Das Uppsala Conflict Data Program (UCDP) ist ein Projekt zur Sammlung von Daten bezüglich militärischer Konflikte seit 1946. Das Projekt wird von der Universität von Uppsala in Zusammenarbeit mit dem Peace Research Institute Oslo (PRIO) geleitet.

Entstehung

In den 70er-Jahren begannen Mitglieder der Universität Uppsala, militärische Konflikte zu analysieren und faktisch festzuhalten. Im Jahr 1988 erschien im SIPRI yearbook des Stockholm International Peace Research Institutes eine erste Veröffentlichung der erhobenen Daten. Bis ins Jahr 2002 entstand eine Datenbank der militärischen Konflikte von 1989 bis eben ins Jahr 2002. Durch die Mithilfe des Peace Research Institutes Oslo (PRIO) konnte die Datenbank durch historische Daten bis ins Jahr 1946 erweitert werden. Durch die Zusammenarbeit der Fakultäten von Uppsala und Oslo deckt UCDP inzwischen eine zeitliche Spanne von 1946 bis 2016 ab. Jährlich erscheint ein großer Bericht, der die neuesten Daten enthält und in vielen Magazinen abgedruckt wird. Außerdem gibt es inzwischen kleinere Datenbanken, die besonderes Augenmerk auf einzelne Kontinente legen. Auch diese werden regelmäßig erneuert.

Organisation

Das Uppsala Conflict Data Program ist am Department of Peace and Conflict Research der Universität Uppsala beheimatet. Das Projekt wird geleitet von Dag Hammarskjöld und Peter Wallensteen. Das Projekt beschäftigt circa 15 Angestellte, die hauptsächlich als Rechercheure oder Assistenten arbeiten. Auch Studenten nehmen am UCDP teil.

Partnerschaften

Das UCDP wird von der Universität Uppsala in Partnerschaft mit dem Peace Research Institute Oslo (PRIO) betrieben. Außerdem gibt es eine enge Zusammenarbeit mit dem Human Security Report Project. Auch das Stockholm International Peace Research Institut zählt zu den Unterstützern und Partnern von UCDP. Im Jahrbuch des Institutes erscheinen seit 1988 die Daten des UCDP Projektes.

Definition eines „militärischen Konflikts“

Essentieller Teil der Datenbank ist die Definition eines militärischen Konfliktes, der für die Datenbank relevant ist. Die Definition eines militärischen Konflikt des Uppsala Conflict Data Programs besagt, dass in diesem Konflikt mindestens 25 Tote in Folge militärischer Handlungen zu verzeichnen sein müssen. Des Weiteren gibt es drei Arten von militärischen Konflikten – einen staatlichen, einen nicht-staatlichen und einen einseitigen. Im Falle eines staatlichen Konflikts ist mindestens ein Staat in den Konflikt verwickelt, bei einem nicht-staatlichen Konflikt dagegen handelt es sich um einen Konflikt von nicht-staatlichen Organisationen. Die sogenannte Einseitige Gewalt bezeichnet den Einsatz militärischer Gewalt eines Staates oder einer Organisation gegen Zivilpersonen. Zu dieser Kategorie zählen beispielsweise Terroranschläge. Die Definition des UCDPs wird inzwischen auch von anderen Organisationen verwendet und ist zu einem Standard bei der Untersuchung und Analysierung von Konflikten geworden.

Daten

Auf der Internetseite des Uppsala Conflict Data Program lassen sich hauptsächlich folgende Informationen finden:

  • die absolute Anzahl militärischer Konflikte in aller Welt/Jahr
  • die Länder, die über einen beliebigen Zeitraum zwischen 1946 und 2016 in militärische Konflikte verwickelt waren
  • die Anzahl der Toten/Jahr in einem Land und der Verteilung auf die verschiedenen Arten eines militärischen Konflikts
  • die Anzahl der Toten in Folge militärischer Konflikte weltweit für die Jahre 1989 bis 2012
  • die geographische Verteilung der Todesfälle innerhalb von Ländern

Die wichtigsten Kennzahlen 1976–2016

Zu Gunsten der Übersichtlichkeit werden hier die Daten des UCDPs in 5-Jahres-Abständen wiedergegeben:

Anzahl staatlicher militärischer Konflikte Anzahl nicht-staatlicher Konflikte Anzahl der Fälle Einseitiger Gewalt Tote staatlicher Konflikt Tote nicht-staatlicher Konflikt Tote einseitige Gewalt
1976 30 nicht angegeben n.a. n.a. n.a. n.a.
1981 41 n.a. n.a. n.a. n.a. n.a.
1986 44 n.a. n.a. n.a. n.a. n.a.
1991 52 22 33 70.309 3.974 8.981
1996 41 22 36 28.206 4.250 39.469
2001 39 36 30 22.430 5.008 7.463
2006 33 29 28 19.865 3.246 4.421
2011 38 41 23 23.088 6.752 5.790
2016 50 60 21 87.018 9.034 6.278

Deutschland im UCDP

In Deutschland zählt die Universität Uppsala 20 Tote im Zeitraum von 1989 bis 2016. Ein Todesfall ereignet sich am 2. Juli 1989 als ein britischer Soldat bei einem Autobombenanschlag getötet wird. Die IRA bekennt sich dazu, sodass der Todesfall dem militärischen Konflikt Großbritannien-IRA zugeordnet werden kann. Ebenfalls zu diesem Konflikt zählt zwei weitere Todesfälle aus dem Oktober 1989 und die Ermordung zweier britischer Soldaten in Dortmund am 1. Juni 1990. Am 17. September 1992 werden vier kurdische Aktivisten in Wilmersdorf erschossen. Die Fäden zog der iranische Geheimdienst, also zählten diese Todesfälle zum Konflikt Kurden-Iran. Die anderen Todesfälle ereigneten sich am 16. Dezember 2016 beim Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt. Dieser terroristische Anschlag gehört zur einseitigen Gewalt eines Staates oder einer Organisation gegen Zivilisten.

Einzelnachweise

  1. Peace Pesearch Institute Oslo (PRIO): UCDP/PRIO Armed Conflict Dataset - PRIO. Abgerufen am 9. Juni 2017 (englisch).
  2. UCDP Dataset Download Center. Abgerufen am 11. Juni 2017.
  3. Human Security Report (Hrsg.): Human Security Report 2005: War and Peace in the 21st Century.
  4. SIPRI Yearbook: Armaments, Disarmament and International Security | SIPRI. Abgerufen am 11. Juni 2017 (englisch).
  5. Definitions - Uppsala University, Sweden. Abgerufen am 9. Juni 2017 (englisch).
  6. Definitions - Uppsala University, Sweden. Abgerufen am 9. Juni 2017 (englisch).
  7. UCDP - Uppsala Conflict Data Program. Abgerufen am 11. Juni 2017.
  8. 2.7.1989 - Was war am 02. Juli 1989 - Ereignisse des Tages - Chroniknet. In: Chroniknet. (chroniknet.de [abgerufen am 11. Juni 2017]).
  9. Auftragsmord in Wilmersdorf. (tagesspiegel.de [abgerufen am 11. Juni 2017]).
  10. UCDP - Uppsala Conflict Data Program. Abgerufen am 11. Juni 2017.
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