Türkeistämmige in der Schweiz sind Schweizer Bürger mit Herkunft aus der Türkei, in der Schweiz lebende türkische Staatsbürger und Doppelbürger mit beiden Nationalitäten.

Über die letzten zwei Jahrzehnte gab es eine starke Zunahme in der Diversität der Kultur, der Sprache und der Bräuche in der Schweizer Bevölkerung. Signifikante Schübe der Emigration von Menschen aus der Türkei in die Schweiz begannen in den späten 1960er Jahren mit der Ankunft von Arbeitsmigranten. Die grosse Mehrheit der Türken in der Schweiz sind Muslime, der Anteil der Aleviten ist deutlich höher als in der Türkei, da viele Aleviten auch aufgrund ihrer schwierigen politischen Situation in der Türkei auswanderten. Zudem leben in der Schweiz über 15.000 türkeistämmige Assyrer, welche als Christen der Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien angehören.

Insgesamt leben in der Schweiz 120.000 Menschen mit Herkunft aus der Türkei, davon die meisten in den Kantonen Zürich, Aargau und Basel. In der französischsprachigen Schweiz leben am meisten Personen mit türkischer Staatsbürgerschaft im Kanton Waadt.

Geschichte

Historisch kamen die ersten Türken in den frühen 1960er-Jahren als Migrantenarbeiter in der Schweiz an. Arbeit war zunächst hauptsächlich im industriellen, Textilverarbeitungs- und Cateringsektor anzutreffen. Anders als die Situation in Österreich, Deutschland, den Niederlanden und Belgien fand diese Immigration außerhalb von offiziellen Vereinbarungen zwischen den zwei Staaten Schweiz und Türkei statt – die Mehrheit der Türken kam auf eigene Initiative in die Schweiz.

Demografie

Die türkische Gemeinschaft in der Schweiz konzentriert sich speziell in den Städten Zürich, Basel und Lausanne.

Nach Angaben der offiziellen Schweizer Statistik lebten 2013 rund 70.000 türkische Staatsbürger in der Schweiz (knapp 5 Prozent). Allerdings schliesst diese Statistik nicht die eingebürgerten, doppelstaatlichen oder in der Schweiz geborenen Türken mit ein.

Zahl der Einwohner

JahrTürkische Bevölkerung
200477.058
200575.903
200674.342
200773.157
200872.204
200971.584
201071.835
201171.367
201270.845
201370.440
2014 70.440
2015 69.215
2016 68.744
2017 68.172
(Quelle: Schweizer Statistik)

Einbürgerung

Einbürgerung türkischer Staatsangehöriger
JahrBevölkerung
19971.814
19982.093
19992.260
20003.127
20013.116
20024.128
20034.216
20043.565
20053.467
20063.457
Quelle: OECD

Kultur

Religion

Die Mehrheit der türkischen Gemeinden in der Schweiz übt den Islam aus. Allerdings unterscheiden sich ihre religiösen Organisationen von denen anderer muslimischer Gemeinschaften im Land. Die Türken werden gespalten durch ideologische und politische Teilungen in ihrem Heimatland. Als in den 1970er-Jahren die islamistische Bewegung Millî Görüş in Deutschland für Türken gegründet wurde, traten zahlreiche Türken in der Schweiz dieser Organisation bei. Allerdings zog auch die Diyanet İşleri Türk İslam Birliği, das Türkische Direktorat für religiöse Angelegenheiten das Imame zur Türkischen Diaspora sendet, andere Türken an, um diese vom türkischen Staat kontrollierte Form des Islam auszuüben. Türkische Gruppen wie die Sufi Suleymancilar und die Nurcu-Konfraternität spielen auch eine Rolle in der muslimisch-türkischen Gemeinschaft in der Schweiz.

Über 20.000 der türkeistämmigen Gemeinschaft in der Schweiz gehört dem Christentum an. Dabei handelt es sich um ca. 15.000 Assyrer und ca. 5.000 Armenier.

Sprache

Die türkeistämmige Gemeinschaft in der Schweiz spricht als Muttersprache Türkisch, Kurdisch, Syrisch-Aramäisch (Surayt) und eine der vielen Sprachen der Türkei.

Als Zweitsprache sprechen besonders die eingebürgerten Türkischschweizer Deutsch, Französisch und Italienisch.

Nationale Vereinigungen

Die Türkische Gemeinschaft hat Vereinigungen und Assoziationen gegründet um die Bräuche und Traditionen lebendig zu erhalten. Kulturelle Gemeinden, Sportclubs – vor allem Fußballteams und religiöse Organisationen bestehen in den meisten Großstädten der Schweiz.

Siehe auch

Literatur

  • Yvonne Yazbeck Haddad: Muslims in the West. From sojourners to citizens. Oxford University Press, Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-514805-3.
  • Organisation for Economic Co-operation and Development (Hrsg.): International Migration Outlook. SOPEMI 2008. OECD Publishing, Paris 2008, ISBN 978-92-64-04565-1.

Einzelnachweise

  1. Rosa Schmitz: «Ich würde gerne in meiner Heimat sterben können» – Ein Assyrer aus Wil erzählt die Geschichte seines Volkes. 25. Januar 2020, abgerufen am 10. September 2023.
  2. Assyrische Christen auch in der Schweiz. In: Neue Zürcher Zeitung. 8. Juni 2010, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 10. September 2023]).
  3. SO Kirche in der Schweiz - Kloster St. Avgin. 9. Januar 2019, abgerufen am 10. September 2023 (deutsch).
  4. Diaspora und Migrantengemeinschaften aus der Türkei in der Schweiz (2010). (PDF; 3,1 MB) Bundesamt für Migration, abgerufen am 22. September 2014.
  5. Yurtdışındaki Vatandaşlarımız (T.C. Çalışma ve Sosyal Güvenlik Bakanlığı Yurtdışı İşçi Hizmetleri Genel Müdürlüğü) (Memento des Originals vom 11. Juni 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Veranstaltungen – Projekte. (Nicht mehr online verfügbar.) Türkische Gemeinschaft Schweiz, archiviert vom Original am 9. März 2011; abgerufen am 9. Februar 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Turks add spice to life in Switzerland. SwissInfo, abgerufen am 9. Mai 2009.
  8. Swiss Statistics: Foreign resident population by nationality.
  9. International Migration Outlook. SOPEMI 2008. Paris 2008, S. 364.
  10. Yvonne Yazbeck Haddad: Muslims in the West. Oxford 2002, S. 74.
  11. Bilaterale Beziehungen Schweiz–Armenien. Abgerufen am 10. September 2023.
  12. Philipp Haag: Assyrer: Das vergessene Volk. 19. Juni 2013, abgerufen am 10. September 2023.
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