Udmurtisch (udmurt kyl) | ||
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Gesprochen in |
Russland: Republik Udmurtien, Kasachstan | |
Sprecher | ca. 464.000 | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Udmurtien (in Russland) | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
— | |
ISO 639-2 |
udm | |
ISO 639-3 |
udm |
Die udmurtische Sprache (älter auch wotjakische Sprache; Selbstbezeichnung удмурт кыл – udmurt kyl) gehört zum permischen Zweig der finno-ugrischen Sprachen und wird in Udmurtien im westlichen Uralgebiet von etwa 464.000 Menschen, den Udmurten, gesprochen. Die Selbstbezeichnung Udmurt geht wahrscheinlich zurück auf ein Wort, das „Wiesenmensch“ bedeutete.
Man unterscheidet vier Dialektgruppen des Udmurtischen, den südlichen, nördlichen, peripher-südlichen und den Bessermjanski-Dialekt (auch Wessermjanski), wobei die Hochsprache sich an den südlichen und nördlichen Dialekten orientiert. Die Sprache ist nah verwandt mit der Komi-Sprache.
Udmurtisch ist eine agglutinierende Sprache mit flektierenden Elementen. Sie hat 15 Fälle und kennt kein grammatisches Geschlecht.
Verbreitung
Von den insgesamt etwa 637.000 Udmurten sprechen demnach rund 72 % Udmurtisch als Muttersprache (2002), während dieser Anteil 1989 noch bei 77 % lag. In Kasachstan sprechen etwa 15.000 Menschen Udmurtisch. Die Sprecher sind vorzugsweise Vertreter der ältesten Generation und Einwohner ländlicher Gebiete. In der Hauptstadt Udmurtiens, Ischewsk, ist es einfacher, Menschen zu finden, die des Englischen mächtig sind, als Menschen, die Udmurtisch beherrschen. Das Udmurtische ist vom Aussterben bedroht.
In den 1920er Jahren etablierten sich im Udmurtischen autonomen Bezirk eine Schriftsprache und eine udmurtische Literatur. Die Sprachförderung ging jedoch Ende der 1930er Jahre zurück. Heute gibt es unter den jüngeren Udmurten Enthusiasten, die versuchen, den Niedergang der Sprache zu bremsen. Mit diesem Ziel wurde auch der russische Beitrag zum Eurovision Song Contest 2012 in Baku, Party for Everybody, von der udmurtischen Frauengesangsgruppe Buranowskije Babuschki teilweise auf Udmurtisch gesungen.
Von nicht zu überschätzender Bedeutung für das sprachliche Selbstbewusstsein und die weitere Entwicklung des Udmurtischen als Schriftsprache war die Fertigstellung der ersten vollständigen Bibelübersetzung ins Udmurtische im Jahre 2013.
Alphabet
Im 18. Jahrhundert wurde das udmurtische Alphabet auf Grundlage des kyrillischen Alphabets entwickelt:
А а | Б б | В в | Г г | Д д | Е е | Ё ё | Ж ж | Ӝ ӝ | З з |
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[a] | [b] | [v] | [ɡ] | [d], [dʲ]1 | [ʲe]3, [je], [e]2 | [ʲo]3, [jo] | [ʒ] | [d͡ʒ] | [z], [zʲ]1 |
Ӟ ӟ | И и | Ӥ ӥ | Й й | К к | Л л | М м | Н н | О о | Ӧ ӧ |
[d͡ʑ] | [ʲi]3, [i] | [i] | [j], [-ĭ] | [k] | [l], [lʲ]1 | [m] | [n], [nʲ]1 | [o] | [ʌ] |
П п | Р р | С с | Т т | У у | Ф ф2 | Х х2 | Ц ц2 | Ч ч | |
[p] | [r] | [s], [sʲ]1 | [t], [tʲ]1 | [u] | [f] | [x] | [t͡s] | [t͡ɕ] | |
Ӵ ӵ | Ш ш | Щ щ2 | Ъ ъ | Ы ы | Ь ь | Э э | Ю ю | Я я | |
[t͡ʃ] | [ʃ] | [ɕ ~ ɕtʲ͡ɕ] | [(j)]4 | [ɨ~ə~ɯ] | [ʲ] | [e] | [ʲu]3, [ju] | [ʲa]3, [ja] |
- 1 palatalisiert, wenn auf diese Konsonanten я, е, и, ё, ю oder ь folgen.
- 2 nur in Lehnwörtern oder Namen
- 3 wirkt palatalisierend [ʲ] auf д, т, з, с, л und н.
- 4 stumm, wird benötigt, um palatalisierte Konsonanten ([dʲ tʲ zʲ sʲ lʲ nʲ]) von nicht palatalisierten Konsonanten zu unterscheiden, wenn auf diese [j] und Vokal folgen, zum Beispiel: [zʲo] und [zjo], geschrieben -зё- und -зъё-.
Vier der Buchstaben (Ӝ ӝ, Ӟ ӟ, Ӥ ӥ, Ӵ ӵ) kommen nur im udmurtischen Alphabet vor.
Grammatik
Amtssprache der Republik Udmurtien
Obwohl Udmurtisch neben Russisch Amtssprache der Republik Udmurtien ist, erscheinen nur wenige Zeitungen und Zeitschriften in udmurtischer Sprache; udmurtische Radio- und Fernsehprogramme werden nur einige Stunden in der Woche ausgestrahlt. Da nur wenige Lehrer auf Udmurtisch unterrichten können und es an Lehrmaterialien wie Schulbüchern mangelt, wird Russisch mehr und mehr zur Unterrichtssprache. So haben nur etwa ein Drittel der udmurtischen Schulkinder in der Schule Unterricht in ihrer Muttersprache, überwiegend in ländlichen Regionen.
Seit 1947 war das Fach Udmurtisch in Ischewsk durch eine Abteilung in der philologischen Fakultät vertreten. Seit 1992 gibt es einen Lehrstuhl für Udmurtische Philologie an der Udmurtischen Staatlichen Universität, an dem Lehrer für Udmurtisch ausgebildet werden.
Literatur
- Eberhard Winkler: Udmurtische Grammatik (= Societas Uralo-Altaica: Veröffentlichungen der Societas Uralo-Altaica. Nr. 81). Harrassowitz, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-447-06518-4.
Weblinks
- Eberhard Winkler: Wotjakisch. (gemeint ist Udmurtisch) (PDF; 180 kB). In Miloš Okuka (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. Klagenfurt 2002. (= Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens 10).
- http://homepage.univie.ac.at/Johanna.Laakso/uvlk04/ Institut für Finno-Ugristik der Universität Wien, Bibliographie und Präsentation zu Land und Sprache (Toter Link, 8. März 2012)
- http://library.finugor.ru/eng/?item=u&l=1 Udmurtian Literature – The Finno-Ugric Information Centre (englisch) (Toter Link, 8. März 2012)
- http://v4.udsu.ru/default/fudf Fakultät für Udmurtische Philologie, Staatsuniversität Ischewsk (russisch)
- http://udm-music.izhnet.ru/ Udmurtische Musik (russisch)
- http://kyv.oahpa.no/ Udmurt - Finnish/Komi Zyrian dictionary
Anmerkungen
- ↑ Rein Taagepera: The Finno-Ugric Republics and the Russian State, Routledge/Taylor & Francis 1999, ISBN 978-0-415-91977-7. S. 277
- ↑ Webseite mit Liedern der Buranowskije Babuschki
- ↑ Katholische Nachrichten-Agentur, Dienstag, 15. Juli 2014.