Thomas Rudolf Peter Mielke (* 12. März 1940 in Detmold; † 31. August 2020 in Bernau bei Berlin) war ein deutscher Schriftsteller auf dem Gebiet der Science-Fiction und des historischen Romans.

Leben

Mielke, aufgewachsen als Kind eines Pastors im Ostharz und in Rostock, kam mit 15 Jahren allein in den Westen. Er war, nachdem er seine Jugendjahre in Jugendlagern, als Schiffsschmied und als Gärtner verbracht hatte, hauptberuflich Texter, Konzeptioner und drei Jahrzehnte lang Kreativdirektor in internationalen Werbeagenturen. Er war für Slogans wie „Berlin tut gut“ oder „Mach’s mit“ der ersten Anti-AIDS-Kampagne zuständig und gilt aus seinen Jahren in der Generaldirektion von Ferrero in Pino Torinese/Italien als Miterfinder des Kinder-Überraschungseis.

Als Ausgleich zu seinem Job als Werbemanager schrieb er nebenbei Krimis, Science-Fiction und historische Romane. Sein erster SF-Roman Unternehmen Dämmerung erschien 1961 unter dem Pseudonym Mike Parnell. Es folgten einige Dutzend weitere unter den Pseudonymen Michael C. Chester, Bert Floorman, Henry Ghost, Roy Marcus, Marc McMan, Marcus T. Orban, John Taylor u. a.

In der Dokumentation Gesteuerte Demokratie? spricht Mielke über seine Zeit bei der Bundeswehr, die zunächst mit einer Ausbildung zum Fluglotsen in Hannover begann. Auch in der Dokumentation „Land unter Kontrolle – Die Geschichte der Überwachung der BRD“ beschreibt Mielke, wie er in einer hannoverschen Kaserne an der massenhaften Öffnung von privater Briefpost aus der DDR beteiligt war.

Zusammen mit Rolf W. Liersch entwickelte Mielke Mitte der 1970er Jahre das Konzept der alternativen Science-Fiction-Serie Die Terranauten.

1986 erhielt er den Literaturpreis des Science Fiction Club Deutschland e.V. (ab 1998 Deutscher Science-Fiction-Preis) für die Politvision Der Tag an dem die Mauer brach über einen unerwarteten friedlichen Mauerfall und die Wiedervereinigung. Der Stern schrieb dem Autor dazu: „Die Berliner Mauer ist kein Thema – und wird es in den nächsten 25 Jahren auch nicht werden.“

Im Jahr 2010 erschien sein vom Goethe-Institut-Preisträger Nabil Haffar ins Arabische übersetzter Roman Gilgamesch, König von Uruk in Syrien und anderen arabischen Ländern und kehrte damit zu seinem Ursprung zurück.

Mielke lebte nach jeweils mehrjährigen Stationen in Husum, Hamburg und Turin seit Jahrzehnten in Berlin. Er war verheiratet und hat vier erwachsene Kinder.

Mielke interpretierte die Initialen seines zweiten und dritten Vornamens häufig scherzhaft als Abkürzung für „Reine Phantasie“, was seit den 1970er-Jahren eine Art Markenzeichen unter seinen Lesern wurde.

Auszeichnungen

  • 1980: 2. Platz beim Kurd-Laßwitz-Preis für den Roman Grand Orientale 3301
  • 1983: Robert-Sheckley-Preis für die Kurzgeschichte Lizenzverlängerung
  • 1984: Kurd-Laßwitz-Preis für Das Sakriversum als bester deutscher Science-Fiction-Roman des Jahres 1983
  • 1985: Deutscher Science-Fiction-Preis (damals noch SFCD-Literaturpreis) für die Kurzgeschichte Ein Mord im Weltraum
  • 1985: Penthouse Creative Cup für die Kurzgeschichte Verschmähte Göttin
  • 1986: Deutscher Science-Fiction-Preis (damals noch SFCD-Literaturpreis) für den Roman Der Tag, an dem die Mauer brach
  • 2016: Deutscher Fantasy Preis mit Astrid Ann Jabusch für die deutsche Prosaversion von Orlando furioso

