Tiberius Claudius Alpinus (vollständige Namensform Tiberius Claudius Tiberi filius Quirina Alpinus) war ein im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. lebender Angehöriger des römischen Ritterstandes (Eques), der in den Senatorenstand aufstieg und Konsul wurde. Nach seiner Adoption lautete sein vollständiger Name Tiberius Claudius Tiberi filius Quirina Augustanus Alpinus Lucius Bellicius Sollers.
Durch eine Inschrift, die in Verona gefunden wurde, ist die militärische Laufbahn (siehe Tres militiae) von Alpinus bekannt. Er war zunächst Kommandeur (Praefectus) einer Cohors II Praetoria. Danach diente er als Tribunus in der Legio II Augusta, die ihr Hauptlager in Isca Silurum in der Provinz Britannia hatte. Zuletzt war er Kommandeur einer Ala Gallica. Aus der Inschrift geht auch hervor, dass er militärische Auszeichnungen erhielt (donato donis bello Germanico).
Alpinus war der leibliche Sohn von Tiberius Claudius Augustanus, der durch eine weitere Inschrift aus Verona belegt ist. Er wurde nach seiner Heirat durch Lucius Bellicius Sollers adoptiert, dessen Namen er seinem eigenen hinzufügte. Durch eine Inschrift aus Burnum ist belegt, dass ein Augustianus Bellicus Procurator Augusti war; dabei dürfte es sich vermutlich um den Procurator für die Provinzen Pannonia und Dalmatia gehandelt haben. Da dieser Posten bereits mit einem Jahreseinkommen von 200.000 Sesterzen verbunden war, dürfte er zuvor, d. h. nach seinem militärischen Kommando über die Ala, noch einen anderen Verwaltungsposten übernommen haben, der mit einem Jahreseinkommen von 100.000 Sesterzen verbunden war.
In einem Brief (Epistulae V, 4, 1) von Plinius, der auf 105 datiert ist, wird ein Praetor (vir praetorius) Sollers erwähnt. Alpinus war daher wahrscheinlich im Range eines Praetors in den Senat aufgenommen worden; nach der Aufnahme in den Senat änderte er seinen Namen ein weiteres Mal und nannte sich von da an nur noch nach seinem Adoptivvater, um jeden Hinweis auf seine ritterliche Herkunft zu unterdrücken. Durch eine dritte Inschrift aus Verona ist belegt, dass ein Bellicius Sollers in einem unbestimmten Jahr einen Konsulat erreichte.
Alpinus war wie sein leiblicher Vater in der Tribus Quirina eingeschrieben und stammte aus Verona. Zwei der Inschriften wurden durch seine Ehefrau Claudia Marcellina, die Tochter von Tiberius Claudius Marcellinus, errichtet; sie wird darüber hinaus noch in einer weiteren Inschrift aufgeführt. Alpinus (Bellicius Sollers) betrieb eine Ziegelei, die nach seinem Tod von seiner Ehefrau weitergeführt wurde. Durch eine Inschrift ist ein Procurator Augusti und pontifex minor namens Bellicius Sollers in Castrimoenium belegt, wo er sich nach seiner Heirat wahrscheinlich niederließ.
Verwandte (möglicherweise Nachfahren) von Alpinus (Bellicius Sollers) dürften der Konsul von 169, Quintus Pompeius Senecio Sosius Priscus sowie ein durch eine Inschrift belegter Senator sein, in deren Namen sich als ein Bestandteil Augustanus Alpinus Bellicius Sollers wiederfindet.
Literatur
- Walter Henze: Bellicius 4. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 252. (Siehe auch Claudius 41)
- Hans-Georg Pflaum: Les carrières procuratoriennes équestres sous le Haut-Empire Romain, Paris 1960, Band 1.
Anmerkungen
- ↑ Die Inschrift wird bei der Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby auf 98/117 datiert.
- ↑ Laut Hans-Georg Pflaum handelt es sich bei dieser Einheit nicht um die in Rom stationierte Cohors II Praetoria, da diese von einem Tribunen kommandiert wurde.
- ↑ Sowohl Hans-Georg Pflaum als auch John E. H. Spaul ordnen Alpinus der Ala Veterana Gallica zu, die in der zweiten Hälfte des 1. Jhd. in der Provinz Syria stationiert war.
- ↑ Laut Hans-Georg Pflaum erhielt Alpinus seine militärischen Auszeichnungen wahrscheinlich von Domitian (81–96), da der Name des Kaisers in der Inschrift nicht aufgeführt ist. Bei dem Germanenkrieg handelt es sich vermutlich um den Krieg gegen die Chatten um 83, an dem Alpinus wahrscheinlich als Präfekt der Kohorte teilnahm.
- ↑ Laut Hans-Georg Pflaum sollte durch den gewählten Namen in der Inschrift Augustianus an seinen leiblichen Vater erinnern, während Bellicus seinen Adoptivvater ehren sollte.
- 1 2 Laut Hans-Georg Pflaum dürfte seine Amtszeit als Procurator an den Anfang der Regierungszeit von Trajan (98–117) zu datieren sein. Die Aufnahme in den Senat sollte dann kurz nach der Procuratur erfolgt sein.
- ↑ Laut Hans-Georg Pflaum dürfte Bellicius Sollers zwischen 119 und 123 gestorben sein.
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Hans-Georg Pflaum: Les carrières, Nr. 68, S. 160–163.
- 1 2 Inschrift aus Verona (CIL 5, 3356).
- ↑ John E. H. Spaul: Ala² The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3, S. 126.
- 1 2 Inschrift aus Verona (CIL 5, 3337).
- 1 2 3 Walter Henze, Bellicius 4.
- ↑ Inschrift aus Burnum (CIL 3, 13250).
- ↑ Epistulae V, 4, 1 (Online).
- 1 2 Inschrift aus Verona (CIL 5, 3338).
- ↑ Inschrift aus Castrimoenium (EE-09, 00676).
- ↑ Inschrift aus Kesmeburun (CIL 3, 12116).
- ↑ Walter Henze: Bellicius 5. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 252.