Stefania Filo Speziale (* 1905 in Neapel; † 26. September 1988 ebenda) war eine italienische Architektin. Sie trug zur Entstehung des neapolitanischen Modernismus bei.

Leben und Werk

Stefania Filo Speziale schloss 1930 (nach anderen Quellen 1932) ihr Architekturstudium am Regio istituto superiore di architettura ab, das im Jahr zuvor aus der Umwandlung der Scuola superiore di architettura hervorgegangen war. Damit war sie die erste Frau, die in Neapel ein Architekturdiplom erhielt. Sie begann ihre berufliche Karriere als Assistentin an der Fakultät für Architektur in Neapel bei Marcello Canino und arbeitete außerdem in seinem Büro. Sie war als Architektin an dem 1937 eröffneten Ausstellungskomplex Mostra d'Oltremare beteiligt, für den sie in den 1930er Jahren mehrere Pavillons entwarf. Heute ist das Ausstellungsgelände mit einer Fläche von 720 000 Quadratmetern zusammen mit der Fiera del Levante in Bari das größte in Süditalien.

Als Freiberuflerin entwarf Stefania Filo Speziale private und öffentliche Gebäude. Sie nahm häufig an Architekturwettbewerben teil. Im Jahr 1948 entwarf sie das Metropolitan-Kino in Neapel. 1954 gewann sie mit einem Entwurf für das Cattolica Assicurazioni-Hochhaus einen Wettbewerb mit prominentem Teilnehmerfeld. Bei dem Gebäude handelte es sich um das höchste Gebäude Neapels, ein 30-stöckiges Gebäude aus Stahlbeton, das mit einer Höhe von 104 m das historische Zentrum der Stadt prägte. Der Siegerentwurf mit einem Stahlturm, der einen kleinen Platz überragte, hatte nicht viel mit dem realisierten Gebäude gemein. Auf Grund der Baugesetze wurde eine Stahlbetonstruktur auf einem volumenreichen Sockelgeschoss realisiert. Ein Restaurant mit Panoramafassaden auf dem oberen Geschoss wurde entsprechend der ursprünglichen Entwurfsidee umgesetzt. Das Gebäude wurde mehrfach als Filmszenerie genutzt. Im Film Die Hände auf die Stadt von Francesco Rosi hatte der Unternehmer Eduardo Nottola sein Büro im Gebäude. Der Film Teens in der Sonne spielte auf dem Dach. Das Video des Songs Anema e Core von Pino Daniele wurde ebenfalls auf dem Dach aufzeichnet.

Ab 1954 arbeiteten zwei junge Architekten, Carlo Chiurazzi und Giorgio di Simone, in ihrem Büro. Sie waren zunächst Mitarbeiter, später Partner des Architekturbüros, das in dieser Zeit den Entwurf des Palazzo Della Morte realisierte. In den 1970er Jahren verlagerte sich ihre Arbeit auf den sozialen Wohnungsbau, u. a. für das Istituto autonomo per le case popolari della provincia di Napoli (IACP), in Gescal sowie dem INA-Casa-Viertel.

Als eine der ersten Architektinnen Italiens trat sie in den Ordine degli architetti di Napoli (Berufsverband) ein. 1945 wurde sie Mitglied des nationalen Städtebau-Instituts.

1970 wurde sie Professorin an Fakultät für Architektur der Universität Neapel. Sie beendete ihre Hochschulkarriere 1980.

„Architectures have to be taught in relationship with external natural outdoors or in relationship with the one preordained by man.“

Stefania Filo Speziale

„Architekturen müssen in Bezug zur natürlichen Umgebung oder in Bezug auf die vom Menschen gestaltete Umgebung gelehrt werden.“

Stefania Filo Speziale

Sie starb 1988. Vorher vernichtete sie ihr gesamtes Werkarchiv, nachdem sie von Fachkollegen, Architekturhistorikern und Kritikern angegriffen und isoliert worden war. Zuerst warf man ihr vor, Faschistin zu sein. Später wurde sie angegriffen, weil man ihr die Beteiligung an Grundstücksspekulationen beim Cattolica Assicurazioni-Hochhaus zur Last legte.

