Syrinx, L. 129, ist eine Komposition für Querflöte solo des französischen Komponisten Claude Debussy (1862–1918).
Entstehung und Titel
Debussy komponierte Syrinx für Flöte solo im Jahr 1913. Ursprünglich war das – mittlerweile längst verselbstständigte – Stück unter dem Titel „La Flûte de Pan“ als Bühnenmusik zu „Psyché“, einem dramatischen Gedicht in drei Akten von Gabriel Mourey, vorgesehen. Die Uraufführung des Dramas fand am 1. Dezember 1913 im Pariser Theater Louis Mors statt (nach anderen Angaben am 13. Dezember 1913). Solist war der Flötist und Musikpublizist Louis Fleury (1878–1926), der auch bei späteren Gelegenheiten – Fleury besaß exklusives Aufführungsrecht – gemäß Regieanweisung unsichtbar hinter einem Paravent spielte.
Der Titel des Stückes bezieht sich auf den in Ovids Metamorphosen überlieferten antiken Verwandlungsmythos der Nymphe Syrinx. Auf der Flucht vor dem Hirtengott Pan wurde sie in Schilfrohr verwandelt. Daraus setzte Pan dann eine siebentönige Flöte zusammen, auf der er seine Sehnsucht nach Syrinx beschwor.
Charakterisierung
Das Werk umfasst 35 Takte und besitzt eine Spieldauer von in der Regel weniger als 3 Minuten. Der Tonumfang reicht von des’ bis fes’’’ und spart somit die hohen Lagen der Flöte aus. Die Tonart des Stückes pendelt zwischen b-Moll und Des-Dur, ist jedoch durch das Fehlen von Kadenzen nur noch angedeutet wahrnehmbar. Anstelle eines harmonischen Ganzschlusses endet das Stück in einer „perdendosi“ („sich verlierend“) absteigenden Ganztonleiter.
Strukturell kann Syrinx als dreiteilige Form A-B-A‘ mit Coda angesehen werden (Takte 1 bis 8: Exposition, Takt 9 bis 25: Durchführung, Takt 26 bis 30: Reprise, Takt 31 bis Schluss: Coda).
Syrinx hat sich zu einem der zentralen Standardrepertoirestücke für Flöte solo entwickelt und liegt dementsprechend in zahlreichen Einspielungen vor.
Quellensituation
Das Autograph ist verschollen. Erst 1927 erschien das Werk beim Pariser Verlag Jobert mit Widmung an Louis Fleury postum im Druck. Der Verleger hatte den Titel eigenmächtig auf „Syrinx“ geändert, vielleicht, um Verwechslungen mit dem gleichfalls bei Jobert verlegten Lied „La Flûte de Pan“ (aus Debussys Chansons de Bilitis) zu vermeiden. Auf dieser Ausgabe basieren auch spätere Editionen bis 1991. In diesem Jahr wurde in der Sammlung von Mme. Paul Hollanders de Ouderaen (Brüssel) ein frühes Manuskript aufgefunden, das aus dem Debussy-Fleury-Umfeld stammt, möglicherweise von Louis Fleury selbst. Die dortigen Vortragsangaben weichen an mehreren Stellen von denjenigen der Erstausgabe ab.
Einzelnachweise
- ↑ Gunther Pohl: Notenausgaben im Vergleich: Claude Debussys „Syrinx“ für Flöte solo. Flöte aktuell 4/2009, S. 44 (Memento vom 4. September 2013 im Internet Archive) (PDF; 314 kB)
- ↑ Cambridge Companion to Debussy, 2003, Cambridge University Press, ISBN 9780521654784, S. 126
Literatur
- Siglind Bruhn: Syrinx (1913). In: Debussys Instrumentalmusik im kulturellen Kontext. Edition Gorz, Waldkirch 2019, ISBN 978-3-938095-25-6, S. 235–246.
- Gustav Scheck: Die Flöte und ihre Musik. B. Schott’s Söhne, Mainz 1975, ISBN 3-7957-2765-0, S. 231–233.
- Gunther Pohl: Notenausgaben im Vergleich: Claude Debussys „Syrinx“ für Flöte solo. Flöte aktuell 4/2009, S. 44 (Memento vom 4. September 2013 im Internet Archive) (PDF; 314 kB)
Weblinks
- Syrinx: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Werkeinführung von Jochen Scheytt