Twenty20 ist eine Spielform im Cricket. Sie wurde vom England and Wales Cricket Board (ECB) im Jahr 2003 in England für professionelle Grafschafts-Spiele eingeführt (siehe Twenty20 Cup). Beide Mannschaften spielen dabei je ein Innings über ein Maximum von 20 Over. Internationale Begegnungen zwischen Nationalmannschaften werden als Twenty20 International und im Frauen-Cricket Women’s Twenty20 International (WTwenty20) bezeichnet.
Ein Twenty20-Spiel dauert ungefähr drei Stunden, d. h. die Innings beider Mannschaften jeweils ca. 75 – 80 Minuten. Damit möchte man sich der Spiellänge anderer populärer Mannschaftssportarten wie Fußball annähern. Es wurde eingeführt, um eine rasantere Form des Spiels für die Zuschauer im Stadion und im Fernsehen anzubieten.
Twenty20 war nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zum First-Class und One-Day Cricket gedacht. Man sah bei der ersten ICC World Twenty20 in Südafrika, dass die Stadien ausverkauft waren. Doch hat sich diese Spielform so schnell in der Cricketwelt verbreitet, wie sich nicht zuletzt an dem kommerziellen Erfolg der Indian Premier League gezeigt hat, dass einige Kommentatoren schon um die Zukunft der traditionelleren Spielarten bangen.
Twenty20 Ligen weltweit
Die folgenden Twenty20-Ligen sind die aktuell Ausgetragenen in den führenden Cricketländern des International Cricket Council.
Land | Liga | Anzahl Mannschaften |
---|---|---|
Afghanistan | Afghanistan Premier League, Shpageeza Cricket League | 5, 6 |
Australien | Big Bash League | 8 |
Bangladesch | Bangladesh Premier League | 8 |
England | Twenty20 Cup | 18 |
Hongkong | Hong Kong T20 Blitz | 5 |
Indien | Indian Premier League, Saurashtra Premier League, Syed Mushtaq Ali Trophy | 10, 5, 38 |
Irland | Inter-Provincial Trophy | 4 |
Kanada | Global T20 Canada | 6 |
Nepal | Everest Premier League, Dhangadhi Premier League, Pokhara Premier League | 6, 6, 6 |
Neuseeland | Super Smash | 6 |
Niederlande | Dutch Twenty20 Cup | 16 |
Pakistan | Pakistan Super League, National Twenty20 Cup | 6, 6 |
Schottland | Murgitroyd Twenty20, Regional Pro Series | 4, 3 |
Simbabwe | Stanbic Bank 20 Series | 4 |
Sri Lanka | Lankan Premier League, Premier Twenty20 | 6, 24 |
Südafrika | Mzansi Super League, CSA T20 Challenge, CSA Provincial T20 Cup | 6, 6, 15 |
Vereinigte Staaten | Major League Cricket | 6 |
Westindische Inseln | Caribbean Premier League | 6 |
Regeln
Da die Grundregeln von Twenty20 formal dieselben sind wie beim ca. 40 Jahre älteren One-Day Cricket (nur durch die extreme Verkürzung auf je 20 Over entsteht der besondere Charakter dieser Spielform), orientieren sich auch die Regeln (die man im Cricket immer von den eigentlichen Laws of Cricket trennen muss) sehr stark an dieser älteren Spielart des Limited-Overs Cricket:
- Jeder Bowler darf höchstens ein Fünftel der Over absolvieren, also lediglich 4 Over.
- Bei Übertreten der sogenannten popping crease (Wurflinie) durch den Bowler, was ohnehin immer als No Ball mit automatischem Punkt für die Schlagmannschaft geahndet wird, wird der nächste Wurf zum free-hit: Der Batsman kann den Ball, weil er für diesen Wurf gegen direktes Ausscheiden immun wird, ohne jede Gefahr schlagen. Aus dem Spiel kann er in diesem Fall nur durch ein Run Out oder eine der sowieso sehr seltenen Arten wie beispielsweise hitting the ball twice geworfen werden. Sollte der free-hit-Ball selbst ein Wide oder irgendeine Art von No Ball sein, so wird der darauffolgende Wurf automatisch zum free-hit.
- Die Schiedsrichter sind angehalten, bei Spielverzögerungen einer Mannschaft (batting- oder fielding side) der anderen Mannschaft fünf Strafpunkte zuzuerkennen. Dies können sie nach den Laws of Cricket eigentlich sowieso, doch international wird diese Regel praktisch nicht angewendet.
