Ein Todeszeichen oder Signum mortis (lateinisch) dient der Feststellung des Todes beziehungsweise der Eingrenzung des Todeszeitpunktes.

Bereits seit der Antike wurden verschiedene, im Allgemeinen optisch sichtbare, Todeszeichen (signa mortis) beschrieben. Bis ins 18. Jahrhundert verstand man unter „Todeszeichen“ meist nicht die (diagnostischen) Anzeichen für einen eingetretenen, sondern – wie schon in der Hippokratischen Medizin – vor allem (prognostische) Hinweise auf einen bevorstehenden Tod.

Bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung einer Leiche ist unter anderem die Bestimmung des Todeszeitpunktes für die weiteren polizeilichen oder staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen von Bedeutung. Dabei bedient man sich früher und später Todeszeichen, nämlich der Temperatur der Leiche und supravitaler Reaktionen.

Dabei ist die Kenntnis über supravitale Reaktionen von entscheidender Bedeutung, da einzelne Zellen und Gewebe während des so genannten intermediären Lebens noch viele Stunden nach eingetretenem Hirntod auf äußere Einflüsse reagieren können.

Hirntod

Die Feststellung des Hirntods als vom Gesetzgeber anerkanntes Zeichen des Todeseintritts eines menschlichen Individuums ist vor allem vor Organentnahmen zum Zweck der Organtransplantation von besonderer Bedeutung. Als intermediäres Leben wird danach der Zeitraum zwischen Hirntod und Absterben der letzten Körperzelle bezeichnet.

Zeichen für den eingetretenen Hirntod sind

  1. weite, lichtstarre Pupillen
  2. eine zerebrale Areflexie (das Ausbleiben gehirngesteuerter Reflexe), wobei spinale Reflexe (vom Rückenmark behandelte Reflexe) oft noch erhalten sind
  3. eine Null-Linie im EEG
  4. ein mittels Angiografie oder Doppler-Sonografie feststellbarer Kreislaufstopp in den Hirnschlagadern (Vertebralarterien und Karotiden)

Sichere Todeszeichen

Im Allgemeinen reichen die sicheren Todeszeichen zur Feststellung des eingetretenen Todes aus. Diese können in frühe und späte Zeichen unterteilt werden.

Frühe Veränderungen

  • Totenflecke (Livor mortis) mit Auftreten etwa 20–60 Minuten p. m. (post mortem, das heißt nach Eintritt des Todes)
  • Totenstarre (Rigor mortis, Leichenstarre), beginnend mit der Kaumuskulatur und in der weiteren Folge zu den unteren Gliedmaßen absteigend. Wichtig ist die chronologische Reihenfolge, da gleichzeitiges Erstarren der Muskulatur bspw. auch bei Unterkühlungen auftreten kann.
  • die so genannten mit dem Leben nicht zu vereinbarenden Verletzungen wie die Trennung von Kopf und Rumpf, die komplette Durchtrennung des Rumpfes durch einen schweren Unfall oder durch Verletzung durch Waffen, Verkohlung des Körpers

Späte Veränderungen

Unsichere Todeszeichen

Unsichere Todeszeichen sind all diejenigen Erscheinungen, die auch bei lebenden Individuen angetroffen werden können, andererseits zwangsläufig p. m. auftreten.

Besonderheit der Rettungsmedizin

Eine Sonderstellung zwischen sicheren und unsicheren Todeszeichen nimmt in der Rettungsmedizin das sogenannte Null-Linien-Elektrokardiogramm (-EKG) ein. Stellt ein Notarzt bei Abbrechen eines erfolglosen Wiederbelebungsversuches noch keine sicheren Todeszeichen im engeren Sinne fest, müsste er mit der Wiederbelebung (bis zu 60 Minuten) fortfahren und das Eintreten der sicheren Todeszeichen abwarten. Der Notarzt muss jedoch kurzfristig weitere Notfälle beaufsichtigen, deshalb wird in einigen deutschen Ländern die Aufzeichnung eines zehnminütigen Null-Linien-EKG als ausreichend gefordert. Begründen lässt sich dies mit der gesicherten Annahme, dass nach zehn Minuten ohne „aufgezeichnete Herzaktion“ keine spontane Reaktivierung des Herzens mehr stattfindet. Bis zum Eintreffen des Notarztes (mit den nötigen Geräten) wird das Rettungsdienstpersonal die Wiederbelebung fortführen, solange keine sicheren Todeszeichen auftreten.

Siehe auch

Literatur

  • Reinhold A. Frowein u. a.: Todes Feststellung – Todeszeitpunkt. In: Johann-Christoph Student (Hrsg.): Sterben, Tod und Trauer – Handbuch für Begleitende. 2. Auflage. Herder, Freiburg 2006, S. 227 ff.
  • J. G. Jancke: Abhandlung von der Ungewißheit der Kennzeichen des Todes und dem Mißbrauch, der mit übereilter Beerdigung und Einbalsamierung vorgeht. Nach J. J. Bruhier. Leipzig/Kopenhagen 1754.

Einzelnachweise

  1. Helene Schadel: ΘANATOΣ. Studien zu den Todesvorstellungen der antiken Philosophie und Medizin. (Medizinische Dissertation Würzburg 1974) Wellm, Pattensen, jetzt bei Königshausen & Neumann, Würzburg 1975 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 2), ISBN 3-921456-01-0, S. 94–114.
  2. Daniel Schäfer: Signa mortis. Antike Vorgaben und spätmittelalterliche Ausprägungen. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 16, 1997, S. 5–13, insbesondere S. 5–6.

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