Jungheinrich Aktiengesellschaft
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0006219934
Gründung 7. August 1953
Sitz Hamburg, Deutschland Deutschland
Leitung Lars Brzoska (Vorstandsvorsitzender), Christian Erlach (CSO), Volker Hues (CFO), Sabine Neuß (CTO)
Mitarbeiterzahl 19.103 (2021)
Umsatz 4,24 Mrd. Euro (2021)
Branche Intralogistik, Maschinenbau
Website jungheinrich.de
Stand: 27. April 2022

Die Jungheinrich Aktiengesellschaft mit Sitz in Hamburg ist ein börsennotiertes deutsches Unternehmen in der Flurförderzeug-, Lager- und Materialflusstechnik. In diesen Segmenten rangiert das Unternehmen weltweit auf Platz drei, in Europa auf dem zweiten Platz.

Geschichte

Friedrich Jungheinrich gründete am 7. August 1953 die H. Jungheinrich & Co. Maschinenfabrik in Hamburg. Die erste Filiale im Ausland wurde 1956 in Österreich eröffnet. 1958 wurde die Unternehmenszentrale mit Werk in Hamburg-Wandsbek in Betrieb genommen. Unter dem Namen „Ameise GmbH“ mit Sitz in Aarau wurde am 11. Juli 1960 die heutige Jungheinrich AG als schweizerische Tochtergesellschaft gegründet. Ein Gelände in Friedrichsgabe im heutigen Norderstedt wurde 1966 erworben und die Produktion von Hamburg schrittweise bis 1984 dorthin verlagert. Der Unternehmensgründer Friedrich Jungheinrich starb am 28. Januar 1968. 1974 startete das Miet- und Gebrauchtgerätegeschäft mit eigener Organisation. 1989 entstand der Neubau des Werks Lüneburg. Die ersten osteuropäischen Filialen wurden 1991 in Tschechien und Ungarn gegründet.

1994 erwarb Jungheinrich die Steinbock und Boss Group. Die Produktionsstätten in Frankreich, Großbritannien und Spanien wurden geschlossen und die Produktion nach Deutschland verlagert. 2002 wurden die Konzernmarken MIC, Steinbock und Boss aufgegeben und seitdem Geräte nur noch unter dem Markennamen Jungheinrich verkauft. 2004 wurde die Dr.-Friedrich-Jungheinrich-Stiftung gegründet. Sie fördert Stipendien für Studenten im Hauptfach Maschinenbau oder Wirtschaftsingenieurwesen. Das Unternehmen präsentierte 2005 den weltweit ersten Gabelstapler mit Drehkabine.

Im Jahr 2006 eröffnete ein Montagewerk im chinesischen Qingpu bei Shanghai. Hier werden elektrobetriebene Deichselhubwagen montiert. Die gefertigten Niederhub- und Hochhubwagen dienen der Versorgung des Jungheinrich-Vertriebs in China und des asiatischen Marktes. Ebenfalls 2006 nahm das Gebrauchtgeräte-Zentrum Dresden zur Wiederaufbereitung von Gebrauchtgeräten den Betrieb auf. Im Jahr 2009 nahm Jungheinrich in seinem neuen Werk in Landsberg in Sachsen-Anhalt die Produktion von Elektro-Niederhubwagen auf. 2013 wurden in Moosburg an der Isar ein Werk für Lager- und Systemfahrzeuge, in Kaltenkirchen das neue Zentrallager für Ersatzteile und in Qingpu das neue Werk für Flurförderzeuge für die Region Asia-Pacific eingeweiht, Anfang Oktober 2015 ein neues Ersatzteillager am Standort Kuzayevo bei Moskau in Betrieb genommen, das 2022 aufgelöst wurde. Dieses wurde vom Logistikdienstleister Kühne + Nagel Kontrakt-Logistik betrieben und sollte nicht nur Jungheinrich-Kunden in Russland, sondern auch in dessen Anliegerstaaten mit Ersatzteilen versorgen.