Bibliografie

Science-Fiction

Romane
  • als Roy Marcus: Achtung Sperrzone. Balowa / Gebrüder Zimmermann (Balowa Spionage), 1961.
  • als Mike Parnell: Unternehmen Dämmerung. Widukind / Gebrüder Zimmermann (Widukind Utopia-Spitzenklasse), 1961.
  • als Roy Marcus: Verrat war seine letzte Chance. Balowa / Gebrüder Zimmermann (Balowa Spionage), 1962.
  • Grand Orientale 3301. Heyne, München 1980, ISBN 3-453-30674-0.
  • Der Pflanzen Heiland. Heyne, München 1981, ISBN 3-453-30771-2.
  • Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Heyne, München 1983, ISBN 3-453-30933-2.
  • Der Tag, an dem die Mauer brach. Polit-Thriller. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1985, ISBN 3-404-13024-3.
  • Die Entführung des Serails. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1986, ISBN 3-404-28138-1.
  • Mythen der Zukunft. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1992, ISBN 3-404-24154-1.
  • Von Menschen gejagt. Das Beste (Unterwegs in die Welt von Morgen #133), 1992, ISBN 3-87070-443-8.
  • Die Stadt in den Sternen. Das Beste (Unterwegs in die Welt von Morgen #137), 1993, ISBN 3-87070-480-2.
  • Befehl aus dem Jenseits. Schneekluth, München 1994, ISBN 3-7951-1358-X.
  • Das Geheimnis des ersten Planeten. Schneekluth, München 1995, ISBN 3-7951-1401-2.
  • mit Jürgen Grasmück: Die Hyänen des Alls. Mohlberg (Ad Astra #3), 2007, ISBN 978-3-940181-14-5.
Heftromane
  • Reporter unter fremder Sonne. Moewig (Terra Nova #166), 1971.
  • als Marc McMan: Unternehmen Barnavaal. Andromeda Science Fiction #14, 1972.
Zauberkreis Science Fiction (Heftromane)

Wenn nicht anders vermerkt, stets als Marcus T. Orban.

  • 2: Die Psychotechniker (1966, als Thomas R. P. Mielke)
  • 3: Irrtum vorbehalten (1966, als Thomas R. P. Mielke)
  • 9: Ihre Heimat ist das Nichts (1966, als Michael C. Chester)
  • 10: Laportes Planet (1966. als Michael C. Chester)
  • 13: Galaxisagent Omega 8 (1966)
  • 16: Die Zeitfalle (1966)
  • 19: Gehetzt von Stern zu Stern (1966)
  • 24: Die Totenburgen von Capelia (1967)
  • 25: Flucht von der Dunkelwelt (1967)
  • 28: Die Nacht der Sonnenwölfe (1967)
  • 33: Rallye zum Höllenstern (1967)
  • 43: Die Gravonauten (1967)
  • 44: Der Letzte der Gravonauten (1967)
  • 50: Im Hyperraum verschollen (1967)
  • 58: Extremwelt (1967)
  • 63: Der galaktische Faustkeil (1967)
  • 67: Entscheidung auf Katabor (1968)
  • 73: Rekruten für Terra (1968)
  • 77: Das Zwölfeinhalb-Mann-Gesetz (1968)
  • 102: Von Menschen gejagt (1970, als Thomas R. P. Mielke)
  • 105: Befehl aus dem Jenseits (1970)
  • 108: Mit den Waffen des Friedens (1971, auch als Medoc I antwortet nicht)
  • 109: Die Stadt in den Sternen (1971)
  • 114: Zeichen der Zukunft (1971)
  • 118: Der Tausend-Jahre-Irrtum (1971)
  • 125: Schatten der Parawelt (1972, auch als Das Geheimnis von Zoe)
  • 127: Sternwärts, ho! (1972)
  • 130: Rebellion der Verdammten (1972)
  • 132: Kinder des Regenbogens (1973)
  • 137: Wer Axxon wirklich war (1973)
  • 141: Terror der schwarzen Sonne (1973)
  • 150: Das Ende der Logenmeister (1974)
  • 157: Brain X-90, Android (1975)
  • 167: Cosmoral ruft Echo-Mann (1975)
  • 174: Kurier ins Jenseits (1976)
  • 183: Die anonymen Mystiker (1977)
  • 200: Treffpunkt Think 3000 (1978)
  • 214: Die Stadt der Vertikalls (1979)
  • 265: Die von der Überwelt (1983)
Rex Corda – Der Retter der Erde (Heftromane, 1966/1967)
  • 5: Die Bomben des Verräters
  • 10: Flucht in den Hyperraum
  • 14: Gestrandet in der Hölle
  • 18: Todestrip nach Teckan
  • 21: Der Unbesiegbare
  • 25: Die Brudermörder von Kalta
  • 29: Amoklauf der Nokis
  • 32: Vorstoß zu den Zeitlosen
  • 37: Triumph über den Titanen
Ad Astra (Heftromane, 1967/1968)
  • 560: Die gnadenlose Jagd
  • 570: Terra soll sterben!
  • 586: Eiswelt soll brennen!

