Die Synagoge von Maon (Nirim) oder Chirbet el Ma‘in ist eine archäologische Stätte im Negev, nahe beim Kibbutz Nirim. Von Nirim kommend, befindet sich die mittlerweile mit einem Schutzbau versehene Ausgrabung auf der rechten Straßenseite, kurz vor der Abzweigung nach Nir Oz. Das Gebäude ist nur rudimentär erhalten; bekannt ist der Ort wegen des Mosaikfußbodens. (Es gibt eine zweite spätantike Synagoge von Maon, etwa 14 km südlich von Hebron im Westjordanland.)

Chirbet el Ma‘in wird oft mit dem von Eusebios (Onomastikon 130:7f) genannten Ort Menois identifiziert, der auch auf der Madabakarte abgebildet ist. Menois hatte ein Reiterkastell (Notitia Dignitatum 34,19,2). Doch wegen der strategischen Lage am Limes Palaestinae wird eine andere Lokalisierung der spätantiken Ortes vorgeschlagen: das Kastell Menois sei mit Chirbet Ma‛n identisch und der byzantinische Ort gleichen Namens mit dem 3,5 km von Chirbet Ma‛n entfernten ‛Abesān, wo es Spuren spätantiker Bebauung gibt.

Entdeckung

Beim Bau der Straße zum Kibbutz Nir Oz kamen im Februar 1957 Teile des Mosaiks ans Licht; zuvor war allerdings der untere Bereich des Mosaiks schon zerstört worden. Shalom Levy leitete die Rettungsgrabungen von März bis Mai 1957 und im April 1958 im Auftrag der Israelischen Altertümerbehörde. 1960 veröffentlichte er einen knappen Abschlussbericht.

Gebäude

Nach den Münzfunden wurde die Synagoge in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. unter Justin I. oder Justinian I. gebaut. Die Ziegelmauern sind im Laufe der Zeit verwittert. Vom Ausgräber wurde das Gebäude als dreischiffige Basilika mit einer Grundfläche von 15 × 17 Metern mit nach Jerusalem (Nordost) orientierter Apsis und davor befindlicher Bima interpretiert. Das Bodenmosaik hätte sich demnach nur im Mittelschiff befunden.

Doch ist wahrscheinlicher, dass der Innenraum nur so groß war wie das Mosaik und die gefundenen Mauerzüge einen Hof um die Synagoge begrenzt haben. Denn die von Ora Yogev 1980 ergrabenen, parallel verlaufenden Mauerzüge im Westen und Osten des Mosaiks sind mit fast 20 Metern zu weit voneinander entfernt, um als Außenmauern ein Dach tragen zu können.

Bodenmosaik

Der Mosaikfußboden war ursprünglich 7,80 × 3,70 Meter groß. Eine Kelchblumenbordüre rahmt 55 symmetrisch zur Mittelachse angeordnete, von Weinranken gerahmte Medaillons, je fünf in zehn Reihen. 18 von ihnen sind verloren. Die Medaillons der Mittelachse zeigen verschiedene Gefäße, einige davon mit Früchten gefüllt. Eine bunte Gruppe von exotischen wilden und zahmen Tieren (darunter die für den Raum Gaza typischen Vögel im Käfig) ordnen sich auf eine große Menora hin, hinter der sich die Bema und in einer Apsis der Toraschrein befanden.

Menora

Die Menora als Blickfang steht auf drei Löwenfüßen und hat aufgesetzte Glaslämpchen. Sie wird flankiert von zwei stilisierten Palmen und zwei Löwen. Um die Menora gruppieren sich weitere Symbole der jüdischen Religion: zwei Etrogfrüchte und zwei Schofarhörner.

Stifterinschrift

Oberhalb der Menora steht eine aramäische Stifterinschrift in einer Tabula Ansata, die aber schwer zu interpretieren ist, da die Mosaizisten der hebräischen Schrift nicht mächtig waren. Der Text kann nach Yeivin so rekonstruiert werden:

  1. ד[כרין לטב כל] קהלה Es sei zum Guten gedacht der ganzen Gemeinde
  2. ]די[ עבדו הדן פספה die dieses Mosaik gemacht hat
  3. ]וכן[ דאוש]ו[ן ותמה יהודה außerdem Daisin, Thoma und Jehuda
  4. דיהבו תג תרי דינרין die gestiftet haben die Summe von 3 Denaren.

Kleinfunde

Im Bereich der Apsis wurden einige Kleinfunde gemacht: 20 beschriftete Metallzylinder, einige beschriftete Metallplättchen, Fragmente eines Bronzeleuchters, gläserne Kerzenständer und Elfenbeinschnitzereien. Da auch die Reste von Eisennägeln gefunden wurden, könnten einige Teile mit dem hölzernen Toraschrein in Verbindung stehen, z. B. als Reste von Einlegearbeiten.

Die Metallzylinder konnten zur Zeit der Ausgrabung nicht geöffnet werden, ohne sie zu zerstören; sie wurden magaziniert. In den 1980er Jahren gelang es, drei von ihnen zu öffnen. Sie enthielten magische Formeln in aramäischer Sprache. Dass die Amulette im Bereich des Toraschreins deponiert wurden, könnte eine kurzzeitige Maßnahme gewesen sein, um sie magisch aufzuladen; wahrscheinlicher ist aber ihre dauernde Deponierung als Weihegaben nach erfolgreicher Heilung der betreffenden Personen.

Literatur

  • Othmar Keel, Max Küchler: Orte und Landschaften der Bibel. Band 2: Der Süden, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-50167-6.
  • Steven H. Werlin: Ancient Synagogues of Southern Palestine, 300-800 C.E.: Living on the Edge, Brill, Leiden 2015, ISBN 978-90-04-29840-8.
  • Shalom Levy: The Ancient Synagogue at Ma'on (Nirim). In: Louis M. Rabinowitz Fund Bulletin III, 1960: 6–13.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Erasmus Gaß: Maon / Mëuniter. In: WiBiLex. Abgerufen am 16. Februar 2018.
  2. 1 2 1,500-Year-Old Synagogue Mosaic Restored. In: The Jerusalem Post. 2. April 2009, abgerufen am 16. Februar 2018.
  3. Steven H. Werlin: Ancient Synagogues. S. 265.
  4. Günter Stemberger: Juden und Christen im spätantiken Palästina. Berlin 2007, S. 61.
  5. Maon Nirim Synagogue. In: The Bezalel Narkiss Index of Jewish Art. Abgerufen am 16. Februar 2018 (Yeivin, S., Bulletin III, 1960, S. 36; Naveh, J., On Stone and Mosaic, 1978, S. 92–93).
  6. Othmar Keel, Max Küchler: Orte und Landschaften. S. 126 (Deutsche Übersetzung nach Hüttenmeister).
  7. Othmar Keel, Max Küchler: Orte und Landschaften. S. 123.
  8. Steven H. Werlin: Ancient Synagogues. S. 273.
  9. Steven H. Werlin: Ancient Synagogues. S. 286.
  10. Steven H. Werlin: Ancient Synagogues. S. 290.

Koordinaten: 31° 19′ 44″ N, 34° 24′ 32″ O

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