HelloFresh SE | |
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Rechtsform | Europäische Gesellschaft (SE) |
ISIN | DE000A161408 |
Gründung | 2011 |
Sitz | Berlin, Deutschland |
Leitung |
|
Mitarbeiterzahl | 19.595 (2022) |
Umsatz | 7,6 Mrd. EUR (2022) |
Branche | Lebensmitteleinzelhandel |
Website | www.hellofresh.de |
Stand: 31. Dezember 2022 |
Die Hellofresh SE ist ein 2011 gegründetes deutsches Unternehmen mit Sitz in Berlin. Hellofresh bietet sogenannte „Kochboxen“ für Verbraucher an: Pakete mit vorbereiteten Zutaten und einem Rezept, die im Abonnement erhältlich sind.
Geschichte
Hellofresh wurde im Jahr 2011 von Dominik Richter, Jessica Nilsson und Thomas Griesel sowie unter finanzieller Beteiligung von Rocket Internet in Berlin gegründet. Ende 2012 beteiligte sich zudem die Vorwerk-Gruppe an dem Start-up-Unternehmen. Im Jahr 2013 beteiligten sich Phenomen Ventures und weitere Investoren mit 7,5 Millionen US-Dollar. Mitte 2014 erhielt HelloFresh erneut Venture Capital in Höhe von 50 Mio. US-Dollar und konnte somit seine Gesamtfinanzierung auf 70 Mio. US-Dollar erhöhen. Anfang 2015 erwarb Rocket Internet weitere Unternehmensanteile in Höhe von rund 130 Mio. Euro und ist seither Mehrheitsgesellschafter von HelloFresh. Im Jahr 2014 verzeichnete das Unternehmen nach Informationen der Berliner Morgenpost einen Umsatzzuwachs um 380 % auf 70,1 Mio. Euro, bei einem Verlust von 11,9 Mio. Euro. Laut eigenen Angaben des Unternehmens waren es 69,6 Mio. Euro Umsatz und 15,4 Mio. Euro Verlust.
Nach einer weiteren Kapitalerhöhung im September 2015 stieg der geschätzte Wert des Unternehmens auf 2,6 Mrd. Euro. Der ursprünglich noch für 2015 geplante Börsengang von HelloFresh wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.
Im Geschäftsjahr 2015 stieg der Unternehmensumsatz um 338 % auf 305 Mio. Euro so wie der Verlust um 660 % auf 117 Mio. Euro. Dabei lieferte HelloFresh monatlich mehrere Millionen Mahlzeiten in sieben Ländern (Deutschland, USA, Großbritannien, Niederlande, Belgien, Österreich, Australien) und beschäftigte rund 800 Mitarbeiter.
Seit April 2016 sind die Kochboxen auch in der Schweiz verfügbar.
Nachdem der für 2015 geplante Börsengang nicht zustande gekommen war, gelang der Schritt auf den Kapitalmarkt zwei Jahre darauf: Seit dem 2. November 2017 wird die HelloFresh-Aktie im Frankfurter Prime Standard gehandelt und war seit März 2020 im Aktienindex MDAX enthalten. Bei einem Ausgabepreis von 10,25 Euro je Aktie wurde das Unternehmen mit rund 1,7 Milliarden Euro bewertet.
Im Frühjahr 2018 verkaufte Vorwerk sämtliche an HelloFresh gehaltenen Anteile. Hauptaktionär wurde das Beteiligungsunternehmen Rocket Internet.
Im Januar 2019 hatte Rocket Internet seine Beteiligung an HelloFresh von 48 % auf unter 30 % gesenkt. Im Mai 2019 gab Rocket Internet bekannt, seine Anteile zu verkaufen. Im gleichen Monat verkaufte Rocket Internet seine gesamten Anteile im Wert von 373 Millionen Euro.
Im zweiten Quartal 2019 konnte erstmals ein bereinigter Vorsteuer-Gewinn von 18,3 Mio. € erwirtschaftet werden und auch das dritte Quartal 2019 verlief positiv.
