede vorgestellt. Kapitän Vrucht musste nun nicht nur sein eigenes Schiff, sondern einen ganzen Konvoi kommandieren, in dem, wie damals üblich, mehrere Schiffe zugleich zusammengefasst waren, unter anderem die ‘t Huijs te Manpad, Toornvliet, Delft und die Langewijk. Bei der Abfahrt am 30. Oktober 1755 waren 112 Seeleute, 16 Soldaten, 13 Handwerker und 27 Passagiere an Bord der Stadwijk, darunter die gequalificeerden Herren Jan Cornelis Convert, Rudolph Muntz, Hendrik van Homoet, Hermanus Hacko van der Veen und Gualter van der Beets, eine Sklavin und fünf Sträflinge, deren Transport bereits in Resolutionen des Kastells Batavia vom 24. März, 7. Juli, 19. September 1755 und 2. Februar 1755 angeordnet worden war. Nach dem Tod von sieben Seemännern der Stadwijk auf der Überfahrt, gingen am 28. Dezember 1755 in Kapstadt 20 Seemänner von Bord, und am 3. März 1756 segelte man zurück nach Texel, das am 26. Juli 1756 erreicht wurde. Kommandeur Willem Vrucht gab kurz darauf sein Kommando ab und blieb zunächst (repatriiert) in der Heimat. Einige Zeit später war er, bis zu seinem Tod im Jahr 1765, der Superintendent (gewähltes Provinzoberhaupt) von Kapstadt, ein begehrter Posten, der regelmäßig an einen ehemaligen VOC-Kommandeur vergeben wurde.

Zweite Reise nach Asien

Unter einem neuen Kapitän, Pieter de Roode, segelte die Stadwijk mit 182 Seeleuten, 158 Soldaten, 6 Handwerkern und 6 Passagieren am 7. Dezember 1756 von Texel im Konvoi zusammen mit sechs weiteren Schiffen, der Amelisweert, Bronstede, de vrouwe Petronella Maria, Leimuiden, Lekkerlust und Ruiskenstein. Nach kurzer Reise wurden Schiffe des Konvois am Kap Finisterre erneut von englischen Kriegsschiffen auf kriegsrelevante Ladung inspiziert und nach einiger Verzögerung passieren gelassen. Durch die Windverhältnisse lockerte sich die Formation des Konvois beträchtlich. Der Stadwijk war zuerst, und etwa einen Tag danach war die Amelisweert am 4. April 1757 bei "de Caepsche Rede" in Kapstadt eingelaufen. 33 Seeleute und 40 Soldaten verließen hier das Schiff. Dafür stiegen 5 Seeleute und 11 Soldaten zu und nach 23 Tagen wurde die Reise in einem neu formierten Konvoi, zusammen mit Amelisweert und de vrouwe Petronella Maria, fortgesetzt. In Anbetracht der Jahreszeit nahmen die drei Schiffe die offizielle Route für den Südosthandel entlang des vierzigsten Breitengrads. Nach Aufzeichnungen von Iman Wilhelm Falck an Bord der Amelisweert kam ungefähr am 1. Juli die javanische Küste in Sicht. Am 4. Juli 1757 erreichte die Stadwijk Bantam, und am 7. Juli kam man in Batavia an.

Gut ein Jahr später, am 27. Juni 1758, brach die Stadwijk, zusammen mit der Leimuiden, von Batavia nach Deshima auf. Beide Schiffe gerieten in einen Sturm. Die Stadwijk wurde schwer beschädigt und erreichte Japan nicht. Die Leimuiden kam am 1. August 1758 in Deshima an, und fuhr zurück nach Batavia, wo nach ihrer Ankunft ungefähr im Januar 1759 die Stadwijk als verlorengegangen gemeldet wurde.

Literatur

  • Frederik J. L. van Dulm (Universiteit Leiden 2012): ‘Zonder eigen gewinne en glorie’ Mr. Iman Wilhelm Falck (1736–1785), gouverneur en directeur van Ceylon en Onderhorigheden Dissertation als PDF. Einsichtnahme 15. Mai 2020
  • Brujin J. R.: Commanders of Dutch East India Ships in the Eighteenth Century. Boydell Press, 2011, ISBN 978-1-84383-622-3.