Des Weiteren übernahm das Unternehmen Ende 2015 die Münchner MIAS Group, die sich auf Maschinenbau in der Lagerlogistik spezialisiert hat. Im Jahr 2019 gründet Jungheinrich gemeinsam mit der Triathlon GmbH das Joint Venture „JT Energy Systems“ für die Weiterverwendung und Wiederaufbereitung von Lithium-Ionen-Batterien. Im Bereich der Automatisierung hat sich das Hamburger Familienunternehmen außerdem durch eine Beteiligung am Robotik-Start-up Magazino im Jahr 2020 sowie durch die Übernahme von arculus im Jahr 2021, ein im Bereich der Autonomous Mobile Robots tätigem Unternehmen, verstärkt. Zuletzt erweiterte das Unternehmen den Direktvertrieb mit der Eröffnung der neuseeländischen Vertriebsgesellschaft. Anfang des Jahres 2023 baute Jungheinrich die Präsenz im nordamerikanischen Markt durch die Übernahme der Storage Solutions Gruppe aus Indiana (USA) aus.

2021 erwirtschaftete das Unternehmen Jungheinrich mit 19.103 Mitarbeitern einen Umsatzerlös in Höhe von 4,24 Milliarden Euro. Die Hauptverwaltung befindet sich in Hamburg-Wandsbek, wo das Unternehmen Anfang 2016 einen eigenen Neubau bezog. Der Entwurf stammt von den Hamburger Architekten Prof. Klaus Sill & Assoziierte, bauausführend war als Generalunternehmer die MBN Bau AG, Georgsmarienhütte.

Börsennotierung

Im Jahr 1990 verschmolzen die inländischen Gesellschaften, anschließend firmierten sie in einer Aktiengesellschaft, die mit Vorzugsaktien an die Börse ging und am 30. August 1990 zum ersten Mal notiert wurde. Die Stammaktien, und somit die unternehmerische Kontrolle, liegt weiterhin bei den Familien der beiden Töchter des Unternehmensgründers. Die Jungheinrich-Aktie war bis zum 3. Dezember 2014 Bestandteil des SDAX, mit Wirkung zum 4. Dezember 2014 wurde die Aktie im MDAX geführt. Zum 24. September 2018 wechselte sie wieder in den SDAX. Allerdings wurde sie zum 20. September 2021 erneut in den MDAX aufgenommen.

Produkte und Dienstleistungen

Das Produktprogramm unterteilt sich in vier Säulen: zum einen Flurförderzeuge wie zum Beispiel Gabelstapler, Hochregalstapler und Schlepper. Bekanntestes Produkt ist die „Ameise“. Sie ist ein eingetragenes Warenzeichen der Firma Jungheinrich Profishop und wird häufig als Synonym für Hand- oder Elektro-Hubwagen benutzt. Mittlerweile produziert das Unternehmen auch fahrerlose Transportsysteme.

Produktgruppen, die von Jungheinrich bedient werden:

Zum zweiten setzt Jungheinrich Regalsysteme um. Diese unterteilen sich in manuelle, semiautomatische und automatische Lagersysteme. Beispiele sind automatische Hochregal-Lager (HRL), automatische Kleinteile-Lager (AKL), Paletten-Lager und kombinierte Systeme.

Zum dritten umfasst das Portfolio intralogistische Gesamtlösungen, sowohl Neuplanung als auch Optimierung bestehender Lager. Die Palette reicht von der Analyse über Planung, Projektierung und Realisierung bis zum After-Sales-Service und ist für alle Automationsgrade möglich. Die Jungheinrich AG bietet hierfür sowohl manuelle Lagersysteme mit dem Warehouse Management System (WMS), Datenfunkdienstleistungen und Datenfunkequipment als auch vollautomatische Lagersysteme mit Regalbediengeräten an.

Ergänzend hierzu bietet das Unternehmen Dienstleistungen rund um die Lagerlogistik an. Die Dienstleistungen umfassen:

  • den Kundendienst, also Inspektion, Wartung und Reparatur von Geräten
  • Fahrerschulungen
  • Vermietung und Absatzfinanzierung der Produkte
  • Aufarbeitung und Verkauf von Gebrauchtgeräten

Vermietung

Die europäische Mietflotte umfasst rund 38.100 Mietstapler mit 600 Fahrzeugvarianten mit Tragfähigkeitsklassen von 1 bis 42 Tonnen sowie Hubhöhen bis 17 Meter.