Zum 20. September 2021 wurde das Unternehmen, im Zuge einer Indexreform, in den DAX aufgenommen. Am 19. September 2022 wechselte es in den MDAX.
Unternehmensprofil
Führung
Vorstand
- Dominik Richter, CEO
- Thomas Griesel, CEO
- Christian Gärtner, CFO
- Edward Boyes, Chief Commercial Officer
Aufsichtsrat
- Jeffrey Lieberman (Vorsitzender), Managing Director von Insight Venture Partners
- Ursula Radeke-Pietsch (stv. Vorsitzende), Global Head of Strategic Projects bei Siemens
- John H. Rittenhouse, Vorsitzender und CEO von Cavallino Capital
- Derek Zissman, Direktor bei Crossroads Partners Ltd.
- Ugo Arzani, globaler Leiter Einzelhandel und Konsumgüter der Qatar Investment Authority
Arbeitnehmervertreter befinden sich keine im Aufsichtsrat.
Geschäftszahlen
Jahr | Umsatz (Mio. €) |
Mitarbeiter (Jahresende) |
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2014 | 67 | 118 |
2015 | 305 | 525 |
2016 | 597 | 1.331 |
2017 | 905 | 2.715 |
2018 | 1.300 | 4.276 |
2019 | 1.809 | 4.477 |
2020 | 3.750 | 6.432 |
2021 | 5.993 | 14.635 |
Produkte
HelloFresh ist in Deutschland, nach Unternehmensangaben auch weltweit, der größte Lieferdienst für Lebensmittel nach Rezept. Das Unternehmen entwickelt Kochrezepte und stellt dazu passende Lebensmittel zusammen, mit denen sich die Rezepte nachkochen lassen. Diese Pakete nennt das Unternehmen Kochbox. Verbraucher können die Kochbox im Abonnement bestellen und erhalten einmal wöchentlich die aktuelle Lieferung. Viele Rezepte zurückliegender Lieferungen stellt HelloFresh auf der eigenen Internetseite kostenlos zur Verfügung; sie können also auch mit anderweitig erworbenen Zutaten gekocht oder als Inspiration genutzt werden.
Ein unabhängiger Produkttest der Verbraucherzentrale Berlin hat ein positives Qualitätsurteil zu den Rezepten und gelieferten Lebensmitteln ergeben.
HelloFresh bewarb seine Produkte mit dem britischen Fernsehkoch Jamie Oliver. Laut Unternehmensdarstellung wurde jeweils ein Rezept jeder Kochbox von Jamie Oliver entworfen. Inzwischen gibt es allerdings keine festen Kochboxen mehr.
Daneben werden mit HelloFresh Go auch fertig zubereitete Gerichte und Snacks am Automaten angeboten.
Kritik
Im Oktober 2021 berichten Medien, Hellofresh versuche in den USA, eine Gewerkschaftsinitiative zu verhindern. In Kalifornien und Colorado wollten sich mehr als 1300 Mitarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne einsetzen und sich gewerkschaftlich organisieren. Mit Hilfe von Unite here, einer Gewerkschaft in den USA und Kanada für den Gastronomie- und Service-Bereich, plante die Belegschaft, eine Arbeitnehmervertretung zu wählen. Bekannt wurde, dass sich zwei Mitarbeiter aufgrund mangelnder Sicherheitsvorkehrungen schwere Verletzungen zuzogen. Das Magazin Vice berichtete, dass Toilettenpausen mit Zeitschaltuhren kontrolliert würden. Bei gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtversammlungen der Beschäftigten sprächen vom Unternehmen bezahlte anti-gewerkschaftliche Berater.
Ab Sommer 2022 wurde in den Medien über Vorwürfe berichtet, Hellofresh versuche die Gründung eines Betriebsrates in Deutschland zu verhindern und erschwere Gewerkschaftern die Arbeit.
Die Tierschutzorganisation PETA kritisiert HelloFresh, dass dem Unternehmen seit Jahren der zügellose Einsatz von Affenarbeit in der Kokosnussindustrie Thailands bekannt sei. Filmaufnahmen bei Kokosmilchlieferanten von HelloFresh belegten sklavenähnliche Arbeiten angeketteter Affen. HelloFresh betonte gegenüber dem Sender CBS, dass seine Verträge mit Kokosmilchlieferanten diese Tierquälereien untersagen.
