Sunda-Stinkdachs

Präparat aus der Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Überfamilie: Marderverwandte (Musteloidea)
Familie: Skunks (Mephitidae)
Gattung: Stinkdachse (Mydaus)
Art: Sunda-Stinkdachs
Wissenschaftlicher Name
Mydaus javanensis
(Desmarest, 1820)

Der Sunda-Stinkdachs, Malaiische Stinkdachs, Java-Stinkdachs oder Teledu (Mydaus javanensis) ist eine Art der Gattung der Stinkdachse innerhalb der Skunks. Er bewohnt die Großen Sunda-Inseln in Indonesien und Malaysia.

Merkmale

Der Sunda-Stinkdachs erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 37 bis 52 Zentimetern und eine Schwanzlänge von 3,4 bis 3,7 Zentimetern. Das Gewicht liegt bei 1,2 bis 3,6 Kilogramm. Er ist damit etwas größer als der Palawan-Stinkdachs (Mydaus marchei) der Philippinen-Insel Palawan. Das Fell ist überwiegend schwarz mit einem hellen Rückenstreifen, der zum vollständig hellen und mit langen Haaren bedeckten kurzen Schwanz reicht, einem hellen Kopf und teilweise hellen Beinen. Die Schnauze ist rüsselartig verlängert und ähnelt der Schnauze eines Hausschweins.

3 · 1 · 3 · 1  = 34
3 · 1 · 4 · 1
Zahnformel des Sunda-Stinkdachses

Der Schädel hat eine Länge von etwa 90 bis 104 Millimeter bei den Männchen und etwa 84 bis 90 Millimeter bei den Weibchen. Die Breite im Bereich der Jochbögen beträgt bei den Männchen 48 bis 49 und bei den Weibchen 42 bis 43 Millimeter. Der Skunk besitzt im Oberkiefer pro Hälfte drei Schneidezähne (Incisivi), einen Eckzahn, drei Vorbackenzähne (Praemolares) und einen Backenzahn (Molar). Im Unterkiefer besitzt er einen zusätzlichen Vorbackenzahn pro Hälfte. Insgesamt besitzen die Tiere somit 34 Zähne.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet des Sunda-Stinkdachses umfasst die indonesischen Inseln Java, Sumatra und die Natuna-Inseln sowie sowohl den indonesischen wie auch den malayischen Teil der Insel Borneo. Weitere, noch nicht bestätigte Sichtungen stammen aus Brunei, einem weiteren Staat an der Nordküste Borneos. Die Art bevorzugt Flachland und weniger hochgelegene Gebiete, kommt jedoch auch in Höhen bis über 2.000 Meter vor.

Lebensweise

Der Sunda-Stinkdachs ist nachtaktiv und verbringt die Tage in der Regel in selbst gegrabenen oder ausgebauten Bauten im Boden in bis zu 60 Zentimetern Tiefe. Die Tiere ernähren sich omnivor, wobei die Hauptnahrung aus wirbellosen Tieren wie Würmern und Insekten besteht. Hinzu kommen Eier, Aas und Pflanzenmaterial. Die Nahrung wird mit der Nase über den Geruchssinn gesucht und mit Hilfe der klauenbewehrten Füße ausgegraben.

Über die Fortpflanzung der Tiere ist wenig bekannt. Die Weibchen bringen wahrscheinlich zwei bis drei Jungtiere in ihrem Bau zur Welt, die an den Zitzen gesäugt werden.

Systematik

Die wissenschaftliche Erstbeschreibung des Sunda-Stinkdachses stammt von Anselme Gaëtan Desmarest aus dem Jahr 1820, der die Art als Mephitis javanensis beschrieb und damit den bekannten Stinktieren der Gattung Mephitis (heute Streifenskunks) zuordnete. Frédéric Cuvier beschrieb im Jahr 1825 die Gattung Mydaus sowie die Art Mydaus meliceps, der als Typusart für die Gattung diente und später mit Mydaus javanensis synonymisiert wurde.

