Der Begriff Trinkerheilanstalt wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt für Krankenhäuser oder Sanatorien, die sich der Behandlung von alkoholabhängigen Menschen widmeten.

Gerade zu Beginn der Industrialisierung galten bei vielen Arbeitern und Tagelöhnern Bier und Schnaps als eines der Grundnahrungsmittel, um sowohl mangels anderer Lebensmittel den Kalorienverlust der überwiegend schweren körperlichen Arbeit auszugleichen als auch von armseligen Arbeitsverhältnissen zumindest kurzfristig durch das Nervengift Alkohol Abstand zu gewinnen.

Der Alkohol wurde somit zu einem scheinbar kurzfristigen Problemlöser für die täglichen Probleme. Dass gerade hierdurch oftmals der Verlust der Arbeitsstelle sowie familiäre Probleme deutlich gefördert wurden, war den Betroffenen meistens nicht bewusst, so dass die persönlichen Probleme dadurch noch vertieft wurden.

So wurden im ausgehenden 19. Jahrhundert so genannte Trinkerheilanstalten gegründet, um den Alkoholkranken eine für die damalige Zeit eher fortschrittliche Entziehungsmaßnahme zu bieten. Hier wurde allerdings nur der physische Entzug angeboten. Eine begleitende Psychotherapie, wie sie heute in den Suchtkliniken angeboten wird, gab es noch nicht.

Die meisten der Einrichtungen waren in kirchlicher Trägerschaft und hatten gleichzeitig den Zweck der Missionierung.

Der Begriff der Trinkerheilanstalt ist heute praktisch aus dem regulären Sprachgebrauch verschwunden. Heutzutage bieten Fachkliniken oder Sanatorien eine oftmals weitreichende psychologische Unterstützung sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen.

Literatur

  • Jürgen W. Schmidt: Die Bekämpfung der Trunksucht in der Provinz Westpreußen. Zur Entstehung der Trinkerheilanstalt in Sagorsch/Kreis Neustadt. In: Beiträge zur Geschichte Westpreußens. Nr. 20/21, 2008, ISSN 0341-9436, S. 285–308.
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