Der Stilwandel ist eine ständige Erscheinung in allen Bereichen der Bildenden Kunst, der Literatur, der Musik, im Handwerk und Kunsthandwerk, in der Mode und in allen Bereichen der materiellen Kultur, sowie in dem jeweils dominanten Sitten- oder Verhaltenskodex einer bestimmten Gesellschaft oder Gesellschaftsschicht. Er kann mit einer Änderung des Zeitgeistes oder der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage zusammengehen. Eine abrupte oder fragwürdige Stiländerung wird Stilbruch genannt.

Die deutlichsten Beispiele für plötzliche Stilwechsel finden sich in der Architektur und der Malerei. In der Musik läuft eine solche Änderung meist langsamer ab. Ein markantes Beispiel ist beim Übergang vom Barock zum Rokoko der Style galant, der auch als Vorklassik bezeichnet und allgemein mit dem Tod von Johann Sebastian Bach angesetzt wird: Innerhalb von etwa 20 Jahren wechselten fast alle Komponisten vom strengen, polyphonen Stil des Spätbarock zu leichteren, dynamischeren Melodien und Satzformen der frühen Klassik.

In der Neuzeit wechselten in der bildenden Kunst die großen Linien der Kunststile meist in weniger als 100 Jahren, wobei im 20. Jahrhundert eine weitere Beschleunigung der Stilwechsel zu verzeichnen ist.

Literatur (Auswahl)

Kunst
  • Heinrich Wölfflin: Kunstgeschichtliche Grundbegriffe: Das Problem der Stilentwickelung in der neueren Kunst. Erstausgabe München 1915. (19. Auflage. Basel 2004; 2. Auflage 1917 online)
  • Karin Thomas: Bis heute: Stilgeschichte der bildenden Kunst im 20. Jahrhundert. 12. Auflage. DuMont, Köln 2004, ISBN 3-8321-1939-6.
Literatur
  • Eva-Maria Jacobs, Annely Rothkegel (Hrsg.): Perspektiven auf Stil. (= Germanistische Linguistik. 226). Niemeyer, Tübingen 2001, ISBN 3-484-31226-2.
Musik
  • Helga de la Motte-Haber (Hrsg.): Nationaler Stil und europäische Dimension in der Musik der Jahrhundertwende. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1991.
  • Wilfried Gruhn: Stil und Stilwandel in der Musik. Materialienband. Diesterweg 1989, ISBN 3-425-08796-7. (= Lehrbuch für den Musikunterricht der Sekundarstufe II)
Mode
  • Bazon Brock, Hans Ulrich Reck (Hrsg.): Stilwandel als Kulturtechnik, Kampfprinzip, Lebensform oder Systemstrategie in Werbung, Design, Architektur, Mode. Die heilende Kraft des Gestaltens. (= Dumont Kunst-Taschenbücher. 183). DuMont, Köln 1986.
Rechtswesen
  • Jutta Lashöfer: Zum Stilwandel in richterlichen Entscheidungen. Über stilistische Veränderungen in englischen, französischen und deutschen zivilrechtlichen Urteilen und in Entscheidungen des Gerichtshofs der Europäischen Gemeinschaften. (= Internationale Hochschulschriften. 61). 1992, ISBN 3-89325-124-3.
Politik
  • Politischer Stil in der Mediengesellschaft. Stilwandel als Demokratiewandel. In: Ulrich Sarcinelli: Politische Kommunikation in Deutschland: Medien und Politikvermittlung im demokratischen System. 3. erw. Auflage. Verlag f. Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-17610-9, S. 105–117.
Wissenschaft und Technik
  • Horst Bredekamp, Birgit Schneider, Vera Dünkel (Hrsg.): Das technische Bild. Kompendium zu einer Stilgeschichte wissenschaftlicher Bilder. Akademie-Verlag, 2008, ISBN 978-3-05-004496-5.
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