Die Deutsche Umwelthilfe wirft dem Unternehmen Greenwashing vor und reichte im Mai 2023 eine Klage wegen Verbrauchertäuschung ein, da das Unternehmen mit angeblicher Klimaneutralität wirbt. Das Landgericht Berlin gab der DUH in seiner Entscheidung vom Oktober 2023 (Aktenzeichen: 102 O 15/23) Recht.
Weblinks
Einzelnachweise
- 1 2 3 Felicitas Hackmann: Was HelloFresh mit 50 Millionen Dollar vorhat. In: gruenderszene.de. Vertical Media GmbH, 23. Juni 2014, abgerufen am 1. Februar 2016.
- ↑ HelloFresh - imprint | HelloFresh SE. Abgerufen am 23. Februar 2022 (englisch).
- 1 2 Geschäftsbericht 2022. (PDF) HelloFresh SE, abgerufen am 29. April 2023.
- ↑ WirtschaftsNews. In: Berliner Morgenpost. Nr. 340, 2012, S. 5.
- ↑ Hellofresh sammelt von Phenomen Ventures und Co. 7,5 Millionen Dollar ein. In: deutsche-startups.de. 30. September 2013, abgerufen am 16. Dezember 2022 (deutsch).
- ↑ Jens Koenen, Robert Landgraf: Samwer-Brüder planen Großes. In: Handelsblatt. Nr. 117, 2014, S. 18.
- ↑ 500 Millionen Euro für Lieferdienst. In: Hamburger Abendblatt. Nr. 32, 2015, S. 33.
- ↑ Björn Hartmann: Gewaltiges Wachstum bei roten Zahlen. In: Berliner Morgenpost. Nr. 122, 2015, S. 6.
- 1 2 Stephan Dörner, Nina Trentmann: Auf der Suche nach Einhörnern. In: Die Welt. Nr. 27, 2016, S. 14.
- ↑ Finanzen Kompakt. In: Die Welt. Nr. 218, 2015, S. 13.
- ↑ Robert Landgraf, Peter Köhler: Edag und die Suche nach frischem Geld. In: Handelsblatt. Nr. 217, 2015, S. 32.
- ↑ Peter Köhler, Miriam Schröder: Anspruchsvoll, aber faul. In: Handelsblatt. 28. Oktober 2015, abgerufen am 3. Februar 2016.
- ↑ Vinzenz Greiner: HelloFresh kommt in die Schweiz: Zalando-Schwester liefert Rösti. In: Blick. 14. April 2016, abgerufen am 5. Oktober 2017.
- ↑ Hello Fresh will bei Börsengang rund 360 Millionen Euro einsammeln. In: spiegel.de. 22. Oktober 2017, abgerufen am 23. Oktober 2017.
- ↑ Wirtschaftswoche: Rocket-Internet-Startup: Hello Fresh gelingt der Börsengang. 1. November 2017, abgerufen am 14. Oktober 2023.
- ↑ Hello Fresh: Thermomix-Hersteller Vorwerk verkauft alle Anteile. In: Handelsblatt. 4. Mai 2018, abgerufen am 12. April 2019.
- ↑ Katrin Terpitz: Kochboxen-Versender : Vorwerk verkauft alle Anteile an Hello Fresh. In: Wirtschaftswoche. Abgerufen am 12. April 2019.
- ↑ Rocket Internet verkauft alle Anteile an Hello Fresh. In: finance-magazin.de. 14. Mai 2019, abgerufen am 5. November 2019.
- ↑ Lieferdienst: Rocket Internet steigt bei Hello Fresh aus. In: Handelsblatt. 13. Mai 2019, abgerufen am 21. Juni 2020.
- ↑ Handelsblatt. Abgerufen am 14. Oktober 2023.
- ↑ HelloFresh SE weiter mit hervorragenden Ergebnissen. 5. November 2019, abgerufen am 14. Oktober 2023.
