Stannit
Stannit aus der Fabulosa Mine, Provinz Larecaja, Department La Paz, Bolivien (Kristallgröße 2 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Stn

Chemische Formel Cu2FeSnS4
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.06
II/C.06-060

2.CB.15a
02.09.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol tetragonal-skalenoedrisch 42m
Raumgruppe I42m
Gitterparameter a = 5,443 Å; c = 10,73 Å Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen!
Formeleinheiten Z = 2 Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen!
Zwillingsbildung nach (111)
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4
Dichte (g/cm3) 4,3 bis 4,5
Spaltbarkeit undeutlich
Bruch; Tenazität uneben, spröd
Farbe stahlgrau mit olivgrüner Tönung
Strichfarbe schwarz
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten zersetzt sich in HNO3

Stannit, auch bergmännisch als Zinnkies oder Zinn-Kupferglanz bzw. synonym als Stannin, Kassiterolamprit oder Volfsonit bekannt, ist ein Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der chemischen Formel Cu2FeSnS4. Stannit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem, tritt jedoch meist in derben, körnigen Massen stahlgrauer Farbe auf und bildet nur sehr selten Kristalle in Tetraederform. Durch Substitution können manche Stannite bis zu 2 % Indium enthalten.

Stannit zählt nicht zu den Stannite genannten Salzen der Zinnsäure.

Etymologie und Geschichte

Der Mineralname leitet sich von dem chemischen Element Zinn (lat. stannum) ab, welches in Stannit enthalten ist. Der Abbau von Stannit ist für das 3. Jahrtausend v. Chr. in Tadschikistan belegt. Erstmals chemisch untersucht wurde Stannit 1797 und 1810 von Martin Heinrich Klaproth. Er untersuchte Erz aus St Agnes in Cornwall, was auch als Typlokalität gilt.

Klassifikation

In der Systematik nach Strunz wird Stannit bei den Sulfiden und Sulfosalzen klassifiziert. Es wird zu den Sulfiden mit einem Verhältnis vom Metall zu Schwefel, Selen oder Tellur von 1:1 gezählt. In der achten Auflage bildete es mit Barquillit, Briartit, Černýit, Famatinit, Ferrokësterit, Hocartit, Kësterit, Kuramit, Luzonit, Permingeatit, Petrukit, Pirquitasit, Rhodostannit, Sakuraiit, Toyohait und Velikit eine Gruppe. In der neunten Auflage werden die Sulfide zusätzlich nach Kationen unterteilt, dort bildet Stannit mt Černýit, Ferrokësterit, Hocartit, Idait, Kësterit, Kuramit, Mohit, Pirquitasit, Stannoidit und Velikit eine Untergruppe der Metallsulfide mit einem Verhältnis von Metall zu Schwefel, Selen oder Tellur von 1:1 und Zink, Eisen, Kupfer oder Silber.

In der Systematik der Minerale nach Dana bildet es mit Černýit, Briartit, Kuramit, Sakuraiit, Hocartit, Pirquitasit, Velikit, Kësterit, Ferrokësterit und Barquillit die Stannit-Untergruppe der Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung Am Bn Xp, mit (m+n):p=1:1.

Modifikationen und Varietäten

Stannit und Kësterit bilden eine Mischkristallreihe, bei der Eisen und Zink gegeneinander ausgetauscht werden können. Im Stannit überwiegt dabei Eisen, während Kësterit stärker zinkhaltig ist. Zusätzlich ist noch eine seltene zinkhaltige Varietät bekannt.

Bildung und Fundorte

Stannit ist ein typisches Mineral zinnführender hydrothermaler Gänge, wo es meist untergeordnet neben Kassiterit auftritt. Weitere häufige Begleitminerale sind Sphalerit, Galenit, Arsenopyrit, Chalkopyrit und Pyrit.

Es ist eine größere Zahl Fundorte des Stannites bekannt. Neben der Typlokalität zählen Cínovec in Tschechien, Broken Hill und Zeehan in Australien, Oruro, Chocaya und Cerro Rico in Bolivien, Keystone in den Vereinigten Staaten, Fredericton in Kanada sowie Yizhang in der Volksrepublik China zu den wichtigen Stannit-Lagerstätten.

Kristallstruktur

Stannit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem in der Raumgruppe I42m (Raumgruppen-Nr. 121)Vorlage:Raumgruppe/121 mit den Gitterparametern a = 5,443 Å und c = 10,73 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Verwendung

Als eigenständiges Erz ist Stannit eher unbedeutend, wird aber beim Abbau von Kassiterit-Lagerstätten mitgefördert. Lokal kann Stannit für die Cu-Produktion von Bedeutung sein.

Siehe auch

Commons: Stannite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • P. Ramdohr, H. Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-432-82986-8.
  • G. Strübel, S. H. Zimmer: Lexikon der Minerale. Enke Verlag, Stuttgart 1991, ISBN 3-432-92722-3.
  • Museum Bochum: Bergleute unter Jägern und Sammlern. In: Aid. Heft 4-1999, S. 60.
  • Stannit. In: Anthony u. a.: Handbook of Mineralogy. 1, 1990, S. 101 (pdf).

Einzelnachweise

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Webmineral – Stannite (englisch)
  3. Martin Heinrich Klaproth: Chemische Untersuchung des Zinnkieses. In: Beiträge zur chemischen Kenntniss der Mineralkörper. Band 5, 1810, S. 228–230, doi:10.3931/e-rara-20566 (freier Volltext).
  4. Liste der Minerale nach Dana bei webmineral.com
  5. Kësterite-Stannite Series bei mindat.org (engl.)
  6. Zincian Stannite bei mindat.org (engl.)
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