Usoratalbahn und Waldbahn Teslić
Streckenführung der staatlichen Usoratalbahn Usora–Teslić–Pribinić
Streckenlänge:Usora–Teslić:    25,7 km
Usora–Pribinić: 40,8 km
Insgesamt:       310 km
Spurweite:760 mm (Bosnische Spur)
Maximale Neigung: Usora–Teslić: 12.0 
Minimaler Radius:Usora–Teslić: 50 m
ehem. Bosnabahn von Bosanski Brod
6,5 Rudanka
Bosna
Normalspurstrecke von Šamac
Doboj (ehem. Schmalspurbahnhof)
Bosna, Normalspurstrecke von Tuzla
Doboj (heutiger Normalspurbahnhof)
Usora
Bosna, Bosnabahn nach Sarajevo
Usora
3,2 Karuše
8,6 Tešanjka
13,4 Jelah
15,9 Unkić
17,9 Kalošević
20,6 Vrela
25,7 Teslić
Velika Usora
Anschluss Borja AD
Mala Usora
Memić Brdo
Rasputnica Javorna
Tedin Han
Rastelica
Ostružnja
Mala Ukrina
Kulaši
40,6 Pribinić
45,1 Klupe
50,0 Lukovac
55,3 Ladjovac
62,6 Bistrica
67,1 Zelenika
68,2 Vrlelnica
Velika Ukrina
Milovo Brdo
35 Crna Rijeka
Velika Usora
38 Kamenica
41 Slatina
45 Rajćeva
49 Blatnica
56 Jurkovac
57 Jezera
Velika Usora
58 Krivaja
61 Klan
63,5 Crkvena
66 Očaušrsica
69 Besača
Očauš
Maslovare
Kotor Varoš
Čelinac
Vrbanja
Vrbas
Banja Luka
Normalspurstrecke nach Novi Grad

Quellen:

Streckenschema

  • Waldbahnen um Teslić im Jahr 1922,
    Archiv Borja, Teslić
  • Waldbahnverbindungen zwischen Doboj und Banja Luka, 1931,
    Archiv Borja, Teslić

Landkarten

Streckenprofil

  • Usora–Teslić: JŽ, Streckenprofil 65 Slavonski Brod–Teslić

Die Usoratalbahn und Waldbahn Teslić waren Schmalspurbahnen mit der Spurweite 760 mm, die von Usora im Tal der Bosna ausgehend, die Holz­industrie in Teslić mit Holz aus den umfangreichen Wäldern zwischen Teslić und Banja Luka versorgten und deren Produkte zur schmal­spurigen Haupt­strecke, der Bosnabahn, transportierten. Während ihrer größten Aus­dehnung, zwischen den Welt­kriegen, be­stan­den sie aus vier Strecken mit einer Gesamtlänge von etwa 310 Kilometern.

Geschichte

Im Zuge der Industrialisierung Bosniens nach der Okkupation durch Österreich-Ungarn schloss die Triester Firma Morpurgo und Parente mit der Landes­regierung 1886 einen lang­jährigen Vertrag wegen Aus­nützung der kolos­salen Eichen­bestände, die sich in west­licher Richtung in den Wäldern zwischen Bosna und Vrbas finden. Sie baute die ent­sprechen­de Eisen­bahn­infra­struktur in Form von solide ausge­führten Schlepp­bahnen in Richtung Westen, zu den Haupt­schlägen. So entstand die 40 Kilometer lange Bahnlinie von der Ortschaft Usora im Bosnatal entlang der Usora nach Pribinić. Bei km 26, am Zusammenfluss der Velika und Mala Usora, ent­wickelte sich das junge Städtchen Teslić um die sich dort an­siedelnde holz­ver­arbeitende Industrie (1904: Bosnische Holzverwertungs Actien­gesell­schaft Teslić).

Die von Teslić ausgehenden Waldbahnen führten in südliche, westliche und nördliche Richtung, und Renner schrieb schon 1896, so dass sie wohl eines schönen Tages die Bahnlinie Banja Luka-Doberlin erreichen werden. Die genannte Firma produzierte u. a. Fassdauben und belieferte aus der Holzdestillation alle 6 Hochöfen des Landes mit Holzkohle und beherrschte mit ihren Nebenprodukten den Markt von Österreich-Ungarn und Deutschland. Nach Auslaufen des Kontraktes sollte die Bahnlinie der Landesregierung zufallen. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Firma als Destilacija drva Teslić (Holz-Destillation Teslić), seit kommunistischer Zeit als Drvna industrija Borja Teslić bekannt.

Streckenskizzen von 1922, 1930, 1931 und 1960 legen nahe, dass Anfang der 1930er Jahre mit 310 Kilometern die größte Ausdehnung des Streckennetzes, das damals bis Banja Luka führte, erreicht wurde. Die Transportleistung lag damals bei etwa 500.000 Tonnen, was fast 5.000 Zügen entspricht.

