Das Sterneckerbräu war eine Bierbrauerei in München. Das zugehörige Gasthaus diente als Treffpunkt und erste Geschäftsstelle der NSDAP. Ähnlich dem Bürgerbräukeller wurde es darauf zu einem „nationalsozialistischen Wallfahrtsort“. Das Gebäude dient heute als Wohn- und Geschäftshaus und ist als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.

Lage

Das Sterneckerbräu liegt in der Münchner Altstadt im Tal 38 (ursprünglich 54) an der Ecke zur Sterneckerstraße ganz in der Nähe des Isartors.

Geschichte

Das heutige Gebäude erstreckt sich über ursprünglich drei Grundstücke. Auf dem Stadtmodell Münchens von Jakob Sandtner sind an dieser Stelle drei zweigeschossige Häuser zu sehen. Das Eckhaus Tal / Sterneckergasse gehörte im 16. und 17. Jahrhundert der Bierbrauerfamilie Sternegger, nach der seit 1696 auch die Straße benannt ist. Eine Brauerei ist hier seit 1557 nachweisbar.

Im 19. Jahrhundert wurde das Eckhaus mit seinem östlichen Nachbarn zusammen durch einen viergeschossigen Bau mit klassizistischer Fassadengestaltung ersetzt. Dieses wurde 1901 abgerissen, und 1901/02 wurde unter Hinzunahme eines weiteren Grundstücks der heutige Bau durch Heilmann & Littmann für den Brauereibesitzer Joseph Höcherl errichtet.

In der Gastwirtschaft Sterneckerbräu im Erdgeschoss des Neubaus trafen sich ab 1919 einmal wöchentlich die Mitglieder der am 5. Januar 1919 von Anton Drexler gegründeten Deutschen Arbeiterpartei (DAP). Am 12. September 1919 besuchte Adolf Hitler im Auftrag des Aufklärungskommandos der Reichswehr eine Zusammenkunft im Leiberzimmer und trat wenige Tage später der Partei bei. Das Leiberzimmer war zugleich der Treffpunkt von Offizieren des aufgelösten Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regiments, dessen Angehörige im Volksmund als „Leiber“ bezeichnet wurden. Im Oktober 1919 richtete die DAP in einem Nebenraum ihre erste Geschäftsstelle ein.

1921 wurde im Sterneckerbräu der Bayerische Heimat- und Königsbund „In Treue fest“ gegründet. Dieser wurde am 2. Februar 1934 von den Nationalsozialisten verboten und 1952 wiedergegründet.

Am 8. November 1933 eröffnete Hitler im Sterneckerbräu das Parteimuseum der NSDAP, was auch im „Baedeker“ Erwähnung fand. Man konnte Inventar und Mobiliar der ersten Geschäftsstelle sowie das Leiberzimmer besichtigen.

Das Gebäude überstand den Krieg. 1957 wurde die Gaststätte geschlossen und das Erdgeschoss zu einem Laden umgebaut.

Gebäude

Das Sterneckerbräu ist ein fünfgeschossiges Eckgebäude mit Satteldach. Die Fassade zum Tal hat sieben Fensterachsen, die zur Sterneckerstraße hin fünf. Die Ecke ist ab dem zweiten Obergeschoss abgeschrägt mit Fenstern in der Schräge. Im Erdgeschoss hat das Gebäude am Tal fünf große Arkadenbögen, die heute als Schaufenster dienen. Zwischen den beiden Arkaden auf der linken Seite liegt die Eingangstüre. Die Fassade der Obergeschosse ist unregelmäßig gestaltet. Im zweiten Obergeschoss springen die dritte und vierte Fensterachse von links als Erker vor, im dritten und vierten Obergeschoss nur die vierte Fensterachse. In der zweiten und sechsten Fensterachse hat das vierte Obergeschoss eine Loggia.

Literatur

  • Heinrich Habel, Johannes Hallinger, Timm Weski: Landeshauptstadt München – Mitte (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band I.2/1). Karl M. Lipp Verlag, München 2009, ISBN 978-3-87490-586-2, S. 1104.
  • Karl Stankiewitz: Aus is und gar is! Wirtshäuser, Theater, Cafés, Nachtclubs und andere verlorene Orte Münchner Geselligkeit. Allitera Verlag, München 2018, ISBN 978-3-96233-023-1.
Commons: Sterneckerbräu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Benedikt Weyerer: Sterneckerbräu, München. In: Historisches Lexikon Bayerns. 11. Mai 2006 (historisches-lexikon-bayerns.de [abgerufen am 11. August 2023]).
  2. Die bayerischen Denkmäler online - Listenauszüge: Oberbayern: München (Stadt). (pdf) Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (S. 765), abgerufen am 11. August 2023., Aktennummer: D-1-62-000-6748
  3. Helmuth Stahleder: Haus- und Straßennamen der Münchner Altstadt. Hugendubel, München 1992, ISBN 3-88034-640-2, S. 312.
  4. Helmuth Stahleder: Haus- und Straßennamen der Münchner Altstadt. Hugendubel, München 1992, ISBN 3-88034-640-2, S. 481.

Koordinaten: 48° 8′ 7,6″ N, 11° 34′ 50,3″ O

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