Ursula Leemann-Bosshard (* 7. Oktober 1936 in Winterthur; gestorben 13. Juni 2013) war eine Schweizer Politikerin (SP). Sie sass von 1991 bis Ende 1999 im Nationalrat. Zudem präsidierte sie 1989/90 den Zürcher Kantonsrat.

Beruflicher Werdegang

Ursula Leemann studierte als einzige Frau ihres Jahrgangs Biologie an der ETH Zürich und promovierte auch in diesem Fach. Sie arbeitete und studierte zwei Jahre in Pennsylvania (USA).

Politische Tätigkeit

1978 wurde Ursula Leemann in den Zürcher Kantonsrat gewählt. Vier Jahre lang präsidierte sie dort die SP-Fraktion. 1989/90 war sie Kantonsratspräsidentin. Sie war erst die zweite Frau in diesem Amt. Zum ersten Mal waren damit die beiden höchsten Politämter des Kantons Zürich in Frauenhand – denn Hedi Lang präsidierte gleichzeitig die Kantonsregierung. 1991 trat Ursula Leemann zurück und wurde in den Nationalrat gewählt. Dort präsidierte sie 1998/99 die Finanzdelegation, welche den gesamten Finanzhaushalt des Bundes überprüft und überwacht. Zudem war sie Mitglied der Parlamentarischen Untersuchungskommission, welche die Organisations- und Führungsprobleme in der Pensionskasse des Bundes untersuchte, die dem damaligen SP-Bundesrat Otto Stich unterstand. Der Bericht dieser Untersuchungskommission war kritisch gegenüber Leemanns Parteigenosse Stich. Dafür kritisierte der damalige SPS-Präsident Peter Bodenmann sie öffentlich an einer Medienkonferenz, wofür er sich an einer Parteiversammlung später ebenfalls öffentlich entschuldigte. Allgemein galt Ursula Leemann als stille Schafferin jenseits des Rampenlichts. 1999 verzichtete Ursula Leemann auf eine nochmalige Kandidatur.

Ursula Leemann setzte sich politisch für den Schutz der Umwelt und soziale Gerechtigkeit ein.

Sie setzte ihre politische Karriere mit der Wahl in den Zürcher Verfassungsrat fort, den sie 2001/02 auch präsidierte.

Leben

Ursula Leemann kam in Winterthur als Tochter des Besitzers eines kleinen Sanitärgeschäftes zur Welt. Ursula Leemann-Bosshard war mit dem Elektroingenieur Robert Leemann verheiratet. Das Paar hatte keine Kinder. Er starb sieben Jahre vor ihr. Aus einem Legat von Ursula Lehmann flossen 100'000 Franken ins Kapital der Genossenschaft Wirtschaft zum guten Menschen. Die SP-nahe Genossenschaft hatte einen Ort des politischen Austauschs zum Ziel. 2019 übernahm sie das geschichtsträchtige Restaurant "Café Boy" in Zürich Aussersihl.

Commons: Ursula Leemann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Zürcher SP-Politikerin Ursula Leemann-Bosshard gestorben. In: Limmattaler Zeitung. 15. Juni 2013, abgerufen am 11. Mai 2021.
  2. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Ursula Leemann. Eidgenössisches Parlament, abgerufen am 11. Mai 2021.
  3. 1 2 3 4 5 6 7 "Von Peter Bodenmann gebodigt": Viktor Parma am 15. Dezember 1996 im Sonntagsblick.
  4. Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission über die Organisations- und Führungsprobleme bei der Pensionskasse des Bundes PKB und über die Rolle des Eidgenössischen Finanzdepartements in bezug auf die PKB. In: Eidgenössisches Parlament. 7. Oktober 1996, abgerufen am 11. Mai 2021.
  5. 1 2 "Présidence du parti Peter Bodenmann s'excuse auprès d'Ursula Leemann" in einer SDA-Mitteilung vom 28. Juni 1997
  6. 1 2 3 "Zum Gedenken an Ursula Leemann": Barbara Bussmann am 27. Juni 2013 im Zürcher Oberländer.
  7. Wir trauern um alt Nationalrätin Ursula Leemann. In: SP Bezirk Uster. Abgerufen am 11. Mai 2021.
  8. 1 2 Daniel Fritsche: Das legendäre Café Boy wird wieder rot. Neue Zürcher Zeitung, 15. Juni 2019, abgerufen am 11. Mai 2021.
  9. Wir sind Boy. In: Café Boy. Abgerufen am 11. Mai 2021.
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