Ein Butterbrot ist eine mit Butter bestrichene Scheibe Brot. In Teilen Deutschlands bezeichnet das Wort Butterbrot eine belegte Scheibe Brot, wobei Butter nicht zum Belag gehören muss. Zum sicheren Transport kann eine Brotbüchse verwendet werden.

Herkunft, Abgrenzung und Verbreitung

Für das klassische Butterbrot kann ein Ursprung im deutschen Kulturkreis angenommen werden. Johann Wolfgang von Goethe ließ seinen Werther davon berichten, dass er mit einigen Kindern „das Butterbrod und die saure Milch teilte“. Dessen Aussehen ist nicht weiter ausgeführt. Der Kontext lässt auf eine einfache Abendmahlzeit schließen. Das Banale und Kärgliche des einfachen Butterbrots ist auch in Redensarten erhalten wie „für ein Butterbrot arbeiten“ (= unterbezahlt sein) oder „etwas für ein Butterbrot bekommen“ (= billig erstehen).

Der Volkskundler Günter Wiegelmann erwähnt in seinem Forschungswerk Alltags- und Festspeisen in Mitteleuropa: Innovationen, Strukturen und Regionen vom späten Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert, dass Martin Luther bereits 1525 eine „Putterpomme“ (Butterbemme) als „gute Kindernahrung“ beschreibt. (Nach anderer Quelle erwähnte Luther in einem Brief die „Butterpomme“ als „beliebte Kindernahrung“.) Der Maler Pieter Bruegel zeigt auf seinem 1568 entstandenen Gemälde Die Bauernhochzeit das erste „Butterbrot-Bild“, ein Kind mit einem angebissenen Butterbrot im Schoß liegend.

Das De-Gruyter-Variantenwörterbuch erwähnt in diesem Zusammenhang auch die Bezeichnungen Bemme (sächsisch), Kniffte (Ruhrdeutsch), Schnitte und Stulle (nordostdeutsch, berlinerisch). Im nördlichen Rheinland, am Niederrhein und im Ruhrgebiet ist die Bezeichnung Bütterken gebräuchlich. Im Saarland gibt es die Butterschmier (oder Butterschmeer), die mit Salz, Zucker, Kakao oder Fenner Harz (Zuckerrübensirup, Marke der Grafschafter Krautfabrik eigens für den saarländischen Markt) verfeinert gegessen wird. Im Siegerland sowie im Wittgensteiner Raum ist die Bezeichnung Donge oder Dong gebräuchlich. Der Österreicher verwendet es zur Jause oder – wie auch der Süddeutsche und Südtiroler – zur Brotzeit und zur Vesper.

Das Butterbrot und seine regionalen Bezeichnungen, darunter auch Fieze im Erzgebirge, werden in der modernen Umgangssprache unscharf auch für

  • belegte Brote im Allgemeinen
  • zwei zusammengeklappte Brotscheiben (Klappbrot, Klappstulle, Sandwich)

verwendet.

Die Grenze des Hauptverbreitungsgebiets fällt im Westen und Süden weitgehend mit der germanisch-romanischen Sprachgrenze, in der Schweiz mit dem Röstigraben und der Brünig-Napf-Reuss-Linie zusammen. Die Butterbrot-Kultur ist auf jene geographischen Räume konzentriert, die unter Verwendung von Sauerteig schwerpunktmäßig Graubrot – im Gegensatz zum weiter verbreiteten Fladenbrot oder Baguette – herstellen. Dazu gehören beispielsweise die Niederländer. Das Lehnwort boterham ist verwandt mit dem ripuarischen botteramm und bezeichnet – ebenso wie sein Pendant im Rheinland – ein Brot mit Aufschnitt.

Dubbel, das (Pl. Dubbels), steht für eine spezielle Form des Butterbrotes. In der Regel bezeichnet es zwei Scheiben Brot, die belegt und aufeinandergelegt sind. Meist sind diese mittig durchgeschnitten. Das Wort leitet sich der regionalen Bezeichnung für 'doppelt' (niederrheinisch, seit 15. Jh.) ab. Das Dubbel war vor allem im Bergbau beliebt, da auf ein zusammengeklapptes Brot nicht so viel Kohlenstaub kam.

In Ländern, die kein klassisches Butterbrot auf Graubrot-Basis kennen, fallen die Übersetzungen hingegen paraphrasierend aus und denotieren etwas Anderes. Die mediterranen Umschreibungen (ital. pane imburrato, span. pan con mantequilla) entwickeln die Vorstellung von Weißbrot, das vor den Hauptmahlzeiten zusammen mit Butter gereicht wird.

