Talaiot de Pula

Westseite des gestuften Talaiots de Pula

Lage auf Mallorca

Koordinaten 39° 38′ 41,8″ N,  22′ 43,1″ O
Ort Son Servera, Balearische Inseln, Spanien
Entstehung 9. Jahrhundert v. Chr.

Der Talaiot de Pula ist ein prähistorischer Turmbau auf der spanischen Baleareninsel Mallorca. Er steht inmitten des Golfplatzes Pula Golf im Gemeindegebiet von Son Servera in der Region (Comarca) Llevant. Der auf einem kreisförmigen Grundriss erbaute Talaiot (vom katalanischen Wort talaia für „Beobachtungs- und Wachturm“) ist im unteren Teil erhalten. Das Bauwerk wird der eisenzeitlichen Talaiot-Kultur (auch Talayot-Kultur) zugerechnet, die Mallorca vom 9. bis 6. Jahrhundert v. Chr. prägte.

Lage

Der Talaiot de Pula befindet sich auf etwa 63 Metern Höhe über dem Meeresspiegel, 640 Meter südöstlich des Gipfels des fast 182 Meter hohen Puig de Son Pentinat. Die Ostküste Mallorcas bei Port Vell an der Badia de Son Servera ist 2,3 Kilometer entfernt. Ungefähr 90 Meter nordwestlich des Talaiot verläuft die Landstraße MA-4040, die Son Servera mit Capdepera verbindet. Sie teilt den Golfplatz, auf dessen Gelände sich der Talaiot de Pula befindet, in einen kleineren westlichen und einen größeren östlichen Bereich. Etwa 250 Meter nördlich des Talaiot verbindet eine Unterführung unter der Straße die beiden Teile des Golfplatzes. Von der dortigen Einmündung eines asphaltierten Weges, der weiter nach Osten führt, ist der Golfplatz frei zugänglich und der Standort des Talaiots zu erreichen.

Beschreibung

Unter den Turmbauten der Kultur des Talaiotikum unterscheidet man quadratische und runde Bauwerke (katalanisch talaiot quadrat und talaiot circular). Der Talaiot de Pula ist von der Anlage her ein runder Turmbau. Er hat jedoch einige Anbauten, darunter einen nierenförmigen Anbau mit drei Säulenbasen im Nordosten, die ihn stufenförmig erscheinen lassen, weshalb er auch als gestufter Talaiot (katalanisch talaiot escalonat, kastilisch talayot escalonado) bezeichnet wird. Bei der Bauweise handelt es sich um ein Trockenmauerwerk, das heißt, die Steinblöcke wurden ohne Verwendung von Verbindungsmaterial aufeinandergeschichtet. Die unregelmäßigen Steine der Wände sind dabei von unterschiedlicher Größe und nicht in horizontalen Reihen gesetzt.

Zehn Meter nordöstlich des nierenförmigen Anbaus des Talaiot de Pula befinden sich die Reste eines weiteren runden Talaiot. Von diesem sind nur wenige Teile der Außenwand mit einem südlichen „Türsturz“ erhalten. Der Zweck der Öffnung ist unbekannt, allgemein wird bei dieser Art Turmbauten von einem Zugang zum Innenraum ausgegangen. In der Mitte der Struktur liegt ein einzelner großer Stein im Erdboden, der möglicherweise, wie bei anderen Talaiots auch, eine Säule aus aufeinandergesetzten Steinen als Stütze für ein Dach trug. Solche mittleren Steinsäulen sind im Talaiot des prähistorischen Dorfes von S’Hospitalet Vell wie auch im runden Talaiot der talaiotischen Siedlung von Sa Canova erhalten.

Beide Talaiots von Pula wurden Ende der 1960er Jahre von Guillermo Rosselló Bordoy ausgegraben. Dabei fand man reichlich Keramik und eine Feuerstelle. Als Bauzeit der Talaiots wird der Beginn des Talaiotikums angenommen, das nach der Revision früherer Chronologien vom 9. bis 6. Jahrhundert v. Chr. reichte. Zwei Radiokarbondatierungen aufgefundener Holzkohle liegen weit auseinander. Rossellós Probe lieferte in den 1970er Jahren 1510±60 v. Chr., William Waldrens in den 1980er Jahren 819±20 v. Chr. Der erste Wert wird heute als nicht repräsentativ angesehen. Seit 1966 ist die archäologische Stätte als Talaiot de Pula / Davant ses cases unter der Nummer RI-51-00029832 als archäologisches Monument (Monument arqueològic) registriert.

Einzelnachweise

  1. Senderisme a Mallorca. Consell de Mallorca, abgerufen am 2. August 2016 (Interaktive Karte).
  2. 1 2 3 Pula. Un talayot escalonado junto a los restos de uno circular. www.talayots.es, 24. November 2009, abgerufen am 2. August 2016 (spanisch).
  3. Jaciments Arqueològics. Polígon 18. In: Catàleg de Patrimoni Històric, Artístic, Arquitectònic i Paisatgístic de Son Servera. 2009, Pula: Element número 2027, 3. Descripció de l’Element, S. 91 (katalanisch, Digitalisat [PDF; abgerufen am 2. August 2016]).
  4. Rafael Micó: Radiocarbon Dating and Balearic Prehistory: Reviewing the Periodization of the Prehistoric Sequence. In: RADIOCARBON. Band 48, Nr. 3, 2006, S. 421–434 (englisch, Digitalisat [PDF; 2,2 MB; abgerufen am 5. Oktober 2016]).
  5. Manuel Fernández-Miranda: Aspects of Talayotic Culture. In: Miriam S. Balmuth, Antonio Gilman, Lourdes Prados-Torreira (Hrsg.): Encounters and Transformations: The Archaeology of Iberia in Transition (= Monographs in Mediterranean Archaeology. Nr. 7). Sheffield Academic Press, Sheffield 1997, ISBN 978-1-85075-593-7, S. 59 (englisch, Digitalisat [abgerufen am 2. August 2016]).
  6. 1 2 Víctor M. Guerrero Ayuso, Manuel Calvo Trias, Bartomeu Salvà Simonet: La Cultura Talayótica: una sociedad de la Edad del Hierro en la periferia de la colonización fenicia. In: Complutum. Band 13, 2002, S. 221–258 (spanisch, Digitalisat [PDF; 2,1 MB; abgerufen am 5. Oktober 2016]).
  7. William H. Waldren: Balearic Pentapartite Division of Prehistory. Radiocarbon and other Age determination inventories, B.A.R., Int. Series 282, Oxford 1986 (englisch).
  8. Lista del Ministerio del Interior. WML-Dateien. wmflabs.org, abgerufen am 2. August 2016.
  9. Jaciments Arqueològics. Polígon 18. In: Catàleg de Patrimoni Històric, Artístic, Arquitectònic i Paisatgístic de Son Servera. 2009, Pula: Element número 2027, 3. Descripció de l’Element, S. 92 (katalanisch). PDF (Memento vom 29. Juli 2016 im Internet Archive)
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