Tippi Hedren (* 19. Januar 1930 als Nathalie Kay Hedren in New Ulm, Minnesota) ist eine US-amerikanische Schauspielerin. Größere Bekanntheit erreichte sie in den 1960er-Jahren durch ihre Hauptrollen in den Hitchcock-Filmen Die Vögel und Marnie.
Privatleben und Familie
Tippi Hedren wurde in Minnesota in eine Familie mit deutschen und skandinavischen Vorfahren geboren.
Hedren war dreimal verheiratet: Auf ihren ersten Ehemann Peter Griffith (1952–1961) folgten Noel Marshall (1964–1982) und Luis Barrenecha (1985–1995). Mit dem Tierarzt Martin Dinnes war sie von 2002 bis 2008 verlobt.
Ihre aus der Ehe mit Peter Griffith stammende Tochter Melanie Griffith (* 1957) ist ebenfalls Schauspielerin, genauso wie deren Tochter und somit Hedrens Enkelin Dakota Johnson.
Schauspielkarriere
Zusammenarbeit mit Alfred Hitchcock
Nachdem Grace Kelly Fürstin von Monaco geworden war, wurde Hedren die „Lieblingsblondine“ von Alfred Hitchcock, der sie 1961 in einem Werbespot für den Diätdrink Sego entdeckt hatte. In ihr fand er nach langer Suche eine Nachfolgerin für Kelly. Zuvor hatte Hedren nur eine kleine Rolle in dem Film Das skandalöse Mädchen bekleidet und ansonsten als Fotomodell gearbeitet. Hitchcock gab Hedren die weibliche Hauptrolle in seinen Filmen Die Vögel und Marnie. Für Die Vögel erhielt sie 1964 den Golden Globe als beste Nachwuchsdarstellerin. Während Die Vögel einer der berühmtesten Hitchcock-Filme wurde, brachte Marnie zwar ein solides finanzielles Ergebnis ein, wurde aber nur gemischt von Publikum und Filmkritik aufgenommen. Hedrens Schauspielleistung als kleptomanische, von psychischen Problemen geplagte Sekretärin in Marnie wurde insbesondere von späteren Kritikern immer wieder hervorgehoben. Der US-Kritiker Richard Brody bezeichnete sie 2016 als eine der besten Darstellungen in der gesamten Filmgeschichte.
Hitchcocks Interesse an Hedren ging über das Berufliche hinaus. Er war geradezu vernarrt in die kühl wirkende, blonde Schauspielerin und ordnete an, dass Tippis Name im Zusammenhang mit seinen Filmen nur in einfachen Anführungszeichen, also ‚Tippi‘, genannt werden durfte. Hedren warf in ihrer Biografie 2016 Hitchcock vor, sie mehrfach sexuell belästigt zu haben, und bezeichnete ihn als „pervers“. Er habe sie für sich völlig vereinnahmen wollen, sich auf sie geworfen und begrapscht. Der britische Fernsehfilm The Girl aus dem Jahr 2012 handelt von den zunehmenden Spannungen in der Beziehung zwischen Hedren (gespielt von Sienna Miller) und Hitchcock (verkörpert durch Toby Jones). Hedren selbst beschrieb ihre heutigen Empfindungen Hitchcock gegenüber mit den Worten: „Dankbarkeit und Abscheu. Respekt und Fassungslosigkeit.“
Nachdem sie bei Marnie am Filmset seine sexuellen Avancen abgelehnt hatte und er mit ihr nicht mehr zusammenarbeiten wollte, hielt Hitchcock sie dennoch noch zwei weitere Jahre unter Vertrag. Er lehnte Rollenangebote für sie ohne Absprache mit ihr ab, um ihre Karriere zu beschädigen, und ließ sie erst nach zwei Jahren aus ihrem Vertrag. Wenig später erhielt sie das Angebot, unter Regie von Charlie Chaplin in dessen letztem Film Die Gräfin von Hongkong in einer Nebenrolle die Ehefrau von Marlon Brando zu spielen. Durch die Pause von drei Jahren hatte Hedrens Filmkarriere allerdings bereits an Momentum verloren und sie erreichte nie wieder denselben Erfolg wie mit den beiden Hitchcock-Filmen.
Spätere Filmkarriere
Nach Die Gräfin von Hongkong trat Hedren in den nächsten Jahren nur vereinzelt in B-Movies und Fernsehserien auf. 1981 spielte sie in dem von ihrem damaligen Ehemann Noel Marshall produzierten Großkatzen-Spektakelfilm Roar die Hauptrolle. 1983 gründete sie die Roar Foundation, die das Drehgelände bei Acton circa 40 Kilometer nordöstlich von Los Angeles am Rande der Mojave-Wüste in ein Privatreservat für Großkatzen mit dem Namen Shambala-Preserve umwandelte. Hier wohnt Hedren neben etwa 60 Großkatzen einschließlich Löwen, Tigern und Ligern sowie Geparden und Pumas.
