Stanisław Hernisz (* um 1805 in Warschau; † 20. April 1866 in London) war ein jüdisch-polnischer Freiheitskämpfer und Schriftsteller.

Geboren in einer wohlhabenden Familie jüdischer Kaufleute, besuchte er die Warschauer Rabbinerschule. Fortschrittlich gesinnt, nach dem Ausbruch des polnischen Novemberaufstands 1831/1832 versuchte er trotz des Widerstandes konservativer Kreise gemeinsam mit Józef Berkowicz, dem Sohn von Berek Joselewicz eine jüdische Freiwilligenabteilung zu gründen. Um junge Juden zur Teilnahme am Aufstand aufzumuntern, schrieb ein patriotisches Lied, das im Posener J.K.-Żupański-Verlag erschien. Die Musik des Liedes stammte aus Frédéric Chopins Lied „Hulanka“ (Schwelgerei, Op. 74 Nr. 4, 1830) wurde aber von C-Dur nach E-Dur transponiert.

Hej Polaku, hej rodaku
Pochwyć oręż w dłoń
Słodkie blizny, dla Ojczyzny
Za Moskalem goń!
(sechs Strophen)

O du Pole, o du Landsmann
Greife zur Waffe,
Süß sind die Schrammen, fürs Vaterland erlitten
Vertreibe den Moskowiter!
(sechs Strophen)

Hernisz nahm im Dienstgrad eines Leutnants im 1. Masurenregiment am Novemberaufstand teil. Nach dem Scheitern des Aufstandes kam er nach Frankreich, wo er sich mit Publizistik beschäftigte. In Frankreich trat er in den Dienst des amerikanischen Außenministeriums ein. Danach emigrierte er in die Vereinigten Staaten und erhielt nach einem Medizinstudium den Doktortitel (M. D.). Danach wurde er Attaché bei der amerikanischen Botschaft in China. Hernisch war auch mit der medizinischen Betreuung des Botschaftspersonals beauftragt. Er wurde Mitglied von American Oriental Society und erlernte die chinesische Sprache. Am 6. Mai 1845, schon nach seiner Rückkehr aus China, veröffentlichte er eine Abhandlung über die chinesische Sprache. Hernisz gab 1854 in Boston ein Englisch-Chinesisches Konversationshandbuch für Amerikaner und Chinesen in Kalifornien und woanders bestimmt heraus. Das Buch sollte bei der Verständigung mit chinesischen Goldgräbern behilflich sein, die nach Kalifornien während des kalifornischen Goldrauschs 1848 bis 1854 kamen.

Nach seiner Rückkehr übte er eine Arztpraxis in Kalifornien aus.

Er starb in London während einer Dienstreise nach China, wo er einen Posten an der amerikanischen Botschaft übernehmen sollte.

Literatur

  • Midrasz Nr. 1 (31), Warschau, November 1999, ISSN 1428-121X, S. 45.
Commons: Stanisław Hernisz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fryderyk Chopin: Pieśni i piosnki: na głos z fortepianem. Warschau: Fundacja Wydania Narodowego Dzieł Fryderyka Chopina; Krakau: Polskie Wydawnictwo Muzyczne SA, 2008, ISMN 979-0-9013328-6-7.
  2. L'exile de la Pologne : recueil de contes et de morceaux littéraires originaux et traduits du polonaise. P. 1: (Ausg. Jakub Malinowski, Stanisław Hernisz, Napoleon Kraczak) Dijon, 1833 (Polen im Exil)
  3. Bulletin of the Proceedings of the National Institute for the Promotion of Science, 1846: From Stanislaus Hernisz, late Attaché of the U. S. Chinese Mission, May 6, 1845: On the Chinese language, with illustrations &c
  4. http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10572609_00005.html Bayerische StaatsBibliothek Digital
  5. Daily Alta California, Band 6, Nr. 82, 28. März 1855: Stanislas Hernisz, Bush Street, Next door to the Financial Mail. Office hours, from 10 A. M. to 1 P. M. The Doctor speaks the English, French, Spanish, Italian and German languages.
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