Stephan Kempe, auch Stefan Kempe (* vor 1521; † 23. Oktober 1540 in Hamburg) war lutherischer Theologe und Reformator.
Leben
Aus Kempes Frühzeit ist wenig überliefert. Man begegnet ihm zuerst 1521, als er im April zum Studium nach Rostock gekommen war. In Rostock trat er in die Sächsische Provinz des Franziskanerordens ein und wohnte im Kloster St. Katharinen. Immatrikuliert ist er als Ordensgeistlicher Stephanus de Kempis. 1523 wurde er als Prediger ins Hamburger Maria-Magdalenen-Kloster versetzt.
Kempe predigte dort bald die reformatorische Lehre des Martin Luther. Die Mehrzahl der Bürger war von ihm dermaßen angetan, dass sie ihn 1527 zu ihrem Pfarrer an St. Katharinen wählte. Nun legte Kempe die Kutte ab. Als Pfarrer muss er sehr gewissenhaft gewesen sein. 1528 beteiligte er sich an der großen Disputation, bei der er mit Johann Fritze aus Lübeck gegen acht Mönche der alten Lehre stritt. Dieses Gespräch entschied die kirchliche Lage in Hamburg. Kempe hat darüber selbst einen Bericht verfasst. Gemeinsam mit Johannes Bugenhagen nahm er 1529 an der Flensburger Disputation teil. Sie führte dazu, dass der ehemalige „lutherische Sendbote“ und spätere Täufer Melchior Hofmann Schleswig-Holstein verlassen musste.
Mit der Durchführung der Reformation, die der Hamburger Rat beschlossen hatte, wurde Johannes Bugenhagen beauftragt. In einjähriger Tätigkeit schrieb er die Kirchenordnung für Hamburg.
Als um dieselbe Zeit sich die Lage auch in der Hansestadt Lüneburg klärte und der Rat am 28. März 1529 beschloss, die altkirchlichen Bräuche abzuschaffen, wurde Kempe nach Lüneburg berufen. Unter Verwendung der Kirchenordnung von Hamburg arbeitete er eine solche für Lüneburg aus. Nach zehn Monaten kehrte er wieder nach Hamburg zurück, wo er sein Pröve-Book schrieb. Über das weitere Wirken des Reformators von Lüneburg ist nichts Näheres bekannt.
An Kempe erinnert in Hamburg eine Klinker-Statue an der Fassade der Barmbeker Bugenhagenkirche. Die „Stephan-Kempe-Kirche“, ein 1909 erbautes Gemeindezentrum der Katharinenkirche in Hamburg-Hammerbrook, wurde im Juli 1943 im Feuersturm der Operation Gomorrha zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Schriften
- Up des Abbates van Sunte Michael tho Luenenborch vnd sines Proeue Esels Proeuebock Antworth Stephani Kempen Predigers des Euangelij Christi tho Hamborch. Mit einer Vorrede von Johannes Bugenhagen. Hamburg: Georg Richolff d. J. 1531
Quellen
- Johann Martin Lappenberg: Hamburgische Chroniken in niedersächsischer Sprache. Sändig, Niederwalluf 1971, ISBN 3-500-23100-4 (Repr. d. Ausg. Hamburg 1861), S. 479
Literatur
- Hans-Joachim Behr: Stephan Kempe und die erste lutherische Kirchenordnung der Stadt Lüneburg. In: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte. Jg. 64 (1966), S. 70–81
- Carl Bertheau: Kempe, Stephan. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 599–601.
- Wilhelm Jensen: Die hamburgische Kirche und ihre Geistlichen seit der Reformation. Augustin, Hamburg 1958, S. 98.
- Helga-Maria Kühn: Kempe, Stephan. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 483 (Digitalisat).
- Johannes Madey: Stephan Kempe. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 1340–1340.
- Georg Matthaei: Die Einführung der Reformation in Lüneburg vor 400 Jahren. Festschrift anlässlich der Reformationsfeier in Lüneburg im Juni 1930. Verlag des Kirchenvorstands, Lüneburg 1930.
- Uwe Plath: Stephan Kempe’s Aufenthalt in Lüneburg und der Durchbruch der Reformation. In: Ders.: Reformation vor 450 Jahren. Eine lüneburgische Gedenkschrift. Museumsverein, Lüneburg 1980, ISBN 3-922616-02-X, S. 41–56.
Einzelnachweise
- ↑ Immatrikulation von Stephan Kempe im Rostocker Matrikelportal
- ↑ Ursula Creutz: Bibliographie der ehemaligen Klöster und Stifte im Bereich des Bistums Berlin, des Bischöflichen Amtes Schwerin und angrenzender Gebiete. St.-Benno-Verlag Leipzig 1988 ISBN 3-7462-0163-2 S. 423–424.