Beim dänischen Smørrebrød ist die Etymologie nur scheinbar identisch, die Entstehungsgeschichte im 19. Jahrhundert jedoch eine ganz andere. Der üppige und in fantasievollen Kombinationen gestaltete Belag hat in diesem Fall Vorrang vor der Unterlage, die gleichermaßen helles oder dunkles Brot sein kann.

In der russischen Sprache hat das Wort Butterbrot als Lehnwort aus dem Deutschen Eingang gefunden, siehe Deutsche Wörter im Russischen. Dort versteht man unter einem бутерброд (buterbrod) ein geschmackvoll belegtes Brot, wobei hierfür nicht unbedingt Butter verwendet wird. So ist бутерброд с маслом („Buterbrod mit Butter“) im Russischen kein Pleonasmus. Die russische Küche hat unter diesem Begriff eine eigene Sandwich-Tradition hervorgebracht.

Verzehrgewohnheiten, Butterbrot-Zubereitungen mit Belag

Das deutsche Butterbrot gab und gibt es traditionell zum Frühstück (zum Abbeißen) und zum bürgerlichen Abendbrot als Grundlage zu Wurst, Käse oder zum Abbeißen mit Handkäs mit Musik. Zudem eignet es sich zusammengeklappt als Proviant für Wanderer und als Pausen-Butterbrot – auch als Beilage zu Obst – sowohl für die arbeitende Bevölkerung als auch für Schulkinder.

In der Nachkriegszeit erfuhr es als Hasenbrot einen Bedeutungswandel: Nach dem Zweiten Weltkrieg zu Beginn der 1950er-Jahre bekam der Ernährer der Familie oft die besten Stücke der rationierten Nahrung – so auch Wurstbrote – als Verpflegung auf die Arbeit mit. Wenn der Vater es nicht gegessen hatte, durften es die Kinder am Abend verspeisen.

Oftmals wird das Butterbrot mit verschiedenen Belägen verzehrt. Diese können Aufschnitt, Käse oder Marmelade sein. Bekannt sind unter anderem folgende Butterbrot-Zubereitungen, die ihren Namen meistens vom jeweiligen Belag haben:

Insbesondere Käse- und Schinkenbrot gehören – oft immer noch – zum Speisenangebot von Gaststätten und Kneipen mit „deutscher Küche“ oder Hausmannskost sowie von Biergärten und bewirtschafteten Schutzhütten. Der Übergang zu Zwischenmahlzeiten, wie Brotzeit oder Jausenbrot, und teils warm zubereiteten, kleineren Gerichten ist fließend. Hierzu zählen unter anderem:

Seit Toastbrot, Müsli und Cornflakes in Deutschland an Beliebtheit gewinnen, wird das Butterbrot immer mehr vom Frühstückstisch verdrängt. Bei der arbeitenden Bevölkerung ist ein warmes Mittagessen üblich geworden. Zum familiären Abendessen hat es sich bis zu einem gewissen Grade gehalten, ist aber weitgehend von einem warmen Abendessen verdrängt worden. Zeitgenössische Kochbücher und die Angebote der Cateringdienste zeugen von einer verfeinerten Kultivierung des belegten Brotes für Geschäftsessen sowie auf Partys und Festen. Diese Canapés werden zwar nicht „Butterbrot“ genannt, dennoch ähneln die Schnittchen diesem Produkt.

In der Literatur zu Naturkost wird das klassische Butterbrot ohne Belag derzeit erneut thematisiert unter den Aspekten der Vollwertigkeit selbst hergestellten Brotes und der Qualität der Butter artgerecht gehaltener Tiere.

Tag des Deutschen Butterbrotes

Von 1999 bis 2008 erklärte die Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) den letzten Freitag im September zum Tag des Deutschen Butterbrotes. Insbesondere Bäckereien machten an diesem Tag mit Werbeaktionen rund um Brot auf sich aufmerksam, auf Bahnhöfen verteilte die CMA Gratis-Butterbrote. Im Jahr 2005 etwa lautete das Motto Deutschland macht den Buttertest – weil Geschmack überzeugt und 2006 Butterbrot, Geschmack neu erleben.

Fallen eines Butterbrots

Ein Butterbrot fällt fast immer auf die Butterseite. Häufig wird dies den Gesetzen von Murphy zugeschrieben. Jedoch gibt es dafür keine physikalischen Erklärungen. Die Redensart Minister fallen wie die Butterbrote: immer auf die gute Seite jedenfalls erscheint schon Anfang des 19. Jahrhunderts. Diese Problematik wurde als Zuschauerfrage in der Sendung mit der Maus bearbeitet, die die Drehung zur Butterseite mit der Verschiebung des Gewichtsmittelpunktes durch den Butterauftrag erklärt. Besonders intensiv wird diese Wirkung beim versuchten Genuss von Marmeladen- oder Honig-Butterbroten.