- ↑ tagesschau.de: Leitindex wächst auf 40 Titel – So sieht der neue DAX aus. Abgerufen am 6. September 2021.
- ↑ Gruppe Deutsche Börse – DAX mit zehn neuen Mitgliedern. Abgerufen am 6. September 2021.
- ↑ Indexwechsel: Siemens Energy ersetzt HelloFresh im Dax. Abgerufen am 20. September 2022.
- ↑ HelloFresh - Management Board. Abgerufen am 19. Juni 2020.
- ↑ HelloFresh - Supervisory Board. Abgerufen am 19. Juni 2020.
- ↑ Simon Poelchau: Wenn die Rechtsform zum Schlupfloch wird. In: nd. Neues Deutschland Druckerei und Verlag GmbH, 26. Oktober 2021, ISSN 0323-3375, S. 15.
- 1 2 3 Wertpapierverkaufsprospekt der HelloFresh SE, 23. Oktober 2017 (englisch).
- ↑ Statista: Umsatz von HelloFresh in den Jahren 2012 bis 2017
- ↑ Hellofresh reduziert Verluste. In: n-tv. Abgerufen am 12. April 2019.
- ↑ HelloFresh KGV | BILANZ | GuV | Fundamentaldaten. Abgerufen am 16. Mai 2020.
- ↑ Geschäftsbericht 2020. (PDF) HelloFresh SE, abgerufen am 6. März 2021.
- ↑ Geschäftsbericht 2021. (PDF) HelloFresh SE, abgerufen am 16. März 2022.
- ↑ Ann-Kathrin Nezik: Der Superliefermarkt. In: Der Spiegel. 19. September 2015, abgerufen am 26. Februar 2018.
- ↑ Marie Rövekamp: Was taugt das Essen aus der Box? In: Der Tagesspiegel. 25. Januar 2016, abgerufen am 3. Februar 2016.
- ↑ Miriam Schröder, Carsten Herz: Der Star und das Start-up. In: Handelsblatt. Nr. 18, 2016, S. 46.
- ↑ Lauren Kaori Gurley: HelloFresh Workers Unionize to Improve Brutal Working Conditions. In: Vice. 16. September 2021, abgerufen am 14. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ Lisa Ksienrzyk: Hellofresh gerät in den USA mit Gewerkschaft aneinander. 8. Oktober 2021, abgerufen am 14. Oktober 2023 (deutsch).
- ↑ Julian Heißler, Stephan Knieps: Betriebsrat angestrebt: Hellofresh-Mitarbeiter: Wenn der Blick aufs Konto Angstzustände auslöst. 16. Oktober 2021, abgerufen am 14. Oktober 2023.
- ↑ Marie Frank: Arbeitskampf bei Hellofresh: Frische Zutaten für Union Busting. In: Die Tageszeitung: taz. 1. Juli 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 14. Oktober 2023]).
- ↑ Führung von Hellofresh versucht, Betriebsrat zu verhindern – Verdi stellt sich quer. 15. August 2022, abgerufen am 14. Oktober 2023.
- ↑ Kein Betriebsrat für Hellofresh: Das Hickhack in Berlin geht weiter. 13. Januar 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023.
- ↑ Exposed: Thai Coconut Industry Abuses Primates. Abgerufen am 14. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ HelloFresh accused of using coconut milk obtained from monkey labor - CBS News. 15. November 2022, abgerufen am 14. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Dreiste Verbrauchertäuschung mit angeblicher Klimaneutralität: Deutsche Umwelthilfe verklagt Danone, Eurowings, HelloFresh und Netto und leitet weitere juristische Verfahren ein. Deutsche Umwelthilfe, 17. Mai 2023, abgerufen am 13. Juli 2023.
- ↑ Greenwashing? Deutsche Umwelthilfe verklagt Hello Fresh, Netto und Danone. In: BASIC thinking. 17. Mai 2023, abgerufen am 13. Juli 2023.
- ↑ Deutsche Umwelthilfe siegt vor Gericht: HelloFresh darf sich nicht mehr klimaneutral nennen. Abgerufen am 14. Oktober 2023.