Der Truppenübungsplatz Milovice befand sich beim Ort Milovice (Milowitz) nördlich von Prag.
Geschichte
Österreich-Ungarische Nutzung
Der Truppenübungsplatz Milowitz wurde 1904 von der österreichisch-ungarischen Armee angelegt. Bis 1907 wurde dafür das Dorf Mladá vier Kilometer nach Südwesten umgesiedelt. Der Truppenübungsplatz umfasste eine Fläche von 3465 Hektar mit Schießplatz und großem Übungsgelände im Konczina- und Mordwald.
Erster Weltkrieg
Während des Ersten Weltkrieges befand sich auf seinem Gelände ein Barackenlager für italienische und russische Kriegsgefangene.
Tschechoslowakische Nutzung
Nach 1919 nutzte die neugegründete Tschechoslowakische Armee den Truppenübungsplatz. 1921 wurde auch ein Militärflughafen errichtet.
Wehrmachts Nutzung
Nach der sogenannten Zerschlagung der Rest-Tschechei 1939 nutzte die deutsche Wehrmacht das Gelände.
Während der Nutzungszeit durch die deutsche Wehrmacht wurde der Truppenübungsplatz für die Aufstellung einer größeren Anzahl militärischer Großverbände genutzt. Beispielhaft:
In dieser Zeit waren auf dem Gelände folgende deutsche Einheiten stationiert:
- Infanterie-Division Milowitz (Schatten-Division)
- Panzer-Aufklärungs-Kompanie Milowitz
- Panzerjäger-Kompanie Milowitz
- Panzerjäger-Einheit H der Panzerjägerschule Milowitz
- Infanterie-Ersatz-Regiment 493
- Panzer-Ausbildungs-Abteilung Milowitz
- Panzer-Aufklärungs-Lehrgang Milowitz
- Panzerlehrgang Milowitz
- Landesschützen-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 14
- Reserve-Landesschützen-Bataillon 14
- Schule VII für Offiziers-Anwärter der Infanterie
- Schule VII für Fahnenjunker der Infanterie
- SS-Reit- und Fahrschule
sowie folgende Dienststellen untergebracht:
- Standort-Kommandantur Milowitz
- Aufstellungsstab Milowitz
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges während des Prager Aufstandes diente der Truppenübungsplatz als Sammelpunkt für deutsche Verbände, die zu seiner Niederschlagung eingesetzt werden sollten.
Tschechoslowakische Nutzung nach dem 2. WK
Von 1945 bis 1968 nutzte die Tschechoslowakische Armee (seit 1954 Tschechoslowakische Volksarmee) den Truppenübungsplatz. Am 5. Februar 1952 wurde er um das Gebiet der Gemeinde Lipník erweitert.
Sowjetische Nutzung nach dem Prager Frühling
Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings wurde das Gelände zwischen 1968 und 1991 von der Sowjetarmee genutzt. Durch die sowjetischen Besatzungstruppen wurde der Militärflugplatz Boží Dar angelegt. In Milovice befand sich das Oberkommando der sowjetischen Streitkräfte in der Tschechoslowakei: Zentralgruppe der Truppen (Центральная группа войск (ЦГВ)). 1991 zogen die sowjetischen Truppen vom Truppenübungsplatz Milovice ab.
Ende der militärischen Nutzung
Am 31. Dezember 1991 wurde der Truppenübungsplatzstatus aufgehoben.
Naturschutzgebiet Pod Benáteckým vrchem
1996 begann die Revitalisierung des Militärgeländes. 2002 wurde auf einer Fläche von 69 Hektar das Naturreservat Pod Benáteckým vrchem eingerichtet.
Im Januar 2015 wurde eine Herde von 14 Exmoor-Stuten in das Gebiet eingesetzt, die im April desselben Jahres um einen Exmoor-Hengst ergänzt wurde. Ziel der Beweidung ist es, die seit dem Abzug der Truppen invasiv auftretenden Grasarten wie Land-Reitgras, die den Artenreichtum der Flora bedrohen, zurückzudrängen. Im Oktober 2015 folgte eine Herde Tauros-Rinder, bestehend aus fünf Kühen und einem Bullen. Pferde und Rinder ergänzen sich in ihrem Beweidungsverhalten und erzeugen ein natürliches Beweidungsmosaik, das einen optimalen Lebensraum für die einheimische Pflanzen- und Tierwelt darstellt.
Weblinks
- Karte des Truppenübungsplatzes Milowitz 1942
- Website der Gemeinde
- http://opevneni.vojenstvi.cz/ Geschichte (Tschechische Sprache)
- www.earch.cz Artikel aus 2009 bezüglich Nachnutzung
- Vojenský prostor Milovice – Bilder von 2007
Einzelnachweise
- ↑ Město Lysá nad Labem: „Pod Benáteckým vrchem.“ (Memento des vom 11. September 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Oficiálni informačni server města Lysá nad Labem. 5. Juni 2013, letzte Aktualisierung 17. September 2013. Abgerufen am 6. September 2016 (tschechisch)
- ↑ European Wildlife: „Historical event: wild horses are returning to Central Europe after centuries.“ European Wildlife News Artikel, 28. Januar 2015. Abgerufen am 15. Oktober 2015 (englisch)
- ↑ European Wildlife: „The herd of wild horses is complete; a stallion has joined a group of mares.“ European Wildlife News Artikel, 6. April 2015. Abgerufen am 15. Oktober 2015 (englisch)
- ↑ Karel Janicek: „Czechs import wild horses to save biodiversity.“ (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. The Seattle Times, 23. März 2015. Abgerufen am 15. Oktober 2015 (englisch)
- ↑ Karel Janicek: „Wild aurochs-like cattle reintroduced in Czech Republic.“ Daily Herald, 13. Oktober 2015. Abgerufen am 15. Oktober 2015 (englisch)
- ↑ European Wildlife: „The Uruz is rising from the dead. Scientists are reviving the aurochs; the first herd is coming to the heart of Europe tomorrow.“ European Wildlife News Artikel, 12. Oktober 2015. Abgerufen am 15. Oktober 2015 (englisch)
Koordinaten: 50° 14′ 9″ N, 14° 55′ 19″ O