Unbehagen
Studioalbum von Nina Hagen Band

Veröffent-
lichung(en)

1979

Label(s) CBS Records

Format(e)

LP, CD, MC

Genre(s)

Punk, Rock

Titel (Anzahl)

9

Länge

38:05

Besetzung

Produktion

Manfred Praeker, Bernhard Potschka, Herwig Mitteregger, Reinhold Heil, Ralf Nowy, Tom Müller

Studio(s)

Hansa-Tonstudios, Berlin

Chronologie
Nina Hagen Band
(1978)
Unbehagen

Unbehagen ist das zweite und gleichzeitig letzte Album der Nina Hagen Band. Es erschien 1979 auf CBS Records.

Entstehungsgeschichte

Das Material für das Album bestand schon während der Promotiontour für das erste Album im Februar und März 1979. Nach der Tour und vor Beginn der Aufnahmen waren Sängerin Nina Hagen und ihre Begleitband bereits heillos zerstritten. Da sie aber vertraglich noch ein weiteres Album schuldig waren, versuchten sie ein letztes Mal zusammenzuarbeiten. Die Aufnahmen fanden daher weitgehend getrennt statt. Zunächst spielte die Band die Musik ein, dann ergänzte Nina Hagen ihren Gesang, wobei die Arbeitsatmosphäre von Keyboarder Heil rückblickend als „relativ gut“ bezeichnet wird. Auch der Songwriting-Prozess war geteilt: Die Texte stammen alle von Nina Hagen, während die Musik von den Mitgliedern der Band komponiert wurde. Die Aufnahmen fanden zwischen Oktober und November 1979 in den Hansa-Tonstudios in West-Berlin statt. Bis auf Nina Hagen beteiligten sich alle Musiker an der Produktion und wurden dabei vom Musikproduzenten Ralf Nowy und dem Toningenieur Tom Müller unterstützt.

Nach dem Album gingen die Band und Nina Hagen getrennte Wege. Während Hagen eine Solokarriere startete, gründeten die restlichen Mitglieder die Band Spliff.

Cover

Das Album wurde mit zwei Schallplattencovern veröffentlicht. Die erste Version zeigt ein gezeichnetes Gesicht von Nina Hagen mit roten Haaren, im Hintergrund ist eine Skyline in der Dämmerung zu sehen. Auf dem zweiten Cover befindet sich lediglich der Schriftzug unbehagen auf grau-weiß-meliertem Hintergrund, wobei der Wortbestandteil hagen in Rot markiert ist. Für die ab 1988 veröffentlichten CD-Versionen wurde nur letzteres Cover verwendet.

Titelliste

Alle Texte stammen von Nina Hagen, in den Klammern sind die Komponisten des jeweiligen Songs angegeben.

  1. African Reggae (Potschka, Heil) – 6:19
  2. Alptraum (Mitteregger) – 6:12
  3. Wir leben immer … noch (Lucky Number) (Lene Lovich, Les Chappell) 4:57
  4. Wenn ich ein Junge wär (Live-Version) (Heinz Buchholz/Günter Loose) – 2:19
  5. Herrmann hiess er (Praeker) – 6:36
  6. Auf’m Rummel (Potschka) – 4:34
  7. Wau Wau (Potschka, Mitteregger, Praeker, Heil) – 2:09
  8. Fall in Love mit mir (Potschka, Mitteregger, Praeker, Heil) – 3:47
  9. No Way (instrumental) (Potschka, Mitteregger) – 1:05

Songs

Es befinden sich zwei Coverversionen auf der Platte, zum einen eine deutschsprachige Version von Lucky Number, einem Lied von Lene Lovich, das sie 1979 zusammen mit dem Gitarristen Les Chapell als B-Seite komponiert hatte, und zu dieser Zeit ein bekannter New-Wave-Disco-Hit war. Nina Hagen lernte Lene Lovich bei den Dreharbeiten zum Film Cha Cha kennen.

Zum anderen enthält das Album das Lied Wenn ich ein Junge wär, das Heinz Buchholz und Günter Loose 1963 für die italienische Schlagersängerin Rita Pavone geschrieben haben. Die Live-Version wurde bei einem Auftritt am 6. April 1979 in der Kongresshalle Saarbrücken mitgeschnitten. Textlich unterscheidet sich die Version der Nina Hagen Band an zwei Stellen vom Original. So singt Nina Hagen „Und käm’ ich spät nach Haus, macht’ mir kein Schwanz ein Drama daraus“ (im Original: „macht’ Daddy nicht ein Drama daraus.“) und „Ich würde in die Schwulen-Scene gehn und sexy Boys den Kopf verdrehn. Ich hätt genug Verkehr, wenn ich ein Junge wär“ (im Original: „Es gäbe keine mehr nebenbei, wär’ nur der einen immerzu treu. Es wäre halb so schwer, wenn ich ein Junge wär’!“). Der Soziologe Karl Lenz wählte die Pavone-Coverversion, um dadurch einen Wertewandel im Geschlechterverhältnis zu illustrieren. Nina Hagens Neufassung der Textzeilen zeigen deutlich „ein Anleihen an feministische Positionen“ und sind mit dem Hinweis auf Homosexualität Ausdruck eines Wertewandels in der Gesellschaft.