1960 waren nur noch die Strecke Doboj–Teslić und die zwei Waldbahnstrecken von Teslić nach Süden und Norden übrig geblieben. Die Verbindungen mit Banja Luka bestanden nicht mehr. Insgesamt wurden 1965 etwa 150.000 Tonnen Holz abtransportiert, wovon noch 60 % auf der Schiene. Seit spätestens den 1980er Jahren ist der Bahnbetrieb auf allen beschriebenen Strecken eingestellt.

Streckenbeschreibung und Verkehr

Hauptstrecke Usora–Teslić–Pribinic

Die Strecke Usora–Pribinić hatte eine Länge von 40,8 Kilometer und führte unspektakulär durch das weite Tal der Usora. Sie wurde anfänglich unmittelbar auf dem Straßenkörper geführt. Bis 1918 war die Strecke Eigentum des bosnisch-herzegowinischen Landesärars und wurde von der bosnisch-herzegowinischen Forstverwaltung auf eigene Rechnung betrieben. Im Fahrplan von 1965 ist sie als Teil der Strecke 80 (Bosanski Brod–Teslić) aufgeführt. Das Teilstück nach Pribinić war schon länger abgebaut. Täglich verkehrten drei Personenzugpaare, die für die 26 Kilometer lange Strecke von Teslić nach Usora etwa eineinhalb Stunden benötigten. Es bestand die Möglichkeit zur Weiterfahrt auf der ehemaligen Stammstrecke der Bosnabahn, deren Teilstück Usora–Bosanski Brod (83 km) damals noch erhalten war. Da Usora keine Station an normalspurigen Hauptbahn Sarajevo–Šamac (Strecke 65) besaß, bestand dort keine direkte Umsteigemöglichkeit.

Teslić–Očauš–Čelinac–Banja Luka

Dies war die südliche und mit 133 km auch längste Verbindung zwischen Teslić und Banja Luka. Ortschaften an dieser Strecke, die bis zum höchsten Punkt (Očauš-Tunnel, 581 m ü. A.) der Velika Usora folgte, sind Blatnica, Crkvena, Maslovare, Kotor Varoš und Čelinac. Von Blatnica führte eine Abzweigung in ein südliches Seitental nach Jurkovac und Jezera. Der Očauš-Tunnel, laut Streckenschema von 1930 1,7 Kilometer lang (69,1&  70,8 km von Usora), führte in nordwestlicher Richtung in ein Tal, das nach Maslovare führt.

Teslić–Pribinić–Čelinac

Die mittlere Verbindung verlief etwa dort, wo heute die Straße R476/R476a Banja Luka–Kotor Varoš–Teslić verläuft. 1922 ging die Bahn von Pribinić 27,6 km weiter bis Vrlelnica. Die Strecke nach Milovo Brdo war 1930 projektiert und 1931 im Betrieb. Die Verbindung von Banja Luka nach Milovo Brdo existierte bereits 1930.

Doboj–Rudanka–Kulaši–Milovo Brdo–Čelinac

Die kürzeste Verbindung zwischen Doboj und Banja Luka (95 km) verlief etwa dort, wo heute die normalspurige Bahn Doboj Novi–Banja Luka Predgrađe (94 km) verkehrt. Ortschaften auf dieser Strecke sind Rudanka, Kulaši und Milovo Brdo (325 m ü. A.). Die Strecke Doboj–Kulaši ist auf dem Streckenschema von 1930 noch nicht eingetragen, auch nicht projektiert. Bereits 1931 ist sie aber eingezeichnet. Bei Čardak (km 19,5) war ein Tunnel.

Teslić–Kulaši

Die Strecke von Teslić nach Kulaši führte laut Schema von 1922 über Memić Brdo, Tedin Han (mit Abzweig nach Rastelica), Ostružnja nach Kulaši. Auf der Streckenkarte von 1960 (1:150.000) ist diese nördliche Waldbahn detaillierter dargestellt: Bei Rasputnica Javorna zweigte in westlicher Richtung eine sich mehrfach weiter verzweigende Seitenstrecke ab: Vlavl km 2,1 – Abzweigung nach Velika Jama km 7,2 – 2 km weiter eine 2 km lange Stichstrecke, Lipovača km 7,1, und kurz darauf die Gabelung in die Täler der Mrka Rijeka → Šnjegotina, und Bjela Rijeka → Čečava km 15, Kruševica km 22, Trdin Han km 25, Kulaši km 31, Kamenica km 36, Počina km 44, Zelenikovać km 65.

Bahnanlagen der Borja

Mehrere lange Bereitstellungsgleise waren vorhanden. Für Wartung und Reparatur des Fuhrparks stand ein zweigleisiger Lokschuppen mit zwei großen Drehbänken zur Verfügung. Das Heizhaus hatte vier Gleise.

