Tryggvi („der Getreue“) ist ein altnordischer männlicher Vorname. Er ist bis heute in Island gebräuchlich, in der Form Trygve auch in Norwegen und in der Schreibung Trygvi auf den Färöern. In Schweden wird er meist Tryggve geschrieben, aber sehr viel seltener vergeben.

Herkunft und Bedeutung

Tryggvi ist die bestimmte Form des altnordischen Adjektivs tryggr, das so viel wie „aufrichtig, wahrhaftig, vertrauensvoll, loyal, zuverlässig“ bedeutet und auf ein gemeingermanisches *trewwa zurückgeht, das auch deutsch treu sowie englisch true „wahr“ ergab.

In mittelalterlichen Quellen stellt Tryggve/Tryggr gelegentlich eine Kurzform von zweigliedrigen Vornamen wie Sigtryggr dar und begegnet auch als Beiname, so wird etwa in der Grettis-Saga ein „Ingalf tryggvi í Hvini“ genannt. Als eigenständiger Rufname ist er zuerst im 10. Jahrhundert in Gestalt des norwegischen Wikingerkönigs Tryggvi Óláfsson nachweisbar, es ist aber denkbar, dass er bereits im Urnordischen (*Triggwa) aufkam. Gegen die Annahme, dass er zu den aus dem Gemeingermanischen übernommenen Namen zählt, spricht, dass die westgermanischen Kognaten von tryggr wie ahd. triuwi, ae. trēowe/trīewe, asächs. triuwi usw. nicht als Rufnamen gebräuchlich waren, sondern allenfalls als Spitz- oder Beiname („der treue Eckart“); in der mhd. Literatur wurde das Wort triuwe wegen seiner Konnotation mit Lehnsabhängigkeit und Hörigkeit sogar tunlichst gemieden und spielt daher auch in den zahlreichen zweigliedrigen Namensprägungen des Mittelalters kaum eine Rolle. Der in England seit frühmittelenglischer Zeit nachgewiesene Familienname Trigg stellt wiederum eine Entlehnung von an. Tryggr dar.

Eine mögliche urverwandte Entsprechung zum altnordischen Tryggvi findet sich nur im Gotischen, also in einer ostgermanischen Sprache, in Gestalt von Triwa, Hausmeier des Ostgotenkönigs Theoderich. Sein Name ist bei sechs spätantiken bzw. frühmittelalterlichen Autoren in verschiedenen Varianten (Triggwa, Triwila, Triggwila, Traggwila) überliefert und in seiner Deutung umstritten, wird aber vielfach zu got. triggwa „Bündnis, Bundestreue, Pflichterfüllung“ und triggws „treu, zuverlässig“ gestellt, die ebenfalls zur Wortsippe um urgerm. *trewwa gehören.

Verbreitung

Als Taufname war Tryggvi (im Altostnordischen Tryggi bzw. Trygge) im Mittelalter in ganz Skandinavien verbreitet, danach aber zunehmend ungebräuchlich. In Mode kam er erst wieder mit der Wikingerromantik des späten 19. Jahrhunderts, insbesondere in Norwegen, wo Tryggvi Óláfsson und seinem Sohn Óláfr Tryggvason, König des Landes zur Zeit der Christianisierung um 1000, eine wichtige Rolle in der nationalromantischen Verklärung des Mittelalters zugedacht wurde. Der bedeutendste Trygve, den diese Zeit hervorbrachte, ist Trygve Lie (1896–1968), der erste Generalsekretär der Vereinten Nationen. Nach 1950 ging die Popularität des Namens deutlich zurück. 2015 lebten in Norwegen noch rund 5.400 Träger dieses Namens, was weniger als 0,2 % der Gesamtbevölkerung entspricht.

Namenstag

Bis 1993 war der 23. August der Namenstag von Tryggvi, seither ist es der 25. September.

Namensträger

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Jan de Vries: Altnordisches etymologisches Wörterbuch. 4. Auflage. Brill, Leiden 2000, S. 599 s. v. tryggr.
  2. Grettis saga Ásmundarsonar. Hrsg. von R. C. Boer. Max Niemeyer, Halle an der Saale 1900, S. 17.
  3. Lena Peterson: Nordiskt runnamnslexikon. (PDF) 5., revidierte Ausgabe. Institutet för språk och folkminnen, Uppsala 2007, S. 223 s. v. TryggR und Tryggvi.
  4. Lena Peterson: Lexikon över urnordiska personnamn. Uppsala 2004, S. 32, s. v. *Triggwa.
  5. treu. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 22: Treib–Tz – (XI, 1. Abteilung, Teil 2). S. Hirzel, Leipzig 1952, Sp. 243–275 (woerterbuchnetz.de). (Sp. 246: „[…] in der mhd. literatur wird das adj. triuwe mit überraschender konsequenz jahrhundertelang gemieden; erst um 1300 kommt es ganz langsam, erklärlicherweise besonders in md. gebiet, wieder in gebrauch“).
  6. Gottfried Schramm: Zweigliedrige Personennamen der Germanen: Ein Bildetyp als gebrochener Widerschein früher Heldenlieder. De Gruyter, Berlin 2013, S. 80; „Treuhild“, „Bleibtreu“ und andere vermeintliche Ausnahmen sind Neuschöpfungen des 18. und 19. Jahrhunderts.
  7. Erik Björkman: Nordische Personennamen in England in alt- und frühmittel-englischer Zeit. Max Niemeyer, Halle an der Saale 1910, S. 145 s. v. Trig, Trigg.
  8. Moritz Schönfeld: Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen; nach der Überlieferung des klassischen Altertums. Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1911, S. 241, s. v. Triggva.
  9. Norbert Wagner: Triggvilla*, Tragvila* und Triwila*. Zu -ggv-: -w- in zwei Ostgotennamen. In: Beiträge zur Namenforschung 38, 2003, S. 275–279; bemerkenswert ist die identische Verschärfung des Auslauts im Gotischen und Altnordischen zu -ggw- bzw. -ggv-, die jedoch nicht von einer ursprünglichen gemeingermanischen Form herrührt, sondern das Resultat eines Lautwandels ist, der sich erst nach der Trennung der Zweige sowohl im Ost- und im Nordgermanischen vollzog (im Westgermanischen aber ausblieb).
  10. Magnús Snædal: Gothic <ggw>. (PDF; 897 kB) In: Studia Linguistica Universitatis Iagellonicae Cracoviensi 128, 2011, S, 145–154.
  11. Eintrag Tryggve in: Bengt af Klintberg: Namnen i almanackan. Norstedts ordbok, Stockholm 2004.
  12. Abfrage der Namensstatistik des Statistisk sentralbyrå, 2. November 2015.
  13. Eintrag Tryggve in: Bengt af Klintberg: Namnen i almanackan. Norstedts ordbok, Stockholm 2004.
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