Historische Romane

  • Gilgamesch. König von Uruk. Schneekluth, München 1988, ISBN 3-7951-1052-1. (2. Platz beim Kurd-Laßwitz-Preis 1988)
  • Inanna. Odyssee einer Göttin. Schneekluth, München 1990, ISBN 3-7951-1087-4.
  • Karl der Große: der Roman seines Lebens. Schneekluth, München 1992, ISBN 3-7951-1263-X.
  • Attila. König der Hunnen. Schneekluth, München 1998, ISBN 3-7951-1584-1.
  • Karl Martell, der erste Karolinger. Schneekluth, München 2000, ISBN 3-7951-1585-X (Romanbiografie über den Großvater Karls des Großen, überarbeitete Ausgabe unter dem neuen Titel Karl Martell – Roman eines „Königs“. Emons, Köln 2011, ISBN 978-3-89705-872-9)
  • Die Kaiserin. Wunderlich, Reinbek 2004, ISBN 3-8289-7463-5.
  • Gold für den Kaiser. Ein Fugger-Roman. Herbig, München 2004, ISBN 3-7766-2365-9 (überarbeitete Ausgabe unter dem neuen Titel Jakob der Reiche, Roman eines Bankiers. Emons, Köln 2012, ISBN 978-3-95451-005-4)
  • Die Brücke von Avignon. Fischerverlage, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-16331-5 (1314 mit Papst Clemens V.)
  • Die Rose von Avignon. Fischerverlage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16332-3 (1328 mit Papst Johannes XXII.)
  • Der Palast von Avignon. Fischerverlage, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-596-16333-1 (1342 mit Papst Benedikt XII.)
  • Die Varus-Legende. Scherz, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-502-11043-9.
  • Coelln. Stadt, Dom, Fluss. Schneekluth, München 2000, ISBN 3-7951-1583-3 (überarbeitete/erweiterte Ausgabe unter dem neuen Titel Colonia, Roman einer Stadt. Emons, Köln 2008, ISBN 978-3-89705-599-5)

Übersetzungen

Literatur

  • Hans Joachim Alpers, Thomas M. Loock: Interview mit Thomas R.P. Mielke. In: Lesebuch der deutschen Science Fiction 1984. herausgegeben von Hans Joachim Alpers und Thomas M. Loock (Edition Futurum Band 4), Corian Verlag, Meitingen 1983, ISBN 3-89048-204-X.
  • Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn: Reclams Science-fiction-Führer. Reclam, Stuttgart 1982, ISBN 3-15-010312-6, S. 293.
  • Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn, Wolfgang Jeschke: Lexikon der Science Fiction Literatur. Heyne, München 1991, ISBN 3-453-02453-2, S. 728–730.
  • Jörg Weigand: Thomas R. P. Mielke in memoriam (1940--2020). Versuche einer Einordnung (in: Nova 30, herausgegeben von Michael K. Iwoleit und Michael Haitel, p.machinery, Winnert 2021, S. 196–201). ISBN 978-3-95765-233-1.

Einzelnachweise

  1. Gestorben: Thomas R. P. Mielke (1940-2020), Nachruf auf Phantastik-News, abgerufen 1. September 2020
  2. Zu diesem Buch. In: Thomas R. P. Mielke: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Taschenbuchausgabe: Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1994, ISBN 3-499-13414-4, S. 2.
  3. ΛΞЯ-: Gesteuerte Demokratie? Dokumentarfilm (GER 2006). 22. September 2012, abgerufen am 28. Februar 2019.
  4. 3sat.online: Land unter Kontrolle - Die Geschichte der Überwachung der BRD. Abgerufen am 28. Februar 2019.
  5. ΛΞЯ-: Gesteuerte Demokratie? Dokumentarfilm (GER 2006). 22. September 2012, abgerufen am 28. Februar 2019.
  6. ab Filmminute 06:08 wird in „Land unter Kontrolle - Die Geschichte der Überwachung der BRD“ die Briefzensur durch dargestellt. Mielke spricht von mehreren tausend Briefen, die er auf Befehl von Vorgesetzten öffnete und nach staatsgefährdenden Inhalten zu durchsuchen hatte.
  7. Ab Minute 06:52 beschreibt Mielke in „Gesteuerte Demokratie?“ die Briefzensur.
  8. Autobiografisches von ihm selbst
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