Schriften (Auswahl)

  • Del corso di caratteri distributivi degli edifici. F. Fiorentino, Napoli 1953.
  • La casa di abitazione. Fausto Fiorentino, Napoli 1953.
  • Caratteri distributivi degli edifici. 1, Considerazioni generali. 1958.
  • Caratteri distributivi degli edifici: trasporti e comunicazioni, Tip. S.A.V., Napoli.
  • Mit Giorgio Di_Simone: L'abitazione ed i maestri dell'arte contemporanea. F. Fiorentino, Napoli 1961.

Literatur

  • Anna Maria Galbani, Milano, Libri Scheiwiller (Hrsg.): Donne politecniche. Tagungsband und Katalog der Ausstellung, Mailand 2001, S. 31.
  • Massimo Rosi, Gerardo Mazziotti: Stefania Filo Speziale, 1950: il Metropolitan di via Chiaja. In: Anagke, Cultura storia e tecniche della conservazione per il progetto. Heft 55, September 2008, S. 115.
  • Speziale, Stefania Filo. In: Wolf Tegethoff, Bénédicte Savoy, Andreas Beyer (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon, Internationale Künstlerdatenbank. Artists of the World Online, K. G. Saur, Berlin/ New York 2009, abgerufen am 11. Januar 2022.
  • S. Stenti (Hrsg.): Napoli guida e dintorni. Napoli 2010.
  • Marco Burrascano, Marco Mondello: Lo Studio Filo Speziale e il Modernismo Partenopeo, Palazzo Della Morte. Clean Edizioni, Neapel 2014, ISBN 978-88-8497-255-2.
  • De Ana Fernandez Garcia, Helena Seražin, Emilia Maria Garda, Caterina Franchini: MoMoWo – 100 projects in 100 years. European Women in Architecture and Design 1918–2018. Ljubljana/ Turin 2016, S. 96, 97.
  • Gianluigi Freda, Andrea Maglio, Umberto Napolitano, Manuel Orazi: Napoli Super Modern. Benoît Jallon, Umberto Napolitano, LAN Local Architecture Network, 2020, ISBN 978-88-229-0559-8.
Commons: Stefania Filo Speziale – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Stefania Filo Speziale, Biografie, Università di Bologna online, zuletzt abgerufen am 10. Januar 2022.
  2. 1 2 3 4 De Ana Fernandez Garcia, Helena Seražin, Emilia Maria Garda, Caterina Franchini: MoMoWo – 100 projects in 100 years. European Women in Architecture and Design 1918–2018. Ljubljana/ Turin 2016, S. 96, 97.
  3. Grattacielo della Società Cattolica Assicurazioni, online db.ermes-multimedia.it, zuletzt abgerufen am 10. Januar 2022.
  4. Ambassador Palace Hotel Wolkenkratzer www.neapel.info, zuletzt abgerufen am 10. Januar 2022.
  5. Quartiere INA-Casa ad Agnano, Stefania Filo Speziale, online: db.ermes-multimedia.it, zuletzt abgerufen am 10. Januar 2022.
  6. zitiert nach: De Ana Fernandez Garcia, Helena Seražin, Emilia Maria Garda, Caterina Franchini: MoMoWo – 100 projects in 100 years. European Women in Architecture and Design 1918–2018. Ljubljana/ Turin 2016, S. 96.
  7. Caterina Franchini: Women ‚as Subjects‘: Documentation. Methodology. Interpretation and Enhacement. In: Helena Seražin, Emilia Maria Garda, Caterina Franchini (Hrsg.): Women's Creativity since the Modern Movement (1918–2018): Towards a New Perception and Reception. MoMoWo, Ljubljana 2018, ISBN 978-961-05-0106-0, S. 969. (books.google.de, Leseprobe)
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