Die Sternwarte Sankt Andreasberg ist ein Projekt des 2008 gegründeten gemeinnützigen Vereins Sternwarte Sankt Andreasberg e. V. Sie wurde im August 2014 eröffnet und soll zur ersten vollständig barrierefreien Sternwarte in Deutschland ausgebaut werden.
Als Ziel nennt der betreibende Verein, allen Menschen – behinderten und nicht behinderten – den Himmel nahe zu bringen. Himmelsbeobachtungen, Vorträge und Workshops vermitteln den Besuchern astronomische Grundkenntnisse.
Standort
Die Sternwarte Sankt Andreasberg liegt am Rehberg auf dem Gelände des Internationalen Haus Sonnenberg (IHS), einer internationalen Bildungsstätte. Sie ist die höchstgelegene Sternwarte in Norddeutschland. Die Luft ist in 710 Meter Höhe besonders trübungsarm und die Lichtverschmutzung im Naturpark Harz – weitab von großen Städten – niedriger als in den meisten anderen Gegenden Norddeutschlands.
Sankt Andreasberg gehört laut Bundesamt für Naturschutz astronomisch zu den sechs besten Standorten in Deutschland. Messungen mit dem Sky Quality Meter zeigten im April 2011 einen Wert von 21,81 mag/arcsec².
Sankt Andreasberg wurde 2011 in die Liste der „StarParks“ der von der UNESCO unterstützten Starlight-Initiative aufgenommen.
Geschichte
Der Verein Sternwarte Sankt Andreasberg wurde 2008 gegründet mit dem Ziel, eine Sternwarte für alle Menschen zu bauen und zu betreiben. Zunächst sollte die Sternwarte auf einem Grundstück auf der Jordanshöhe neu gebaut werden. Aufgrund von Umweltschutzauflagen entschied man sich aber im Juli 2013, ein Gebäude am Internationalen Haus Sonnenberg – rund 1 km nördlich des ursprünglich vorgesehenen Standorts – anzumieten und zu einer Sternwarte umzubauen. Die Baumaßnahmen im Haus und im Außenbereich wurden zum großen Teil durch Spenden finanziert.
Die Eröffnung erfolgte am 22. August 2014. Die Ostseite des Gebäudes soll um eine Beobachtungskuppel erweitert werden.
Ausstattung
Im Außenbereich gibt es fünf Teleskopsäulen in unterschiedlicher Höhe mit Elektroanschlüssen und Datenübertragungsmöglichkeiten. Der Verein verfügt über mehrere Teleskope, die von Gästen genutzt werden können. In Arbeit ist ein Spiegelteleskop mit einem Durchmesser von 120 cm. Ein Spiegelteleskop mit einem Hauptspiegel mit 400 mm Durchmesser (16″ f/8 Hypergraph) mit einer computergesteuerten Montierung, Typ Knopf MK70S, wurden erstmals während des STATT 2015 (13. – 16. August 2015) eingesetzt.
Das Spiegelteleskop kann sowohl visuell als auch fotografisch genutzt werden.
Barrierefreiheit
Ziel ist es, eine möglichst vollständig barrierefreie Sternwarte zu realisieren. Sie soll für alle Menschen zugänglich sein. Dafür sorgen im Gebäude und im Außengelände ausreichend breite Türen, stufenlose Zugänge und Rampen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sowie Handläufe mit Brailleschrift. Die Angebote und Medien der Sternwarte sprechen alle Sinne an und berücksichtigen Einschränkungen wie Lern-, geistige, Seh-, Hör- und auch Bewegungsbeeinträchtigungen.
Taktile Sternenkarten und Modelle von Himmelskörpern machen diese Objekte auch für viele Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen erfahrbar und unterstützen den Lernprozess durch das zusätzliche Ansprechen des Tastsinnes. Taktile Sternkarten dienen je nach Art und Gestaltung der Darstellung von Sternzeichen (Sterne in einer Ebene), Darstellung der Größenverhältnisse und Abstände sowie ihrer Lage zueinander im Raum (3D-Modell). Modelle der Mondoberfläche, ganzer Monde, Kometen und Asteroiden aus dem 3D-Drucker ermöglichen es blinden Menschen, einen Eindruck von deren Oberflächenstruktur und Form zu erlangen.
Sprechende Teleskope ermöglichen es Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen, einen Eindruck der eigenen Position im Raum und der Lage astronomischer Objekte zu bekommen. Eine Vorrichtung erkennt mit GPS, Kompass und Lagesensor die eigene Position und unterstützt Nutzende durch Sprachanweisungen bei der Ausrichtung und benennt die Objekte, auf die es ausgerichtet ist.
Barrierefreie Teleskopsäulen im Außengelände ermöglichen es Menschen mit Bewegungseinschränkungen, die Teleskope zu bedienen. Der stabile Stand ermöglicht es, diese ohne große Anstrengung und ohne Verwackeln auszurichten. Insgesamt stehen fünf Säulen verschiedener Höhe zur Verfügung.
