Tüchersfeld Stadt Pottenstein | |
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Koordinaten: | 49° 47′ N, 11° 22′ O |
Höhe: | 337 m ü. NHN |
Einwohner: | 214 (Dez. 2019) |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 91278 |
Vorwahl: | 09242 |
Tüchersfeld von Süden (Luftbild Juni 2021) |
Tüchersfeld ist ein Kirchdorf im Püttlachtal in der Fränkischen Schweiz und gehört zur Stadt Pottenstein.
Geografie
Aufgrund seiner markanten Felsen (Schwammriffe in Kegelkarstformen) eines Umlaufberges, entstanden durch eine Hebung der Frankenalb im Jungtertiär und der Abtragung der mächtigen Sanddecke aus der Oberkreide, und der Lage der Fachwerkhäuser, die teilweise an die Felsen geklebt zu sein scheinen, gilt Tüchersfeld als ein Symbol für die Fränkische Schweiz und ist auf einer Briefmarke der Deutschen Post abgebildet. Dort existierten bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein zwei Burgen, die Obere und die Untere Burg. Letztere wurde 1269 erstmals als schon länger bestehende Festung erwähnt.
Geotop
Die Felsburg ist vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) als geowissenschaftlich wertvolles Geotop (Geotop-Nummer: 472R156) ausgewiesen. Sie wurde auch vom LfU mit dem offiziellen Gütesiegel Bayerns schönste Geotope ausgezeichnet.
Geschichte
Tüchersfeld ist die älteste Ansiedlung in der Großgemeinde Pottenstein, welches 1243 erstmals genannt wurde. Aus dem Jahre 1323 sind zwei Burgen in Tüchersfeld bekannt. Oberntüchersfeld, von der kaum noch Spuren vorhanden sind, befand sich auf dem Fahnenstein. Niederntüchersfeld, die nach der Burg Oberntüchersfeld errichtet wurde, ist heute als Judenhof bekannt. Im Jahr 1323 wurde ein Amt in einem Teil der Burg Oberntüchersfeld eingerichtet.
Der Bischof von Bamberg verpfändete 1442 Amt und Burg Oberntüchersfeld an Heinrich Gareis. Niederntüchersfeld war von 1329 bis 1959 fast ausschließlich im Besitz verschiedener Zweige der Familie Groß, wurde 1525 von aufständischen Bauern zerstört, danach jedoch wieder aufgebaut. Die Burg fand ihr endgültiges Ende durch den Dreißigjährigen Krieg. Bis auf die Nebengebäude wurde sie zerstört
Der ehemalige Judenhof, eine Gebäudegruppe des 17. und 18. Jahrhunderts, errichtet von Juden auf dem Gelände der Unteren Burg, war bis 1860 von 18 jüdischen Familien bewohnt. Sie wurde 1978 bis 1982 instand gesetzt, heute ist darin das Fränkische-Schweiz-Museum untergebracht. Bemerkenswert ist die Synagoge aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (um 1763) mit ihrem schlichten spätbarocken Stuckrahmen an der Decke; von der einstigen Ausgestaltung ist nach jahrzehntelanger Zweckentfremdung nur noch wenig zu erkennen.
- Tüchersfeld
- Die Kirche von Tüchersfeld
- Einfahrt nach Tüchersfeld auf der Burgenstraße (B 470) aus Richtung Pottenstein
- Felsendorf Tüchersfeld
- Burgruine „Judenhof“. „Turmkarst“ in Tüchersfeld, Frankenalb. In Europa eine geologische Rarität, weil schon aus dem geologischen Unterkreide-Zeitalter
Die katholische Filialkirche Herz Jesu wurde 1950/51 aufgrund einer Stiftung errichtet; mit dem Turm ist sie an ein anderes Gebäude angebaut. Hinter dem Hochaltar zeigt ein Gemälde von Otelia Kraszewska (Gößweinstein) Christus in einem weißen Gewand, wie er sich Menschen unterschiedlichen Alters zuwendet. Am Nebenaltar stellt ein Gemälde von Anna Maria Freiin von Oer (Gößweinstein) eine Madonna mit Jesuskind dar. Die Deckenbilder, unter anderem das Lamm Gottes und die vier Evangelisten, die Bilder an der Empore und der Kreuzweg stammen von Giovanni Bruno (Gößweinstein).
Am 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde Tüchersfeld aufgelöst. Ihr Gebiet wurde der Stadt Pottenstein und dem Markt Gößweinstein (die Orte Hühnerloh und Kohlstein) zugeschlagen.
- Tüchersfeld, Stahlstich (1834) von Conrad Wießner
- Tüchersfeld, Lithografie (um 1840) von Theodor Rothbarth nach einer Zeichnung von Carl Käppel
- Tüchersfeld, 1942
Baudenkmäler
In der Liste der Baudenkmäler in Pottenstein (Oberfranken) sind für Tüchersfeld sechs Baudenkmäler aufgeführt.
Literatur
- Franz X. Bogner: Die Fränkische Schweiz. Ein Luftbildportrait. Ellwanger Verlag, Bayreuth 2007, ISBN 978-3-925361-62-3, S. 78–82.
- Johann Kaspar Bundschuh: Tüchersfeld. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 593 (Digitalisat).
- Josef Pfanner: Landkreis Pegnitz (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Oberfranken. Band 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1965, DNB 457000961, S. 55.
- Alfred Schädler: Landkreis Pegnitz (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Oberfranken 2). R. Oldenburg, München 1961, DNB 457322586, S. 540–545.
- Pleikard Joseph Stumpf: Tüchersfeld. In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 625 (Digitalisat).
- Gerhard Philipp Wolff, Walter Tausendpfund: Tüchersfeld und der Judenhof. In: Jüdisches Leben in der Fränkischen Schweiz. (= Schriftenreihe des Fränkische Schweiz Vereins, Band 11). Palm & Enke, Erlangen/Jena 1997, S. 191–220.
Weblinks
- Tüchersfeld auf der Website pottenstein.de
- Tüchersfeld in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- Tüchersfeld – Dieses Felsendorf ist mit der Natur verschmolzen. In: Geo.de
Einzelnachweise
- ↑ Pottenstein – Ortsteile – Einwohnerzahl. In: pottenstein.de. Abgerufen am 8. September 2021.
- ↑ "Wie entstand das Relief der Fränkischen Schweiz? Oberkreide bis heute." Hinweistafel des Geotopweges Pottenstein in Tüchersfeld
- ↑ "Fränkische Schweiz-Museum." Informationstafel vor dem Museum
- ↑ Bayerisches Landesamt für Umwelt, Geotop Felsburg Tüchersfeld (abgerufen am 12. Oktober 2017).
- ↑ Bayerns schönste Geotope, Felsburg Tüchersfeld (abgerufen am 2. November 2017)
- ↑ Tüchersfeld auf der Website pottenstein.de
- ↑ "Fränkische Schweiz-Museum." Informationstafel vor dem Museum
- ↑ Georg Dehio: Handbuch der Dt. Kunstdenkmäler, Bayern I: Franken, 1999, S. 1035
- ↑ Erklärungstafel Nr. 29 im Museum.
- ↑ Peter Poscharchsky: Die Kirchen der Fränkischen Schweiz, Erlangen, 4. Auflage 2001, S. 375
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 550.