Einzelnachweise

  1. Die 1749 gebaute Noord-Nieuwland war mit 265 Mann, 880 Tonnen und 110 voet vgl. Eintrag vocsite.nl deutlich kleiner als die Stadwijk, gibt aber dennoch ein gutes Beispiel für das Erscheinungsbild eines damaligen niederländischen Spiegelretourschiffs
  2. Die 1749 gebaute Noord-Nieuwland war mit 265 Mann, 880 Tonnen und 110 voet vgl. Eintrag vocsite.nl deutlich kleiner als die Stadwijk, gibt aber dennoch ein gutes Beispiel für das Erscheinungsbild eines damaligen niederländischen Spiegelretourschiffs
  3. www.vocsite.nl. Abgerufen am 14. Mai 2020.
  4. texel.net Einsichtnahme 14. Mai 2020
  5. Periode: 1699, 1794: VOC: Opvarenden, Voornaam opvarende: Willem. Abgerufen am 15. Mai 2020 (niederländisch).
  6. später nach der Rückkehr aus Asien nahm er 1756 in Amsterdam seinen Abschied vom Dienst
  7. darunter Cornelis de Cock (*1735 in Emden; † 1810 Groningen) als Konstabelmaat (NA, VOC Inv. Nr. 6317 Grootboek Stadwijk)
  8. Eintrag auf operarch.nl; abgerufen am 18. Mai 2020.
  9. Dutch-Asiatic Shipping in the 17th and 18th centuries. 2. Februar 2015, abgerufen am 9. April 2020.
  10. Eintrag in PDF von ceylondatabase, abgerufen am 15. Mai 2020.
  11. Die Amelisweert (Kapitän Jakob Wiebe, vgl. vocsite.nl) war bereits am 6. Februar 1755 am Kap angekommen; blieb dort bis 9. März 1755 und kam 31. Mai 1755 in Batavia an; weiter mit neuem Befehlshaber Herbert Vermeulen, nach Deshima 26. Juni 1755, Ankunft 3. August 1755.
  12. H. C. V. Leibbrandt: Precis of the Archives of The Cape of Good Hope. Requesten (Memorials) 1715-1806 Band II.(CAPE TOWN and LONDON, CAPE TIMES LIMITED, GOVERNMENT PRINTERS, 1906); No. 4., No. 35. Online bei archive.org; Einsichtnahme mit Suchwort Stadwijk 15. Mai 2020
  13. Der Zwischenstopp konnte sehr angenehm sein. Aus der Korrespondenz des aus einer ostfriesischen Familie stammenden Iman Wilhelm Falck konnten einige Schlüsse über den damaligen Aufenthalt des jungen onderkoopman Jan Wittewaal am Kap gezogen werden Der onderkoopman erschien vor dem Gouverneur, wurde bei prominenten Familien zum Abendessen bei hochgelobtem Kapwein, meist aus dem Landgute Constantia, und auf Bälle eingeladen(siehe van Dulm 2012; Seite 81)
  14. In Notizen des Iman Willem Falck über die Ankunft vor Bantam bei einer späteren Reise am 12. Juli 1757 an Bord der Amelisweert, im Konvoi mit der Stadwijk, wird dazu berichtet, dass der jeweilige Kapitän eines Schiffes (dort: Pieter Huisman bzw. schipper Huijsman) für den reibungslosen Abschluss der Überfahrt eine Prämie gemäß den geltenden Vereinbarungen kassierte. Bei der Ankunft vor Bantam kam für gewöhnlich auch der Equipagemeester, zugleich Kommandeur der Reede, an Bord. Er war für alle maritimen Angelegenheiten der VOC in Asien verantwortlich. Ebenfalls kam ein Steuerbeamter, der Waterfiskaal an Bord, um eine Inspektion von Besatzung, Schiff und Fracht vorzunehmen. Diese Beamten regelten die etwaige Überführung von Besatzungsmitgliedern auf andere Schiffe oder deren Abgang an Land. Dem Reisenden Iman Wilhelm Falck wurde erlaubt von der Amelisweert am 13. Juli auf ein kleineres Schiff umzusteigen, das schließlich in Batavia landete".
  15. Indonesischer Archiv-Eintrag auf Arsip Nasional Republik Indonesia, abgerufen am 14. Mai 2020.