Phylogenetische Systematik der Skunks
  Skunks  

  Stinkdachse (Mydaus)  

 Sunda-Stinkdachs (Mydaus javanensis)


   

 Palawan-Stinkdachs (Mydaus marchei)



   


 Streifenskunks (Mephitis)


   

 Fleckenskunks (Spilogale)



   

 Weißrüsselskunks (Conepatus)





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Als weitere Art innerhalb der Stinkdachse wurde der Palawan-Stinkdachs (Mydaus marchei) beschrieben. Die Art wurde zeitweise aufgrund anatomischer Merkmale in eine eigene, monotypische Gattung Suillotaxus eingeordnet. Es wird angenommen, dass die Vorfahren dieser Art von der auf Borneo lebenden Population des Sunda-Stinkdachses durch das ansteigende Meeresniveau vor etwa 165.000 Jahren getrennt wurden, Fossilien sind jedoch nicht nachgewiesen.

Innerhalb der rezenten Gattungen der Skunks stellen die Stinkdachse die ursprünglichste Gattung dar und werden allen anderen heute lebenden Skunks als ursprünglichste Gruppe gegenübergestellt. Der Zeitpunkt der Trennung der Stinkdachse von den amerikanischen Taxa lag vor etwa 20,7 Millionen Jahren.

Neben der Nominatform Mydaus javanensis javanensis auf Java und Sumatra werden mit Mydaus javanensis lucifer auf Borneo und Mydaus javanensis ollula auf den Natuna-Inseln drei Unterarten unterschieden.

Gefährdung und Schutz

Der Sunda-Stinkdachs wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) als nicht gefährdet (least concern) eingeordnet. Dies wird vor allem mit dem vergleichsweise großen Lebensraum sowie der angenommenen Unempfindlichkeit gegenüber Lebensraumveränderungen und menschlicher Besiedelung begründet. Obwohl insbesondere auf Sumatra und Borneo eine umfangreiche Zerstörung der ursprünglichen Waldlebensräume stattfindet, gibt es zahlreiche Sichtungen der Tiere abseits der Urwaldbestände. Eine umfangreiche Bejagung und Nutzung der Tiere, unter anderem für medizinische Zwecke, ist vorhanden, erreicht jedoch keine bestandsgefährdenden Ausmaße.

Einzelnachweise

  1. M. Wrobel (Hrsg.): Elsevier's Dictionary of Mammals – Latin, English, German, French, Italian. 868 S., Elsevier, 2006. ISBN 978-0-444-51877-4. (Leseprobe)
  2. 1 2 3 Yeen Ten Hwang, Serge Larivière: Mydaus javanensis. In: Mammalian Species. Band 723, 2003, S. 1–3 (Onlinet [PDF; 265 kB; abgerufen am 8. September 2021]).
  3. 1 2 3 4 J.W. Dragoo: Sunda Stink Badger Mydaus javanensis. In: Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 1: Carnivores. Lynx Edicions, Barcelona 2009; S. 555. ISBN 978-84-96553-49-1.
  4. 1 2 3 Mydaus javanensis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: B. Long, J. Hon, M.J. Azlan, J.W. Duckworth, 2008. Abgerufen am 28. Dezember 2011.
  5. 1 2 Don E. Wilson & DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mydaus javanensis (Memento des Originals vom 16. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference (3rd ed).
  6. 1 2 Katrin Nyakatura, Olaf RP Bininda-Emonds: Updating the evolutionary history of Carnivora (Mammalia): a new species-level supertree complete with divergence time estimates. BMC Biology 10, 2012. doi:10.1186/1741-7007-10-12
  7. 1 2 Yeen Ten Hwang, Serge Larivière: Mydaus marchei. In: Mammalian Species. Band 757, 2004, S. 1–3 (Online [PDF; 703 kB; abgerufen am 8. September 2021]).
  8. Mydaus marchei in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2012.2. Eingestellt von: B. Tabaranza, L. Ruedas, P. Widmann, J. Esselstyn, 2008. Abgerufen am 14. Dezember 2012.

Literatur

  • Yeen Ten Hwang, Serge Larivière: Mydaus javanensis. In: Mammalian Species. Band 723, 2003, S. 1–3 (Onlinet [PDF; 265 kB; abgerufen am 8. September 2021]).
  • J.W. Dragoo: Sunda Stink Badger Mydaus javanensis. In: Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 1: Carnivores. Lynx Edicions, Barcelona 2009; S. 555. ISBN 978-84-96553-49-1.
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