Ein Trittsiegel ist der Abdruck der Extremität eines Wirbeltieres in weichem Untergrund. Es kann sich, je nach Anatomie der Extremität, um den Abdruck eines kompletten Fußes (bei Sohlengängern) oder nur des vorder(st)en Teils des Fußes (bei Zehen- und Spitzengängern) handeln. Anhand von Trittsiegeln lässt sich im günstigen Falle die Tierart bestimmen, anhand des Zustands des Trittsiegels auch der Zeitpunkt, an dem das Tier dort gelaufen ist.
In der Jägersprache ist Trittsiegel der Fachausdruck für einen Abdruck der Extremitäten (Läufe) verschiedener Arten von Wild, insbesondere der des Schalenwildes. Mehrere Trittsiegel hintereinander ergeben eine Fährte, wobei auch dieser Ausdruck in der Jägersprache vor allem für das Schalenwild gilt (bei anderen Wildarten entsprechend Spur oder Geläuf). Allgemeinsprachlich wird ein Trittsiegel auch Fußabdruck genannt, speziell dann, wenn es sich um den Abdruck eines menschlichen Fußes handelt. Als Fußspur werden allgemeinsprachlich sowohl einzelne Trittsiegel als auch Fährten bezeichnet.
Fossile Trittsiegel sind Gegenstand der Forschung im Fachgebiet Palichnologie.
Unterscheidungsmerkmale
Trittsiegel geben die Anatomie des Fußes ihrer Erzeuger im belasteten Zustand wieder. So lässt sich jede Spur einer bestimmten Tierart zuordnen. Beispielsweise unterscheiden sich Trittsiegel von Huftieren deutlich von z. B. denen der Raubsäuger, indem die meisten Huftiere zu den Spitzengängern gehören und nur eine oder zwei dominante Zehenabdrücke hinterlassen, während es bei Raubsäugern, von denen die meisten Zehengänger sind, in der Regel vier Zehen- sowie ein Ballenabdruck sind. Innerhalb der Raubsäuger kann weiter danach unterschieden werden, ob Krallen vorhanden sind sowie nach Stellung der Zehen zueinander und zum Ballen.
Der Abdruck entsteht aus dem Zusammenwirken von Gewichtskraft pro Fläche und der Art des Untergrundes (auch Substrat genannt, z. B. Erde, reiner Sand, Schnee). Je weicher das Substrat, desto tiefer ist der Abdruck, je feinkörniger das Substrat, desto deutlicher und scharf umrissen ist der Abdruck. Je nach Umweltbedingungen (z. B. Niederschläge und Temperatur) verändert sich ein Abdruck. Nur unter günstigen Bedingungen bleiben Trittsiegel über längere Zeit erhalten.
Mit einem Gipsabdruck kann ein Trittsiegel dreidimensional abgebildet und konserviert werden.
Auswahl von Trittsiegeln mit ihren Merkmalen
Anmerkungen: Bei den Maßangaben ist die Vorderpfote mit VP, die Hinterpfote mit HP abgekürzt. Die Länge wird von der Spitze des Ballens der längsten Zehe bis zum hinteren Rand des Sohlenballens bzw. Fersenballens gemessen. Die Breite ist der breiteste Teil des Trittsiegels zwischen den äußersten Rändern der Zehenballen.
Tier | schematisch | in natura | Merkmale (inkl. Maße) |
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Hauskatze (Raubsäuger) | in grobem, trockenem Sand |
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Eurasischer Luchs (Raubsäuger) |
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Haushund (Raubsäuger) | in feuchtem sandig-lehmigem Schluff |
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Fuchs (Raubsäuger) | in feuchtem sandig-lehmigem Schluff |
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Dachs (Raubsäuger) | in Schlamm in Schnee |
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Baum- und Steinmarder (Raubsäuger) | Baummarderspur im Schlamm |
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Iltis (Raubsäuger) |
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Hermelin und Mauswiesel (Raubsäuger) |
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Luchs (Raubsäuger) |
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Wolf (Raubsäuger) | in angetrocknetem tonigem Substrat |
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Braunbär (Raubsäuger) | VP in feuchtem Boden |
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Fischotter (Raubsäuger) |
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Biber |
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Nutria |
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Bisamratte |
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Waschbär | in Boden |
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Marderhund |
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Eichhörnchen |
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Igel | in Boden |
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Feldhase | in Schnee |
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Wildkaninchen |
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Wildschwein (Paarhufer) | ↔im Boden |
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Rehwild (Paarhufer) | in Schnee |
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Rotwild (Paarhufer) | in Schnee |
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Damwild (Paarhufer) |
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Muffelwild (Paarhufer) |
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Gamswild (Paarhufer) |
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Stockente | im Boden |
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Höckerschwan |
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Graugans | im Boden |
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Graureiher | im Teichboden |
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Versteinerte Trittsiegel
Auf Schichtflächen von auf dem Festland abgelagerten Sedimenten oder vielmehr den daraus hervorgegangenen Sedimentgesteinen können Trittsiegel aus vergangenen erdgeschichtlichen Zeitaltern überliefert sein, die von ausgestorbenen Tieren (z. B. Dinosauriern) stammen. Solche fossilen Trittsiegel fallen unter den Oberbegriff Spurenfossilien (siehe dazu auch → Fährtensandstein).
Literatur
- Ilse Haseder, Gerhard Stinglwagner: Knaurs Großes Jagdlexikon. Augsburg 2000, ISBN 3-8289-1579-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ilse Haseder, S. 796
- ↑ Luchs Bayern E. V.: Fährtenkunde
- ↑ http://www.dassenwerkgroepbrabant.nl/deutsch/trittsiegel_dachs.html
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des vom 29. März 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ www.wolf-mv.deWer war es? Spuren und Risse von großen Beutegreifern erkennen und dokumentieren Seite 13
- ↑ https://chwolf.org/woelfe-kennenlernen/monitoring/spurenbeobachtung
- ↑ http://www.kora.ch/index.php?id=153
- ↑ https://web.archive.org/web/20180513020551/http://wildtiere-stadt.wildtiere-bw.de/schaeden/garten/trittsiegel_faehrten/igel.html
- ↑ https://web.archive.org/web/20180513021335/http://wildtiere-stadt.wildtiere-bw.de/schaeden/garten/trittsiegel_faehrten/wildkaninchen_feldhase.html
- ↑ https://web.archive.org/web/20180513021335/http://wildtiere-stadt.wildtiere-bw.de/schaeden/garten/trittsiegel_faehrten/wildkaninchen_feldhase.html
- ↑ http://wurzeltrapp.de/wildtiere/das-wildschwein-wildtiere-und-faehrtenkunde/
- ↑ Archivierte Kopie (Memento des vom 30. Januar 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ http://wildeswissen.de/2017/03/17/tiersteckbrief-das-muffelwild/
- ↑ http://www.digitalefolien.de/biologie/gs/tiere/113gaems.html
- ↑ http://www.spurenjagd.de/forum/fussspuren/245-graugans