  16. hier verließ Jan Wttewaal das Schiff Stadwijk. (NA, Collection Wttewaal van Staveren, Inv. Nr. 42) Jan Wttewaal (geboren 1734 in Utrecht als Mitglied einer Bürgermeisterfamilie; 1804 Utrecht) war Sohn des Hendrik Assuerus Wttewaal, Herr von Stoetwegen, und der Margaretha van Suchtelen, Neffe des Generaldirektors (Directeur-generaal) Breton; 1754 segelte Jan Wttewaal mit der Stadwijk zusammen mit Cornelis de Cock (NA, VOC Inv. Nr. 6317 Grootboek Stadwijk). Mit Qualität und Rang eines Unterhändlers (Onderkoopman) kam er am 14. Juli 1755 in Batavia an und diente dort der VOC zunächst in niedrigeren Verwaltungspositionen (1755 Außenmitarbeiter in Batavia; 1756 durch den Direktor van der Parra zum Kommissar im Zuckerpackhaus befördert; 1759 Chefkaufmann (opperkoopman) der Amsterdamer Kammer). Am 14. Dezember 1759 wurde er durch Entscheidung der Hooge-Regierung zum Residenten des Comptoirs Gorontalo in Celebes ernannt, das zu jener Zeit dem Gouverneur von Ternate unterstand. Er trat diesen Dienst im Laufe des Jahres 1760 an. Nachdem er auf seine Bitte hin am 14. Dezember 1771 vom Generalgouverneur und vom Rat eine ehrenvolle Entlassung erhalten hatte, um nach Europa zurückzukehren, übergab er sein Amt am 5. Dezember 1772 dem Nachfolger Reinier Houque. Abgereist im Herbst 1774 an Bord der Alkemade von Batavia, kehrte er am 23. Juni 1775 in die Niederlande nach Utrecht zurück; siehe Archivalien Natinaalarchief und Collectie Wttewaal van Staveren bei ganetha.nl (abgerufen am 15. Mai 2020)
  17. Der erwähnte Vermisste, Fredrik August von Ramdohr aus Hannover, Sergeant mit Befehl über die VOC-Soldaten, muss um 1730 geboren sein, etwa als Sohn des Friedrich August von Ramdohr (* 6. Oktober 1695 in Celle), großfürstlich-russischer und herzoglich-holsteinischer Etatsrat, möglicherweise im nahe zu den Niederlanden gelegenen oldenburgischen oder durch askanisches Allod russischen Gebiets um Jever.
  18. databases.tanap.net Suchwort Stadwijk. Einsichtnahme 14. Mai 2020
  19. vgl. Arsip Nasional Republik Indonesia NA 1.04.02 2845 Batavia 160
  20. sejarah-nusantara.anri.go.id file 2585, folio 154-155; Indonesischer Archiv-Eintrag in den Marginalia zu den Tages-Journalen von Batavia 1659-1807; Einsichtnahme 19. Mai 2020
  21. Scan der Seite zu Willem Vrucht im Original-Groetbuch der Stadwijk; Archivblock Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) Inventarnummer 6317
  22. analog zur Rangbezeichnung in britischen Kolonien, siehe Superintendent (Neuseeland)
  23. siehe Brujin J. R. (2011) Seite 64
  24. wohl der Vater des Hilfsmatrosen (Hooploper) Jan de Roode aus Amsterdam, der bei der oben geschilderten ersten Konvoi-Reise vom 2. November 1754 an Bord der Amelisweert gewesen war und nach der Rückkehr am 28. Juli 1756 in Amsterdam abgemustert hatte (Online-Eintrag nationaalarchief.nl); Kapitän Pieter de Roode ist sehr wahrscheinlich auf der Stadwijk vor Japan 1758 gestorben
  25. Frits J. L. van Dulm (Amersfoort 2012) S. 80
  26. Die kleinere Bronstede mit 142 Mann unter Willem Klump (125 voet Länge, 600 Tonnen) war erst am 24. April angekommen und segelte dann vom 16. Mai bis 28. August 1757 nach Bengalen. Sie ging 1763 zwischen Batavia und dem Kap der Guten Hoffnung verloren.
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