Ein Wirtschaftsinformatikstudium ist ein Studium des Fachs Wirtschaftsinformatik. Es steht in Deutschland auf Rang 10 der meiststudierten Fächer (2022; Betriebswirtschaft und Informatik auf dem ersten bzw. zweiten Platz). Es verknüpft Inhalte der Betriebswirtschaft mit denen der Informatik.
Allgemein
Ein Studium der Wirtschaftsinformatik besteht üblicherweise aus Modulen von Betriebswirtschaft sowie von Informatik. Je nach Hochschule und Schwerpunkt können auch weitere Module anderer Fächer Teil des Studiums sein. Häufig ist dieser Studiengang entweder in einer Fakultät für Wirtschaftswissenschaften oder einer Fakultät für Informatik untergebracht; eigene Fakultäten für Wirtschaftsinformatik sind eher die Ausnahme.
Der Abschluss dieses Studiums befähigt zum Arbeiten in verschiedenen Bereichen, unter anderem etwa Software-Entwicklung, Beratung und Prozessmanagement. Auch eine wissenschaftliche Karriere ist möglich, etwa bei einem Forschungsinstitut. Durch die interdisziplinäre Ausrichtung des Studiums ergeben sich eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten.
Der Frauenanteil im Wirtschaftsinformatikstudium lag 2016 dem Centrum für Hochschulentwicklung nach bei 20,7 Prozent und damit leicht über dem der reinen Informatik (18,2 %) sowie deutlich unter denen der medizinischen Informatik (44,9 %) und der Bioinformatik (38,0 %).
Studieninhalte
In einem Studium der Wirtschaftsinformatik lernen Studenten mathematische sowie wissenschaftliche Grundlagen kennen, die zum Erlernen der eigentlichen Kernthemen befähigen. Diese Kernthemen lassen sich in die zwei Felder Betriebswirtschaft und Informatik aufteilen und können folgende Themen beinhalten (genannt sind typische Beispiele, Abweichungen sind möglich und nicht ungewöhnlich):
Betriebswirtschaft | Informatik |
---|---|
Finanzbuchhaltung | Programmierung |
Rechnungswesen | Software-Technik |
Unternehmensführung | Cyber-Security |
Investitionen | Datenbanken |
Geschäftsanalyse | Netzwerke |
Prozessmanagement | Verteilte Systeme |
Digitale Geschäftsmodelle | Business Intelligence |
Ein wichtiger Inhalt der meisten Studiengänge der Wirtschaftsinformatik sind Vorlesungen über Prozessmanagement. Hier zeigt sich gut die Verknüpfung zwischen Wirtschaft und Informatik: Während die Prozesse mit Mitteln der Betriebswirtschaft gestaltet oder erfasst werden, werden informatische Methoden genutzt, um sie zu analysieren oder zu automatisieren (zum Beispiel mit Process Mining oder Robotic Process Automation). Auch Projektmanagement-Inhalte sind praktisch immer Teil eines Wirtschaftsinformatikstudiums, da die spätere Arbeit oft von Projekten geprägt ist.
Während ein Bachelor-Studium sehr universell ist und eine breite Palette von Themen abbildet, werden die Inhalte mit höherem Studiengrad immer spezialisierter und die Studentin kann sich mehr Fächer gemäß eigener Vorlieben zusammenstellen.
Grundsätzlich sind die Studieninhalte an einer Universität eher theoretisch und auf Forschung ausgerichtet, wohingegen ein Wirtschaftsinformatikstudium an einer Fachhochschule eher praktisch ausgerichtet ist. Diese Grenzen verschwimmen allerdings immer mehr. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass man im Fach Wirtschaftsinformatik mittlerweile an bestimmten Fachhochschulen promovieren kann (oft in Verbindung mit Partneruniversitäten, teils aber auch durch eigenes Promotionsrecht bestimmter FHs).
Akademische Grade
Ein Studium der Wirtschaftsinformatik kann mit einem Bachelor, Master und Doktorgrad enden. Typischerweise handelt es sich um Bachelor und Master of Science, aber auch Bachelor und Master of Arts oder Engineering sind möglich. Der jeweilige Doktortitel wird von der Universität festgelegt und lässt sich nicht generalisieren.
Die verschiedenen Grade sind dabei grundsätzlich aufeinander aufbauend: auf ein Bachelor-Studium folgt ein Master und dann eine Promotion. Seit den 2000er-Jahren ist allerdings auch eine Fast-Track-Promotion möglich, bei der ein Master übersprungen und direkt ein Promotionsstudium gestartet wird (dann meist mit Master-Modulen beginnend).
Es ist jedoch möglich und auch üblich, nicht die gesamte akademische Ausbildung bis zum Doktor zu durchlaufen, sondern das Studium bereits nach dem Bachelor- oder Master-Abschluss beendet wird.
Die Studienfächer von Wirtschaftsinformatik einerseits und BWL und Informatik andererseits sind sich ähnlich genug, um aufeinander aufzubauen. So ist es etwa Studenten mit abgeschlossenem Informatikstudium üblicherweise möglich, einen Master in Wirtschaftsinformatik zu beginnen.
Geschichte
Einzelnachweise
- ↑ Studierende: Deutschland, Semester, Nationalität, Geschlecht, Studienfach. Statistisches Bundesamt, abgerufen am 15. Dezember 2021.
- ↑ Julius-David Friedrich, Cort-Denis Hachmeister, Sigrun Nickel, Sude Peksen, Isabel Roessler, Saskia Ulrich: Frauen in IT: Handlungsempfehlungen zur Gewinnung von Frauen für Informatik. Hrsg.: CHE gemeinnütziges Centrum für Hochschulentwicklung. Nr. 222, 2019, ISBN 978-3-947793-17-4, ISSN 1862-7188.
- ↑ Studienbeginn ab WS 2021/22. Abgerufen am 26. Dezember 2022.
- ↑ Bachelor Wirtschaftsinformatik – berufsintegriert studieren - SMT.com. Abgerufen am 26. Dezember 2022.