Urs „Ursus“ Eggenschwyler (* 24. Januar 1849 in Subingen; † 8. Dezember 1923 in Zürich) war ein Schweizer Bildhauer, Zeichner und Maler. Er war vor allem für die Darstellung von Tieren und als Besitzer einer Menagerie bekannt.
Leben
Urs Eggenschwyler, heimatberechtigt in Matzendorf, wurde am 24. Januar 1849 in Subingen als Sohn eines Pächters und Fuhrhalters geboren. Als Folge einer Scharlacherkrankung wurde er schwerhörig, was ihn in seiner Ausbildung behinderte (vgl. NZZ 12.1.2015). Nach der Volksschule, nahm er als Hospitant 1862 bis 1864 an der Kantonschule Zeichenunterricht bei Portraitmaler Gaudenz Taverna und absolvierte von 1865 bis 1868 eine Lehre zum Bildhauer bei Joseph Pfluger. Er war von 1869 bis 1870 bei Heinrich Spiess in Zürich tätig, wo er vorwiegend Tier- und Menschenköpfe erschuf. Daraufhin studierte er in München an der Akademie der Bildenden Künste die Bildhauerklasse bei Max von Widmann brach aber dieses Studium nach nur einem Jahr ab, weil er zunehmend an Schwerhörigkeit litt. Er malte und modellierte im Selbststudium in den Menagerien von München, studierte die animale Anatomie und nahm auch an der Weltausstellung 1873 in Wien teil.
Ab 1878 arbeitete Eggenschwyler wieder in Zürich und stellte ab 1884 Tafelaufsätze für verschiedene Zürcher Zünfte her.
1886 kam es zu einem folgenschweren Schlittelunfall: Urs Eggenschwyler fuhr mit einem mit Kindern beladenen Schlitten die Strasse hinunter als plötzlich eine Droschke auftauchte. Es gelang ihm, die Kinder vom Schlitten zu werfen; er kollidierte aber mit der Droschke und erlitt einen doppelten Beinbruch, der einen langen Spitalaufenthalt bedingte. Dank finanzieller Unterstützung durch Prominente Zürcher wie Gottfried Keller konnten die Arzt- und Spitalkosten bezahlt werden (vgl. NZZ 12.01.2015)
1888 schuf er einen Löwen aus Granit für die Gedenksäule in Sempach. 1891 richtete er auf dem Milchbuck in Zürich eine private Menagerie ein, die er bis zu seinem Tod betrieb. Eggenschwyler galt als exzentrisch; oft führte er eine Löwin an der Leine durch das Niederdorf spazieren. Der Tierfreund setzte sich für eine artgerechte Tierhaltung in zoologischen Gärten ein und lehnte die enge Käfighaltung ab. Für Parks und zoologische Gärten stellte er Kunstfelsen her, die er im In- und Ausland installierte, beispielsweise 1896/97 für Tierpark Hagenbeck in Hamburg und Tiergarten Schönbrunn in Wien, sowie für den Zoo Basel in den Jahren 1920 bis 1922.
Weiter schuf Eggenschwyler verschiedene Löwen- und Bärenstatuen für öffentliche Bauten, darunter im Eingangsbereich des Bundeshauses in Bern und auf der Stauffacherbrücke in Zürich.
Er fand auf dem Friedhof Nordheim seine letzte Ruhestätte.
Publiziertes Werk
- Album vom Tiergarten. Zürich: Aschmann & Scheller 1903.
Literatur
- Tapan Bhattacharya: Eggenschwiler [Eggenschwyler], Urs. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Werner F. Kunz: Das letzte Bekenntnis von Urs Eggenschwyler. In: Schweizerisches reformiertes Volksblatt, Nr. 13, 13. August 1970.
- Museum der Stadt Solothurn: Urs Eggenschwyler: Bildhauer, Maler, Zeichner, Menageriebesitzer, Tierfreund (Katalog zur Ausstellung von 1978), Solothurn: Museum der Stadt Solothurn 1978.
- Der Mann mit den Bären und Löwen: Der Bellacher Maler, Bildhauer und Tierfreund Urs Eggenschwyler. In: Neue Mittelland Zeitung, 20. April 1999, S. 25
- Wie der Löwe nach Solothurn kam: Ein Symposium erinnert an das Schaffen von Urs Eggenschwyler. In: Neue Mittelland Zeitung vom 3. Oktober 2000, S. 19
- Beuth, Sascha: Gut zu wissen: Urs Eggenschwyler Tiere prägten das Leben desbekannten Bildhauers – bis in den Tod. In: Tagblatt der Stadt Zürich, 18. November 2009
- Johanna Wedel: Ein tierlieber Eigenbrötler. In: NZZ, 12. Januar 2015
- Albert Heim: Urs Eggenschwiler. In: Die Berner Woche in Wort und Bild Bd. 14(1924), S. 682 ff.
- Solothurn. In [www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZN19251120-02.2.7.1 Neue Zürcher Nachrichten 20. November 1925 Ausgabe 02]
- Sehenswürdigkeiten. In: Chronik der Stadt Zürich, Nummer 34, 25. August 1900
Weblinks
- Eggenschwyler, Urs. In: Sikart
- Arnold Wirz: Eggenschwyler, Urs. In: Ortsgeschichtliche Sammlung Seebach (OGS). Abgerufen am 31. Januar 2018 (Ausführliche Biografie).
- Publikationen von und über Urs Eggenschwyler im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Abbildung des 1896/7 erstellten Kunstfelsens im Tiergarten Hagenbeck https://tierparkhagenbeckblog.wordpress.com/2019/07/25/jungstorch-auf-erkundungstour/