Die Science Busters erklären, warum ein Butter- oder Marmeladebrot viel öfter auf der Butter- oder Marmeladenseite landet. Wenn Größe und Fallhöhe der Brot- oder Toastscheibe in einem ganz bestimmten Verhältnis zueinander stehen, landet dieses tatsächlich auf der Butter- oder Marmeladenseite. Es trifft genau zu bei der Höhe eines durchschnittlichen Tisches, wenn das Marmeladebrot von der Tischkante geschoben wurde. Das Brot braucht beim Fall genauso viel Zeit, wie für eine Drehung um etwa 180 Grad. Der Butter- oder Marmeladenaufstrich auf der einen Seite hat keinen Einfluss auf diesen Effekt.

Auch andere Versuchsreihen bringen das Phänomen mit der Fallhöhe des Butterbrots in Zusammenhang. In der Fernsehserie Mythbusters wurden diverse Toastscheiben von einem Tisch heruntergeschoben. Hierbei fiel auf, dass die Brote tatsächlich häufiger auf die bestrichene Seite fielen, da die Brotscheibe bei der Fallhöhe eine halbe Drehung ausführen kann. Wurden die Scheiben hingegen aus derselben Höhe hochkant fallen gelassen, ergab sich ein zu erwartendes 50:50-Verhältnis. Testweise wurden auch Toastscheiben aus etwa acht Meter von einem Häuserdach aus fallen gelassen. Dabei ergab sich eine 50:50-Verteilung der aufschlagenden Seiten. Ein Verweis auf eine wissenschaftliche Analyse des Phänomens findet sich auch in Der Spiegel.

Literatur

  • Günter Wiegelmann: Alltags- und Festspeisen in Mitteleuropa: Innovationen, Strukturen und Regionen vom späten Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Waxmann Münster u. a. 2006, ISBN 3-8309-1468-7.
  • Wie mache ich ein Butterbrot? In: Sebastian Dickhaut: Wie koche ich …? München 2006, ISBN 978-3-8338-0156-3, S. 200.
  • Elke Kößling: Das Buch vom Butterbrot. ISBN 978-3-8025-1500-2.
Wiktionary: Butterbrot – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Was der Bäckermeister über die Geschichte des Brotes erzählen kann. (Memento des Originals vom 30. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Brotgeschichte auf der Website des Landesinnungsverbands des Bäckerhandwerks Sachsen-Anhalt. Abgerufen am 5. Januar 2015.
  2. 1 2 Essen: Tag des Butterbrots. In: FAZ.NET/DPA, 21. September 2001. Abgerufen am 9. Juni 2011.
  3. Eintrag: Kniffte. In: www.ruhrgebietssprache.de. Sowie Werner Boschmann: Lexikon der Ruhrgebietssprache von Aalskuhle bis Zymtzicke. Mit einer Revier-Grammatik und den Höhepunkten der deutschen Literatur – in reinem Ruhrdeutsch. 7. Auflage. Henselowsky Boschmann, Bottrop o. J., ISBN 3-922750-01-X.
  4. Eintrag: Bütterken. In: www.ruhrgebietssprache.de, sowie Werner Boschmann: Lexikon der Ruhrgebietssprache von Aalskuhle bis Zymtzicke. Mit einer Revier-Grammatik und den Höhepunkten der deutschen Literatur – in reinem Ruhrdeutsch. 7. Auflage. Henselowsky Boschmann, Bottrop o. J., ISBN 3-922750-01-X.
  5. Günter Bergmann: Kleines sächsisches Wörterbuch. Bibliographisches Institut, Leipzig 1989. „Mutter, geb mer ne Fiez, ich hab Hunger.“
  6. Quelle zu Hasenbrot (aus Koblenzer Essgeschichten: Unser täglich Brot)
  7. Almut Klotz: Tag des Deutschen Butterbrotes. In: Berliner Zeitung. 28. September 2007, abgerufen am 17. Juni 2015.
  8. Monique Berends: Tag des deutschen Butterbrots – Schmier mir mal ’ne Stulle. In: Stern. 29. September 2006, abgerufen am 17. Juni 2015.
  9. Physik des Butter- oder Marmeladebrot-Falls (Memento des Originals vom 23. März 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Fall des Butterbrotes (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  11. Glass: Tücke des Objekts. In: Der Spiegel. Nr. 33, 1997 (online 11. August 1997).
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