Erfolg

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben
Unbehagen
  DE 2 25.02.1980 (38 Wo.)
  AT 9 01.03.1980 (14 Wo.)

Das Album konnte sich in den österreichischen Charts auf Platz 9 platzieren und war in der Bundesrepublik Deutschland mit Platz 2 am 25. Februar 1980 das bislang erfolgreichste Album von Nina Hagen. Es wurde 1981 mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Auch in Frankreich verkaufte sich das Album gut, so dass Nina Hagen solo zwei ausverkaufte Konzerte im Pariser Olympia geben konnte. Im Anschluss wurde ihr von Eric Brucker (CBS France) eine Goldene Schallplatte für 150.000 verkaufte Einheiten verliehen. Auch in Schweden und Norwegen kam das Album in die Top 10.

Musikstil

Das Album ist sehr avantgardistisch gehalten und enthält Elemente aus Reggae, Dub, Punk und Rock. Der Gesang von Nina Hagen war für diese Zeit, wie bereits auf dem Debütalbum, außergewöhnlich und wechselte die Nuancen während der Lieder. Sie benutzte ein Spektrum zwischen Krähen, Kreischen, Keifen und Jodeln und verwendete Stilelemente der Parodie und der Persiflage. Die Texte des Albums besingen vor allem Schönheit und Hässlichkeit und sind von vielen Kraftausdrücken geprägt.

Rezeption

Das letzte Album der Nina Hagen Band war, wie bereits der Vorgänger, ein maßgebliches Werk der frühen Punkmusik in Deutschland und markierte auch den Beginn der New Wave. Nach der Veröffentlichung war Hagen keineswegs zufrieden mit dem Werk und warf ihrer Begleitband vor, „die eigenen Solos in den Vordergrund geschoben zu haben“, ihre „Gags weggemischt“ zu haben und sie nicht zuletzt „total kastriert“ zu haben. Tatsächlich aber merkte man dem Album die Trennung kaum an.

Singleauskopplungen

  • African Reggae (1979)
  • Herrmann hieß er (1980)

Einzelnachweise

  1. Christian Reder: Reinhold Heil. DM – Deutsche Mugge, 2008, abgerufen am 13. Juni 2015: „Im Februar und März 1979 tourten wir durch Europa, um das erste Album zu promoten und das zweite vor Publikum zu testen.
  2. Sebastian Handke: Ein Kunstwerk wird 50. Tagesspiegel, 11. März 2005, abgerufen am 14. Mai 2011.
  3. Christian Reder: Reinhold Heil. DM – Deutsche Mugge, 2008, abgerufen am 13. Juni 2015: „[…] daher ließ mich Nina ans Mischpult und die Bandmaschine, und wir nahmen eine Menge Parts zu zweit auf.“
  4. 1 2 Biografie. einfach-nina.de, abgerufen am 14. Mai 2011.
  5. Christian Reder: Reinhold Heil. DM – Deutsche Mugge, 2008, abgerufen am 13. Juni 2015: „Durch die relativ gute Atmosphäre im Studio wurde es ein wirklich authentisches und kraftvolles Album.“
  6. 1 2 3 Unbehagen. Discogs, abgerufen am 14. Mai 2011.
  7. Denise Sullivan: Class of ’78: Lene Lovich’s “Lucky Number”. (Nicht mehr online verfügbar.) Crawdaddy.com, 18. Februar 2011, archiviert vom Original am 12. Juli 2011; abgerufen am 14. Mai 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. Michael Dreschel: Rita Pavone: Wenn ich ein Junge wär’ (Buchholz/Loose 1963). (Nicht mehr online verfügbar.) German Music Database, archiviert vom Original am 7. September 2011; abgerufen am 14. Mai 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. Karl Lenz: Frauen und Männer. Zur Geschlechtstypik persönlicher Beziehungen. Weinheim/München 2003, S. 155.
  10. Chartquellen: DE-AT / DE2
  11. 1 2 Album: Unbehagen (Nina Hagen). (Nicht mehr online verfügbar.) Das 80er Hitquiz, 29. September 2009, ehemals im Original; abgerufen am 14. Mai 2011. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  12. Nina Hagen in der IFPI-Datenbank DE AT CH
  13. International. In: Billboard. 22. November 1980, S. 63 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. 1 2 Nina Hagen. Who’s Who, abgerufen am 14. Mai 2011.
  15. 1 2 3 Nina Hagen als Mutter Gottes. In: Der Spiegel. Nr. 4, 1980 (online).
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