Tirggel oder Züri-Tirggel ist ein Gebäck aus Honig, Mehl und Gewürzen, das in Zürich besonders in der Adventszeit, um Neujahr und seit neuerer Zeit auch am Sechseläuten gegessen wird. Sie werden mit starker Oberhitze gebacken (beflammt), so dass sie eine bräunliche Ober- und eine helle Unterseite haben. Die Oberseite zeigt ein geprägtes Bildmotiv, dessen Linien dunkler hervortreten. In der Regel sind Zürcher Sujets dargestellt, beispielsweise das Hans-Waldmann-Denkmal vor dem Fraumünster oder die Spanisch-Brötli-Bahn.

Tirggel als langanhaltender Energielieferant wird auch von Ausdauersportlern geschätzt, die schnell und stetig die Kohlenhydratzufuhr sicherstellen möchten.

Geschichte

Das Wort Tirggel ist möglicherweise verwandt mit targge «mit einer breiigen, teigigen Masse hantieren». Es war früher in weiten Teilen der Deutschschweiz gebräuchlich und bezeichnete verschiedene Feingebäcke, deren Rezepturen heute nicht mehr alle bekannt sind. Das Schweizerische Idiotikon verzeichnet Bedeutungen wie «Zuckerbrot», «Art Pfefferkuchen», «Brezel», «Art Wecken», «schwimmend braun gebackenes Gebäck, Schänkeli», «Honigfladen», «Anisgebäck mit Füllung» und «Konfekt». Die heutige Zürcher Spezialität, der Züritirggel, also das mit Honig gesüsste Flachgebäck mit eingepresstem Bild, ist seit dem 15. Jahrhundert als Sache und unter diesem Namen überliefert. Bis 1840 hatten nur Zürcher Stadtbäcker das Recht, Tirggel herzustellen.

Die Formen für das Bild (Model genannt) wurden normalerweise aus Holz geschnitzt. Jeder Hersteller ist stolz auf seine Vielfalt, und es gibt wertvolle Sammlerstücke, die oft Motive aus der Bibel, Wappen oder Szenen aus dem Leben zeigen. Einer der letzten Modelbauer lebt in Appenzell. Einige Formen befinden sich im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich.

In der belgischen Stadt Dinant wird ein dem Tirggel sehr ähnliches hartes Honiggebäck namens Couque de Dinant hergestellt.

Tirggelherstellung

Für die Herstellung des Tirggelteigs werden Honig, Mehl, Zucker und evtl. Wasser gemischt und gut geknetet. Je nach Rezept werden zusätzlich Gewürze beigegeben. Der Tirggelteig, der von Hand weiterverarbeitet wird, kann bis zu 30 % Honig beinhalten. Für die maschinelle Verarbeitung kann der Honiggehalt kleiner sein, da eventuell die Maschinen verkleben würden. Der gut geknetete Teig wird auf eine Dicke von 2 mm ausgerollt und anschliessend in das gefettete Model gedrückt. Beim Model handelt es sich um in Holz geschnitztes Negativ. Nach dem Herauslösen aus dem Model bleibt im noch weichen Tirggelteig das geschnitzte Motiv als Positiv zurück. Der Tirggel wird nun bei 400 °C reiner Oberhitze während 90 Sekunden gebacken. Dadurch entsteht die für den Tirggel typische braune Ober- und helle Unterseite.

Nur noch wenige Betriebe stellen Tirggel von Hand in grossen Mengen her. Beim Essen sollte man kleine Stückchen des Tirggels langsam im Mund zergehen lassen, um den Honiggeschmack zur Geltung zu bringen.

Literatur

  • Paul Alfred Sarasin: Kulinarisches Zürich, Alte und neue Zürcher Kochrezepte. Orell Füssli, Zürich 1974, ISBN 3-280-00745-3, S. 89–93.
  • Schweizerisches Idiotikon, Band XIII, Spalten 1567–1573, Artikel Tirggel (Digitalisat).
  • Annemarie Zogg: Züri-Tirggel. Bräuche, Bilder, Herstellung. Zürcher Kantonalbank, Zürich 1992.
Commons: Tirggel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Einzelheiten siehe im Schweizerischen Idiotikon, Band XIII, Spalte 1567 ff., Artikel Tirggel; auch Hans-Peter Schifferle, Christoph Landolt: Wienachtsguetsli – die Klassiker, in: Wortgeschichte vom 15. Dezember 2016, hrsg. von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons.
  2. Als früheste Nennung verzeichnet das Schweizerische Idiotikon einen Beleg aus dem Zürcher Rat- und Richtebuch von 1461.
  3. 1 2 Züri Tirggel (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.), SF Tagesschau, 6. Dezember 2008. Abgerufen am 24. Oktober 2012.  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 
  4. Tirggel-Herstellung. Tirggel-Bäckerei Honegger Wald, archiviert vom Original am 29. Oktober 2012; abgerufen am 24. Oktober 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
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