- Folgende Einschränkungen für Feldspieler gelten:
- Nie dürfen mehr als fünf Feldspieler auf der Leg-Side stehen.
- Während der ersten sechs Over, dem sog. Power Play, dürfen sich nur zwei Feldspieler außerhalb des 30-Yard-Kreises aufhalten.
- Nach diesen sechs Over nur fünf Spieler.
- Wenn die Feldmannschaft ihr letztes Over nicht innerhalb von 75 Minuten des Innings beginnt, erhält die Schlagmannschaft sechs Runs für jedes volle Over, das nach diesem Zeitpunkt absolviert wird. Doch haben die Schiedsrichter dabei auch Spielverzögerungen durch die Schlagmannschaft zu berücksichtigen, für die die Feldmannschaft nicht bestraft werden kann.
- Sind die Mannschaften am Ende des Spiels punktgleich, womit das Spiel unentschieden endet (tie), so wird ein Tie-Break durchgeführt:
- Bis 2008 wurde dies immer wie beim normalen Ein-Tages-Cricket gehandhabt, wo es nur im Falle von K.O.-Spielen angewendet wird. Bei dieser Variante bowlen jeweils fünf Bowler jeder Seite einmal auf das gegenüberliegende Wicket, allerdings ohne dass dort ein Batsman steht. Diejenige Mannschaft, die häufiger das Wicket trifft, gewinnt. Besteht nach je fünf Werfern immer noch Gleichstand, geht es, wie beim Elfmeterschießen im Fußball, in Einer-Schritten weiter. Diese Variante nennt man bowl-out.
- Für die zweite Twenty20-Weltmeisterschaft 2009 in England hat der ICC ein neues System geplant, das aber schon erstmals bei einem Länderspiel zwischen Neuseeland und den West Indies am 26. Dezember 2008 in Auckland/Neuseeland zur Anwendung kam: In einer Art Mini-Match zu je einem Over pro Team werden je ein Bowler und drei Batsmen nominiert, die nach den normalen Cricketregeln dieses „Match“ durchführen, d. h. da man nur drei Batsmen zur Verfügung hat, ist dieses Mini-Innings nach sechs regulären Bällen, aber spätestens zwei Wickets abgeschlossen. Sollte danach immer noch Punktegleichstand herrschen, gewinnt die Mannschaft mit mehr erreichten Sechsern, danach die mit mehr Vierern aus jeweils (in diesem Fall) beiden Innings des Spiels. Diese Form des Spielentscheids wird als super over oder one-over eliminator bezeichnet.
Twenty20-Status
Zu Beginn der internationalen Austragungen erhielten zunächst nur Full Members des ICC die Erlaubnis, offizielle Twenty20-Begegnungen auszutragen. Ab 2007 wurde einzelnen Associate Members das Recht verliehen, dieses ebenfalls zu tun. Ab 2019 fällt diese Beschränkung und alle Associate Member des ICC sind berechtigt, Twenty20 Internationals auszutragen.
Rekorde
Am 13. Juli 2011 hat die namibische Cricket-Nationalmannschaft gegen die kenianische Cricket-Nationalmannschaft zahlreiche inoffizielle Weltrekorde für Twenty20-Länderspiele aufgestellt, darunter die höchste Punktzahl mit 262 Runs für 1 Wicket. Louis van der Westhuizen erzielte die höchste Einzelpunktzahl mit 159 Runs und mit 16 die höchste Anzahl an „Sechsen“ in einem Innings, sowie zusammen mit Sarel Burger die höchste gemeinschaftliche Punktzahl (sog. partnership) mit 168* (not out) für das 2. Wicket. Obwohl das Spiel Teil eines offiziellen ICC-Turniers war (ICC Africa Region Division One Twenty20), sind diese Rekorde dennoch insofern inoffiziell, als das Spiel nicht den Status eines Twenty20 International Matches besitzt.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ T20s between all ICC members to have international status. Cricinfo, 26. April 2018, abgerufen am 9. Dezember 2018 (englisch).
- ↑ Scorecard Kenia v Namibia, 13. Juli 2011
- ↑ Namibia set world records against Kenya. Cricinfo, 29. Januar 2013, archiviert vom am 28. November 2011; abgerufen am 27. Januar 2017 (englisch).
- ↑ Official Cricket (Memento des vom 6. November 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 84 kB)