Stanley Fischer (hebräisch סטנלי פישר; * 15. Oktober 1943 in Mazabuka, Nordrhodesien, heute Sambia) ist ein israelisch-amerikanischer Ökonom und bis Oktober 2017 stellvertretender Vorsitzender der Federal Reserve. Er ist ehemaliger Gouverneur der israelischen Zentralbank Bank of Israel (von 2005 bis 2013).

Kindheit und Ausbildung

Fischer kam in der ehemals nordrhodeischen Stadt Mazabuka als Kind europäisch-jüdischer Einwanderer zur Welt. Im Alter von 13 Jahren siedelte die Familie nach Südrhodesien (heute Simbabwe) um, wo er unter anderem in der Zionistischen Jugendbewegung Habonim aktiv wurde. Fischer erwarb später den Bachelor of Science und anschließend einen Master of Science in Wirtschaftswissenschaften an der London School of Economics, an der er von 1962 bis 1966 studierte. Er erwarb 1969 einen Ph.D. am Massachusetts Institute of Technology. Im Jahr 1976 erwarb er die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Karriere

Am Massachusetts Institute of Technology wirkte er von 1977 bis 1988 als Professor. Dort schrieb er zwei weitbeachtete Lehrbücher: Macroeconomics (mit Rudiger Dornbusch und Richard Startz) und Lectures in Macroeconomics (mit Olivier Blanchard).

Vom Januar 1988 bis zum August 1990 war er Vizepräsident der Weltbank und wurde später, vom September 1994 bis Ende August 2001, erster stellvertretender Direktor des Internationalen Währungsfonds. Nachdem er den IWF verlassen hatte, wurde er stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Citigroup. Fischer war bei der Citigroup vom Februar 2002 bis zum April 2005.

Am 1. Mai 2005 wurde er zum Gouverneur der israelischen Zentralbank ernannt. Er war durch Ariel Scharon und Finanzminister Benjamin Netanjahu am 9. Januar 2005 für den Posten nominiert worden. Fischer war bereits 1985 als US-amerikanischer Berater für die israelische Zentralbank tätig. Um seine neue Funktion antreten zu können, wurde Fischer israelischer Staatsangehöriger, indem er als Jude das Rückkehrgesetz in Anspruch nahm, behielt aber seine US-amerikanische Staatsbürgerschaft bei. Er ersetzte David Klein, dessen Amtszeit bei der israelischen Zentralbank am 16. Januar 2005 geendet hatte.

Am 11. Juni 2011 wurde seine Bewerbung auf den Vorsitz des IWF bekannt. Am 13. Juni 2011 wurde seine Kandidatur vom IWF aus Altersgründen abgelehnt, da Kandidaten laut Statuten nicht älter als 65 Jahre alt sein dürfen. Für eine Änderung der Statuten fand sich keine Mehrheit. Fischer war zum Zeitpunkt seiner Bewerbung 67 Jahre alt.

Fischer gab sein Amt als Gouverneur der israelischen Zentralbank per 30. Juni 2013 ab.

Am 28. Mai 2014 wurde Fischer stellvertretender Vorsitzender der US-Notenbank Fed. Anfang September 2017 verkündete er nach Differenzen mit US-Präsident Donald Trump sein vorzeitiges Ausscheiden aus der Fed, der Mitte Oktober wirksam wird. Seine reguläre Amtszeit als Vize-Präsident endet am 12. Juni 2018, die Mitgliedschaft in der Fed war auf den 31. Januar 2020 terminiert.

Ehrungen

Literatur

Artikel über Fischer

Commons: Stanley Fischer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bank of Israel governor Stanley Fischer submits candidacy for IMF chief.
  2. Israels Zentralbankchef kandidiert für IWF-Posten.
  3. IWF lehnt Fischers Kandidatur ab in: Handelsblatt vom 14. Juni 2011.
  4. Präsident von Bank Israel kündigt Rücktritt an. (Memento vom 29. Juli 2014 im Internet Archive) Abgerufen am 11. September 2013.
  5. http://federalreserve.gov/newsevents/press/other/20140528a.htm.
  6. US-Zentralbank: Trump-Kritiker Fischer tritt überraschend zurück. In: Spiegel Online. 7. September 2017, abgerufen am 7. September 2017.
  7. Bernhard-Harms-Preis. ifw-kiel.de, archiviert vom Original am 14. Juni 2013; abgerufen am 15. Juni 2013.
VorgängerAmtNachfolger
Anne O. KruegerChefökonom der Weltbank
1988–1990
Lawrence Summers
David KleinGouverneur der Bank of Israel
2005–2013
Karnit Flug
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