Bis in die Gegenwart steht Hedren immer wieder für Kinofilme und Fernsehserien vor der Kamera. Sie hatte Nebenrollen in Alexander Paynes Filmsatire Baby Business (1996) und in David O. Russells romantischer Komödie I Heart Huckabees (2004). Mit Die Vögel II – Die Rückkehr stand sie 1994 auch für die Fortsetzung von Die Vögel vor der Kamera, allerdings in einer anderen Rolle.
Filmografie (Auswahl)
- 1950: Das skandalöse Mädchen (The Petty Girl)
- 1963: Die Vögel (The Birds)
- 1964: Marnie (Marnie)
- 1965: Kraft Suspense Theatre (Fernsehserie, eine Folge)
- 1967: Die Gräfin von Hongkong (A Countess From Hong Kong)
- 1970: Tiger by the Tail
- 1970: Satan’s Harvest
- 1973: The Harrad Experiment
- 1976: Die Sieben-Millionen-Dollar-Frau (The Bionic Woman, Fernsehserie, eine Folge)
- 1981: Roar – Die Löwen sind los (Roar)
- 1982: Foxfire Light
- 1983: Hart aber herzlich (Hart to Hart, Fernsehserie, Folge Herausforderung im Dschungel)
- 1989: Deadly Spygames
- 1990: Fremde Schatten (Pacific Heights)
- 1991: Heißkalte Nächte (The Cold of the Night)
- 1991: Im Schatten des Zweifels (Shadow of a Doubt, Fernsehfilm)
- 1993: Mord ist ihr Hobby (Murder, She Wrote, Fernsehserie, Folge 10x6)
- 1993: Perry Mason und die Formel ewiger Schönheit (Perry Mason: The Case of the Skin-Deep Scandal, Fernsehfilm)
- 1994: Die Vögel II – Die Rückkehr (The Birds II: Land’s End, Fernsehfilm)
- 1996: Baby Business (Citizen Ruth)
- 1998: Break Up – Nackte Angst (Break Up)
- 1998: I Woke Up Early the Day I Died
- 1998: Chicago Hope – Endstation Hoffnung, (Fernsehserie, Folge 4x14)
- 2000: Providence (Fernsehserie, drei Folgen)
- 2003: DarkWolf
- 2004: I Heart Huckabees
- 2006: Fashion House (Fernsehserie, zehn Folgen)
- 2006: 4400 – Die Rückkehrer (The 4400, Fernsehserie, Folge 3x01)
- 2008: CSI: Vegas (CSI: Crime Scene Investigation, Folge 9x08)
- 2009: Nora Roberts – Ein Haus zum Träumen (Tribute, Fernsehfilm)
- 2012: Jayne Mansfield’s Car
- 2012: Raising Hope (Fernsehserie, Folge 3x01)
- 2013: Cougar Town (Fernsehserie, Folge 4x15)
- 2013: Return to Babylon
- 2017: The Ghost and the Whale
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1964: Golden Globe Award: Beste Nachwuchsdarstellerin (geteilt mit Ursula Andress und Elke Sommer)
- 2003: Stern auf dem Hollywood Walk of Fame (7060 Hollywood Blvd.)
Veröffentlichungen
- Tippi: A Memoir. William Morrow, New York, 2016, ISBN 978-0062469038.
Weblinks
- Tippi Hedren in der Internet Movie Database (englisch)
- Tippi Hedren in der Deutschen Synchronkartei
- Tippi Hedren: Alfred Hitchcock belästigte mich. Spiegel Online, 31. Oktober 2016.
Einzelnachweise
- ↑ Condé Nast: “Marnie” Is the Cure for Hitchcock Mania. Abgerufen am 16. Dezember 2019 (englisch).
- ↑ Holger Kreitling: Hedren & Hitchcock: „Es war sexuell, es war pervers und es war hässlich“. 1. November 2016 (welt.de [abgerufen am 16. Dezember 2019]).
- ↑ Tippi Hedren schildert Alfred Hitchcock als "pervers". 1. November 2016, abgerufen am 16. Dezember 2019.
- ↑ Tippi Hedren: "Hitchcock sagte, dass er meine Karriere ruinieren würde" - derStandard.de. Abgerufen am 16. Dezember 2019 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Verena Lueken: Tippi Hedren wird 90: Was wäre ein Bild des Schreckens ohne Frau? ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 20. Januar 2020]).
- ↑ Tippi Hedren: The day I learned about Charlie Chaplin's bizarre directing style with Marlon Brando and Sophia Loren. In: The Guardian. 27. November 2016, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 16. Dezember 2019]).
- ↑ Brent Lang: Tippi Hedren Recounts What Happened When She Turned Down Alfred Hitchcock’s Advances. In: Variety. 13. Dezember 2017, abgerufen am 16. Dezember 2019 (englisch).