Tractus ist der älteste psalmodische Gesang der Messe und Teil der nach dem Kirchenjahr wechselnden Stücke, des Propriums.

Er ist ein „Psalmengesang ohne Kehrvers“ und wurde „vermutlich im 6. Jahrhundert“ an allen passenden Tagen durch den freudevolleren Hallelujagesang ersetzt, so dass die Tractusgesänge mit entsprechendem ernsteren Charakter nur an den verbleibenden Tagen blieben. Die Choralmelodien der Tractusgesänge stehen in der zweiten oder achten Kirchentonart, also im hypodorischen oder hypomixolydischen Ton.

Der Tractus wird in der Fastenzeit an Stelle des Halleluja gesungen. Die Texte der Tractūs umfassen Motive der Buße und Trauer, aber auch solche der Hoffnung, Zuversicht und Freude. Der Name „Tractus“ (griech. eirmós), von trahere (‚ziehen‘, ‚schleppen‘), wird seit dem Mittelalter als „gezogener Gesang“ (lat.: cantus tractus) gedeutet. Andere führen das Wort auf die Singweise tractim (lat. in einem Zuge) zurück, weil man ihn ohne Kehrvers singt.

Während des Tractus wird in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus das Messbuch von der Epistelseite auf die Evangelienseite getragen (lat. trahere, „tragen“)

Literatur

  • Josef Andreas Jungmann: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der Römischen Messe. Band 1: Messe im Wandel der Jahrhunderte, Messe und kirchliche Gemeinschaft, Vormesse. 5. verbesserte Auflage. Reprographischer Nachdruck der Ausgabe Freiburg Herder 1962. Verlag Nova und Vetera, Bonn 2004, ISBN 3-936741-13-1.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Karl Heinrich Wörner: Geschichte der Musik: ein Studien- und Nachschlagebuch. Vandenhoeck & Ruprecht 1993, S. 223. Abgerufen am 21. November 2015
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