Transliteration (von lateinisch trans „hinüber“ und litera [auch littera] „Buchstabe“) bezeichnet in der angewandten Linguistik die buchstabengetreue Übertragung von Wörtern aus einer Schrift in eine andere (z. B. griechisch φ als ph, runisch ᛜ als ng). Dabei werden gegebenenfalls diakritische Zeichen eingesetzt, so dass eine eindeutige Rückübertragung möglich wird. Um transliterierte Wörter korrekt aussprechen zu können, ist die Kenntnis der Ausspracheregeln der Ursprungssprache notwendig. Transliteration ist für die einheitliche Sortierung von Verfassern und Sachtiteln oder anderen Listenelementen aus Sprachen mit nichtlateinischen Buchstaben nützlich, beziehungsweise unerlässlich, zum Beispiel im Bibliothekswesen.
Transliteration darf nicht mit Transkription verwechselt werden. In der Ägyptologie werden jedoch die beiden Begriffe miteinander vertauscht verwendet.
Varianten
Man unterscheidet bei der Transliteration (im weiteren Sinne) zwischen:
- Transliteration (buchstabengetreue Umschrift, Wiedergabe) als schriftbasierte, buchstabengetreue, bei Bedarf wieder umkehrbare Umsetzung eines Wortes aus einer Schrift in eine andere, oft mit Hilfe diakritischer Zeichen. Experten soll damit die genaue Schreibweise des Wortes in der anderen Schrift dargestellt werden, falls diese nicht in der Ursprungsfassung dargestellt werden kann (etwa weil keine entsprechenden Typen oder Zeichensätze vorhanden sind).
- Transkription („Umschrift“ im engeren Sinne) (lautgetreue Umschrift, Wiedergabe) als aussprachebasierte Darstellung von Sprache mit Hilfe einer phonetisch definierten Lautschrift oder eines anderen Basisalphabets als Lautschriftersatz. Nicht-Muttersprachlern soll dies eine halbwegs richtige Aussprache des Wortes ermöglichen.
Neugriechisches Wort | Transliteration | Transkription | Bemerkungen zur Aussprache |
---|---|---|---|
Ελληνική Δημοκρατία | Ellēnikḗ Dēmokratía | Elliniki Dimokratia | Δ/δ wie englisch th in this ([ð]) |
Ελευθερία | Eleuthería | Eleftheria | Θ/θ wie englisch th in thing ([θ]) |
βασιλεύς εν Ναυπλίω | basileús en Nauplíō | vasilefs en Nafplio | Β/β wie deutsch w; αυ/ευ wie deutsch af/ef vor harten Konsonanten |
Ευαγγέλιο | Euaggélio | Evangelio | Ευ/ευ wie deutsch ew vor Vokalen und weichen Konsonanten; γγ wie deutsch ng ([ŋ]) |
των υιών | tōn uiṓn | ton ion | υ/υι wie deutsch i |
Μπερλίν, Ντακάρ, Γκέντ | Mperlín, Ntakár, Gként | Berlin, Dakar, Gent | μπ/ντ/γκ (Digraphe) wie deutsch b/d/g |
Beispiele für Transliterationssysteme bestehen für Arabisch, Armenisch, Bulgarisch, Griechisch, Hebräisch, Koreanisch, Mazedonisch, Persisch, Russisch, Sanskrit, Serbisch, Thailändisch (Thai), Ukrainisch und Weißrussisch.
Keine Transliterationssysteme, sondern nur Transkriptionssysteme gibt es für komplexe Schriften wie Chinesisch.
Beispiel zur Transliteration und Transkription aus einer Konsonantenschrift
Dieses Beispiel eines persischen Zweizeilers verdeutlicht die Unterscheidung zwischen Transliteration und Transkription nach den Vorgaben der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG):
- Beschreibung: Erste Zeile aus dem Mas̱nawī-ye ma‘nawī („Geistige Zweizeiler“) des Rumi: »Hör die Flöte, was sie sagt / Wie sie ums Getrenntsein klagt«
- Ausgangstext: بشنو از نى چون حكايت ميكند / از جدائى ها شكايت ميكند
- Transliteration: BŠNW ’Z NY ČWN ḤK’YT MYKND / ’Z ǦD’’Y H’ ŠK’YT MYKND
- In der Orientalistik erfolgt die Transliteration mittels Großbuchstaben, um sie von der Transkription deutlich zu unterscheiden.
- Transkription: bešnau az ney čūn ḥekāyat mīkonad / az ǧodā’ī-hā šekāyat mīkonad
- Vokalisation nach der im heutigen Iran üblichen Aussprache, die sich vom „Ostpersischen“ in Afghanistan, Tadschikistan und dem Indischen Subkontinent unterscheidet.
Normen
Deutsche Normen
- DIN 1460 Umschrift kyrillischer Alphabete slawischer Sprachen
- DIN 1460-2 Umschrift kyrillischer Alphabete nicht-slawischer Sprachen
- DIN 31634 Umschrift des griechischen Alphabets
- DIN 31635 Transliteration der arabischen in die lateinische Schrift
- DIN 31636 Transliteration der hebräischen in die lateinische Schrift
- DIN 32706 Umschrift des armenischen Alphabets
- DIN 32707 Umschrift des georgischen Alphabets
- DIN 32708 Umschrift des Japanischen (Ausgabe August 2014; verweist auf das Hepburn-System und beschreibt auch ausführlich die Umschrift von Satzzeichen)
- DIN 33903 Umschrift Tamil
- DIN 33904 Transliteration Devanagari
Internationale Normen
- ISO 9 Transliteration von kyrillischen Zeichen ins Lateinische
- ISO 233 Internationale Norm für die wissenschaftliche Transliteration der arabischen in die lateinische Schrift
- ISO 259 Lateinische Transliteration hebräischer Buchstaben
- ISO 843 Konversion griechischer Buchstaben in lateinische
- ISO 3602 Umschrift der japanischen Silbenschrift ins Lateinische (Kunrei-System)
- ISO 9984 Transliteration der georgischen Schrift ins Lateinische
- ISO 9985 Transliteration der armenischen Schrift ins Lateinische
- ISO 11940 Transliteration der thailändischen Schrift
- ISO 11941 Transliteration der koreanischen Schrift ins Lateinische
- ISO 15919 Transliteration von Devanagari und verwandten indischen Schriften ins Lateinische
Siehe auch
Weblinks
- Eesti Keele Instituut – Transliterationstabellen für diverse Sprachen (berücksichtigt werden auch die verschiedenen Systeme – ISO, ALA-LC, DIN –, die es für die einzelnen Sprachen gibt)
- Online Griechisch-Transliteration nach ISO 843 auf Greeklex.net