Live-Projektion von den Teleskopen in den Vortragsraum ermöglichen die Beobachtung durch ein breites Publikum. Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen bietet es die Möglichkeit Details zu sehen, die für sie im Teleskop schwer zu erkennen sind. Menschen mit Bewegungseinschränkung erleichtert bzw. ermöglicht es den Zugang zur Beobachtung.
Geplant sind eine Kinder- und Jugendakademie für Astronomie in Kooperation mit dem Internationalen Haus Sonnenberg mit Ausrichtung auf die MINT-Fächer und das Fach Umwelt sowie eine Schwenkarm-Montierung an einer Teleskopsäulen für rollstuhlfahrende und kleinere Menschen.
Sankt Andreasberger Teleskoptreffen
Seit 2009 organisiert der Verein im August das Sankt Andreasberger Teleskoptreffen (STATT) mit über 100 Astronomiebegeisterten aus ganz Deutschland.
Neben Beobachtungsmöglichkeiten gibt es ein Rahmenprogramm mit Vorträgen von renommierten Fachleuten. 2014, zur offiziellen Inbetriebnahme der Sternwarte, fand dort gleichzeitig das jährliche Norddeutsche Sternwartentreffen statt.
Kooperationen
- Bildungsstätte Internationales Haus Sonnenberg
- Gymnasium Braunlage
- Verein Andersicht
- Kreisvolkshochschule Goslar
- Haus der Astronomie, Heidelberg, Abteilung Fortbildung in Schulen
- Netzwerk Norddeutscher Sternwarten
- Behindertenverbände
Auszeichnungen
- 3. Platz Reiff Bildungspreis für Schulastronomie 2013
- 2. Platz Bildungspreis der Region Braunschweig 2014
- Wahl der Sternwarte Sankt Andreasberg zu den „Besten im Harz“ 2015/2016 und 2017/2018 in der Kategorie Natur Pur.
Weblinks
Einzelnachweise
- 1 2 Menschen den Himmel nahe bringen, Braunlager Kurier vom 18. September 2014
- ↑ Sternwarte Sankt Andreasberg – Barrierefreiheit. Abgerufen am 16. Juli 2017.
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Gabriele Schulte: Der Milchstraße ganz nah, Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 22. August 2014
- ↑ Schattenspiele im Sonnensystem, Goslarsche Zeitung vom 21. März 2015
- ↑ Klare Sicht auf die Sonne, Goslarsche Zeitung vom 21. März 2015
- ↑ Die höchste Sternwarte des Nordens in St. Andreasberg (Memento vom 29. Juni 2015 im Internet Archive), Webseite von Sat1 Regional Hannover, abgerufen am 12. April 2015
- 1 2 3 4 Sternwarte öffnet sich für alle, Angela Potthast, Goslarsche Zeitung vom 1. August 2014
- 1 2 3 4 Bau der Sternwarte wird immer konkreter, Karl-Heinz Siebeneicher, Goslarsche Zeitung vom 10. März 2014
- ↑ Crowdfunding-Projekt der Sternwarte Sankt Andreasberg. Webseite der Crowdfunding-Plattform Sciencestarter. Abgerufen am 3. April 2015.
- ↑ Sternwarte Sankt Andreasberg – Technik. Abgerufen am 3. April 2015.
- 1 2 Sternwarte ist da – jetzt geht es dem Verein um den Ausbau, Karl-Heinz Siebeneicher, Goslarsche Zeitung vom 9. März 2015
- ↑ Webseite Teleskoptreffen.info, abgerufen am 12. April 2015, 13:20 Uhr
- ↑ Adrian Kaminski: Ereignisreicher August in Sankt Andreasberg; Artikel vom 11. Juni 2014 auf spektrum.de
- ↑ Sternwarte Sankt Andreasberg – Astronomie und Inklusion. Abgerufen am 3. April 2015.
- ↑ Webseite des AnderSicht e.V.. Abgerufen am 3. April 2015
- ↑ Sternwarte Sankt Andreasberg – Programm des ersten „KVHS-Astroschnupperkurses“ in der Sternwarte (Memento vom 29. Januar 2016 im Internet Archive). Abgerufen am 3. April 2015.
- ↑ Reiff-Stiftung (Memento vom 12. April 2015 im Webarchiv archive.today). Abgerufen am 12. April 2015.
- ↑ Sternwarte Sankt Andreasberg – 3. Preis für Sternwarte Sankt Andreasberg. Abgerufen am 16. Juli 2017.
- ↑ Sternwarte Sankt Andreasberg – Sternwarte gewinnt 2. Bildungspreis. Abgerufen am 16. Juli 2017.
- ↑ Sternwarte Sankt Andreasberg – Auszeichnungen. Abgerufen am 18. August 2019.
Koordinaten: 51° 43′ 54,6″ N, 10° 31′ 33,8″ O