Lokomotiven

Usoratalbahn

Die auf der Šumska želježnića Usora–Pribinić (Waldbahn Usora–Pribinić) eingesetzten Maschinen Nr. 1 bis 8 wurden zwischen 1898 und 1913 von Seiten des Staates wie auch der Holzverwertungs-AG beschafft. Es waren Nassdampftenderlokomotiven der Achsfolge B bis D. Nach den Weltkriegen in Betrieb genommene Maschinen waren die Nr. 5595, JŽ 71-005 und Nr. 6 (Jung 1953).

In den 1960er Jahren wurde der Zugverkehr zwischen Teslić und Doboj hauptsächlich von Schlepptenderlokomotiven der Baureihe JDŽ 83 abgewickelt.

Borja

Bei Horn sind für die Firma Destillatia Drvar Teslić vier Nassdampfmaschinen genannt, 1DD bis 4DD. Im Jahr 1967 gehörten die Lokomotiven zum Fuhrpark der Borja AD (AD: Akcionarsko Društvo, Aktiengesellschaft) und wurden auch dort gewartet bzw. instand gesetzt. Die folgenden Lokomotiven konnten im August 1967 bei Borja angetroffen werden:

  • Die Nr. 1 von Orenstein & Koppel war 1965 zu einer Diesellokomotive umgebaut worden, und erhielt die Nr. 10.
  • Nr. 1: Krauss Linz 1371, 1924 ex 7 „Beograd“ von Holzindustrie Turbe;
  • Nr. 2: Krauss Linz 3838, 1898;
  • Nr. 3: Jung 10149, 1944;
  • Nr. 4: Krauss Linz 5399, 1905;
  • Nr. 5: Krauss Linz 5316, 1905;
  • Nr. 6: Jung 11933, 1953;
  • Nr. 7: Krauss Linz 6702, 1912;
  • Nr. 8: Krauss Linz 3639, 1897–1962 ausgemustert;
  • Nr. 3DD Maffei 1910.

Daneben gab es motorisierte Draisinen, die geschlossen aus einem Auto aufgebaut waren oder offen mit einem Motorradmotor angetrieben wurden.

Heutiger Zustand

Keine der genannten Schmalspurbahnen existiert mehr. Die Strecke Doboj–Kulaši–Čelinac–Banja Luka wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Bau der normalspurigen Strecke 66 ersetzt.

Commons: Usoratalbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Keith Chester: The Narrow Gauge Railways of Bosnia-Hercegovina. Stenvall, Malmö 2007, ISBN 978-91-7266-166-0.
  • Keith Chester: Bosnia-Hercegovina. Narrow Gauge Album. Stenvall, Malmö 2010, ISBN 978-91-7266-176-9.
  • A. Horn: Die Bahnen in Bosnien und der Herzegovina. In: Eisenbahn. Zeitschriftenverlag Ployer&Co., Wien 1964 (Sonderheft).
  • J. Pojman und C. A. Neufeld: Illustrierter Führer durch Bosnien und die Herzegovina. A. Hartleben’s Verlag, Wien und Leipzig 1910.
  • M. T. Preindlsberger (Mrazović): Bosnisches Skizzenbuch; Landschafts- und Kultur-Bilder aus Bosnien und der Hercegovina. E. Pierson’s Verlag, Leipzig 1900.
  • Heinrich Renner: Durch Bosnien und die Hercegovina kreuz und quer. Geographische Verlagshandlung D. Reimer, Berlin 1896.
  • Johann Rihosek: Die Lokomotiven der Bosnisch-Herzegowinischen Landesbahnen. (Reprint 2005).
  • Red Vožnje 1965/1966 (Kursbuch), Generalturist Zagreb.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. 1 2 3 Victor von Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Bosnisch-hercegovinische Eisenbahnen. Abgerufen am 1. Dezember 2016.
  2. Historische Karten der Habsburger Monarchie auf mapire.eu
  3. Pruga Usora – Teslić – Pribinić (Usoratalbahn) auf dem serbischsprachigen „Forum ljubitelja železnica“
  4. Heinrich Renner: Durch Bosnien und die Hercegovina kreuz und quer. Geographische Verlagshandlung D. Reimer, Berlin 1896, S. 12.
  5. M. T. Preindlsberger (Mrazović): Bosnisches Skizzenbuch; Landschafts- und Kultur-Bilder aus Bosnien und der Hercegovina, E. Pierson’s Verlag, Leipzig 1900, S. 6.
  6. M. T. Preindlsberger (Mrazović): Bosnisches Skizzenbuch; Landschafts- und Kultur-Bilder aus Bosnien und der Hercegovina, E. Pierson’s Verlag, Leipzig 1900, S. 5.
  7. A. Horn: Die Bahnen in Bosnien und der Herzegovina. In: Eisenbahn. Zeitschriftenverlag Ployer&Co., Wien 1964 (Sonderheft).
    Keith Chester: The Narrow Gauge Railways of Bosnia-Hercegovina. Stenvall, Malmö 2007, ISBN 978-91-7266-166-0, S. 316 ff.
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