Eine Statue des Herakles wurde 1984 im Stadtgebiet von Seleukeia-Ktesiphon am Tigris (im heutigen Irak) beim sogenannten Tempel B gefunden. Sie befindet sich seit 1984 im Irakischen Nationalmuseum in Bagdad. Die Statue ist aus Bronze gearbeitet und trägt zwei Inschriften mit fast identischem Text. Die eine Inschrift ist in griechischer, die andere in parthischer Sprache verfasst. Die Inschriften können in das Jahr 151 n. Chr. datiert werden. Da es aus dem Bereich des Partherreiches nur wenige offizielle Inschriften gibt, kommt diesem Text eine besondere Bedeutung zu.

Die Statue ist 85,5 cm groß und im Hohlgussverfahren hergestellt worden. Das Werk ist von hoher Qualität und ist deshalb wahrscheinlich in einem größeren städtischen Zentrum hergestellt worden. Seleukeia, Susa oder Charax Spasinu sind vorgeschlagen worden. Die Statue lässt sich in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. datieren. Die Inschriften berichten von der Eroberung der Mesene. Mesene, auch als Charakene bekannt, war ein parthischer Vasallenstaat am Persischen Golf. Die genaue Beziehung der Charakene zum Partherreich ist jedoch umstritten.

Der griechische Text lautet in Übersetzung:

Im Jahr 462 nach der Rechnung der Griechen (damit ist die seleukidische Ära gemeint) kämpften der König der Könige Arsakes Vologaeses, der Sohn des Mithridates, in Mesene gegen König Mithridates, den Sohn des Pakorros, der zuvor König war, und vertrieb König Meredates aus Mesene. Er eroberte ganz Mesene. Diese eherne Statue des Gottes Herakles, die er aus Mesene wegbrachte, stellte er im Tempel des Gottes Apollon auf, der vor dem bronzenen Tor sitzt.

Die Statue kam also als Kriegsbeute von Mesene nach Seleukeia. Es ist nicht ganz sicher, was der vor dem bronzenen Tor sitzt meint. Es könnte sich um das Bronzetor des Apollontempels handeln. Das Tor mag aber auch das Stadttor meinen, da der Fundort der Statue nicht weit von einem Stadttor entfernt liegt. Im parthischen Text wird Apollon mit Tir gleichgesetzt, Herakles mit Verethragna. Die Gleichsetzung Apollons mit Tir ist bemerkenswert, da er sonst mit Mithras identifiziert wird.

Wenig ist zu den Provinzen des Partherreiches und den Beziehungen des Zentrums zu den Provinzen bekannt. Von daher ist die kurze Inschrift von großer Bedeutung. Sie bezeugt, dass Mesene eine gewisse Zeit unabhängig war. Der römische Kaiser Trajan hatte die Region im Jahr 115 oder 116 n. Chr. erobert. Nach seinem Tod sind die neuen Provinzen jedoch wieder aufgegeben worden. Es scheint wahrscheinlich, dass Mesene unabhängig vom Partherreich blieb. Die Inschrift bezeugt jedoch, dass Mesene im Jahr 151 n. Chr. dem Partherreich einverleibt wurde.

Einzelnachweise

  1. Monika Schuol: Die Charakene. Ein mesopotamisches Königreich in hellenistisch-parthischer Zeit. Steiner, Stuttgart 2000, ISBN 3-515-07709-X, S. 42.
  2. Josef Wiesehöfer: Das Antike Persien, von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr. Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-96151-3, S. 169–170.
  3. Monika Schuol: Die Charakene. Ein mesopotamisches Königreich in hellenistisch-parthischer Zeit. Steiner, Stuttgart 2000, ISBN 3-515-07709-X, S. 43–44.
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