Versandhandel

Mit dem Onlineshop Jungheinrich Profishop bietet Jungheinrich seit 2006 Unternehmen ein Sortiment aus den Bereichen Stapeln und Heben, Transport, Lager, Betriebs- und Büroausstattung, Arbeitsschutz und Umwelt. Das Angebot umfasst rund 36.000 Artikel: aus der Jungheinrich-Produktpalette, der Traditionsmarke „Ameise“ sowie Produkte anderer Hersteller. Seit 2007 gibt es den Profishop auch in Österreich.

Standorte

Jungheinrich ist weltweit in 40 konzerneigenen Vertriebs- und Servicegesellschaften vertreten. Darüber hinaus ist Jungheinrich über Händler, insbesondere in den Überseemärkten, präsent. Der Konzern ist insgesamt in rund 120 Ländern aktiv; er betreibt ein Logistikzentrum für Osteuropa in Bratislava und ein Montagewerk in Qingpu in der Volksrepublik China.

Deutschland

In Deutschland werden 5 Vertriebszentren in mit insgesamt 23 Niederlassungen betrieben.

Commons: Jungheinrich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jungheinrich Geschäftsbericht 2021 – Pioniere der Intralogistik. Abgerufen am 25. Januar 2023.
  2. Geschichte Jungheinrich Schweiz AG. Abgerufen am 14. Oktober 2019.
  3. Lancer Boss 'forced under'. 12. Juni 1994, abgerufen am 8. November 2019 (englisch).
  4. Jungheinrich Stiftung • Dr. Friedrich Jungheinrich-Stiftung. Abgerufen am 25. Januar 2023 (deutsch).
  5. Jungheinrich präsentiert weltweit ersten Drehkabinenstapler - Archiv - www.flurfoerderzeuge.de. Abgerufen am 8. November 2019.
  6. Die Jungheinrich-Story: unsere Geschichte. Abgerufen am 8. November 2019.
  7. Jungheinrich eröffnet Werk für Lager- und Systemfahrzeuge (Memento vom 29. Januar 2016 im Internet Archive), Pressemitteilung vom 27. November 2013
  8. Jungheinrich eröffnet neues Ersatzteilzentrum (Memento vom 29. Januar 2016 im Internet Archive), Pressemitteilung vom 6. September 2013
  9. Jungheinrich eröffnet neues Werk in China (Memento vom 9. März 2016 im Internet Archive), Pressemitteilung vom 8. August 2013
  10. Gabelstapler: Jungheinrich baut auf Russland. Abgerufen am 8. November 2019.
  11. Strategische Investition in Lithium-Ionen-Technologie. Abgerufen am 9. März 2023 (deutsch).
  12. Jungheinrich beteiligt sich an Robotik-Start-up Magazino. Abgerufen am 9. März 2023 (deutsch).
  13. arculus wird neues Mitglied in der Jungheinrich Familie. Abgerufen am 9. März 2023 (deutsch).
  14. Jungheinrich erweitert Direktvertrieb. Abgerufen am 9. März 2023 (deutsch).
  15. Jungheinrich AG erwirbt Storage-Solutions-Gruppe. Abgerufen am 9. März 2023 (deutsch).
  16. Geschäftsbericht 2021. (PDF) Abgerufen am 10. Dezember 2018.
  17. Jungheinrich baut neue Unternehmenszentrale. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 8. November 2019; abgerufen am 8. November 2019.
  18. Heiner Schmidt: Jungheinrich eröffnet neue Zentrale in Wandsbek. In: abendblatt.de. Abgerufen am 26. November 2017.
  19. Grundsteinlegung: Jungheinrich baut neue Unternehmenszentrale – Jungheinrich. In: jungheinrich.de. 15. August 2014, abgerufen am 26. November 2017.
  20. Jungheinrich: MDax-Aufstieg beflügelt die Aktie. Abgerufen am 9. März 2023.
  21. Changes in the indices. (PDF) Deutsche Börse, 5. September 2018, archiviert vom Original am 6. September 2018; abgerufen am 5. September 2018 (englisch).
  22. Florian Langenscheidt (Hrsg.): Deutsche Standards: Marken des Jahrhunderts. Die Königsklasse deutscher Produkte und Dienstleistungen in Wort und Bild – von Aspirin bis Zeiss. 15., neubearb. Auflage. Deutsche Standards EDITIONEN, Köln 2006, ISBN 3-8349-0436-8, S. 260.
  23. Stapler & Flurförderzeuge. Abgerufen am 9. März 2023 (deutsch).
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