Verbuschung wird die Ausbreitung von Sträuchern und Bäumen in potenziell waldfähigen Offenlandbiotopen (etwa anthropogen entstandene Wiesen, Heiden, Almen und Magerrasen, aber auch in natürlichen Mooren und Savannen) genannt. Im Alpenraum spricht man auch von der Vergandung. Verbuschung ist je nach Klima die Vorstufe zur Verwaldung: In stacheligen Gebüschen können sich junge Bäume, geschützt vor Verbiss, gut entwickeln. Verbuschung und Verwaldung sind eine Form der Sukzession.

Natürliche Verbuschung

In Gebieten, die ursprünglich bewaldet waren (z. B. in Mitteleuropa), bedarf die Wiese oder Alm als Teil der Kulturlandschaft der menschlichen Pflege. Endet die Bewirtschaftung bei Sozialbrachen oder auf Grenzstandorten und hört die Nutzung auf, entsteht eine Brache. Durch die Verbuschung entstehen zuerst Gebüschformationen, dann Wald. Die in Mitteleuropa einst heimischen großen Pflanzenfresser, wie Wisent, Auerochse, Rothirsch und Wildpferd konnten diesem Prozess entgegenwirken und schufen nach der Megaherbivorenhypothese möglicherweise große Offenlandschaften im potenziellen Laubwaldgebiet.

Wiesen und Heideflächen sind aufgrund ihrer Artenvielfalt und zur Erhaltung der traditionellen Kulturlandschaft oft schutzwürdig. Der Verbuschung wird darum durch Entkusselung oder Beweidung entgegengewirkt. In Beweidungsprojekten werden Schafe, Ziegen, Heckrinder und Pferde saisonal oder ganzjährig eingesetzt, um größere Flächen offen zu halten. Durch den Strukturwandel in der alpenländischen Landwirtschaft kommt es häufig dazu, dass Almen nicht mehr gepflegt und aufgegeben werden. Die Folge davon ist auch hier eine deutlich beobachtbare Verbuschung (Vergandung). Der Arbeitsschritt, der die Alpen vor der Verbuschung bewahren soll, ist das Schwenden. Die Auswirkung der Verbuschung auf die Artenvielfalt ist abhängig von den sich ausbreitenden Pflanzenarten. Am weitesten verbreitet ist die Ausbreitung der Grün-Erle, deren Ausbreitung mit einem signifikanten Rückgang der Artenvielfalt und Beta-Diversität in Verbindung steht.

Auch andere Kulturlandschaften verbuschten, wenn sie nicht mehr gepflegt beziehungsweise genutzt wurden. So wurden viele Steillagen der ostdeutschen Weinbaugebiete Saale-Unstrut und Sachsen nach der Reblauskatastrophe Ende des 19. Jahrhunderts (siehe auch Reblauskatastrophe in der Lößnitz) sich selbst überlassen. Über den Weg der Verbuschung und Bewaldung hatten sich vielerorts Waldflächen entwickelt, die erst nach der Wende wieder aufgerebt wurden.

Savannenverbuschung

Die Verbuschung in Savannengebieten ist ein globaler Prozess, der einen Übergang von vormals grasdominierten Ökosystemen mit vereinzelten Büschen zu buschdominierten Systemen mit stark reduzierter Grasbedeckung und größeren Flächen offenen Bodens darstellt. Als früheste Beschreibung der Verbuschung von Savannengebieten gilt ein Text von Heinrich Walter aus dem Jahr 1954. Modellierungen zeigen auf, dass große Teile der afrikanischen Savanne bis zum Jahr 2100 zu Wäldern werden können.

Ursachen

Ähnlich wie Heiden in Mitteleuropa liegen die meisten Savannen grundsätzlich in waldfähigen Klimaten: Feuchtsavannen bilden das Pendant zu saisonalen Regenwäldern und Trockensavannen zu tropischen Trockenwäldern. Die Entstehung der ökologisch widersprüchlichen Baum-Gras–Pflanzengesellschaften wird entweder auf regelmäßige Buschbrände (Feuerklimax) oder auf Überweidung durch große Tierherden zurückgeführt. In beiden Fällen spielt der Mensch häufig seit der Vorgeschichte eine initiale Rolle.

Die Faktoren, die heute zu einem erneuten Vegetationswechsel führen, sind vielschichtig und wurden in den vergangenen Jahrzehnten in Fachkreisen viel diskutiert: Dazu gehört etwa die Vermeidung von natürlichen Buschfeuern, der Ausschluss von Blattfressern sowie klimatische Faktoren, wie die globale Erhöhung von atmosphärischem Kohlendioxid, welche das Wachstum von Büschen mit einem C3 Stoffwechsel, gegenüber Gräsern, mit einem C4 Stoffwechsel begünstigt. Viele dieser Faktoren verstärken sich gegenseitig, oder führen darüber hinaus zu weitreichenden Rückkopplungsprozessen, welche innerhalb des Ökosystems zu weiterer Landdegradation – zum Beispiel durch erhöhte Wind- und Wassererosion – führen kann.

Auswirkungen

Die Verbuschung kann negative Folgen für betroffene Ökosystem nach sich ziehen. Dazu gehören ein verringerter Grundwassereintrag, verringerte landwirtschaftliche Produktivität (insbesondere in der Weidewirtschaft aufgrund des verringerten Grasaufkommens) und eine Reduktion der Biodiversität. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass u. a. Nagetiere, Reptilien, Raubtiere und Gliederfüßer negativ von der hohen Buschbedeckung betroffen sein können, dieser Effekt aber sehr kontextabhängig ist.

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Einzelnachweise

  1. Almweide · Flächenentwicklung. Abgerufen am 15. April 2015.
  2. Tobias Zehnder, Andreas Lüscher, Carmen Ritzmann, Caren M. Pauler, Joel Berard: Dominant shrub species are a strong predictor of plant species diversity along subalpine pasture-shrub transects. In: Alpine Botany. Band 130, Nr. 2, 2020, ISSN 1664-2201, S. 141–156, doi:10.1007/s00035-020-00241-8 (englisch, springer.com [abgerufen am 21. April 2021]).
  3. H. Walter: Die Verbuschung, eine Erscheinung der subtropischen Savannengebiete, und ihre ökologischen Ursachen. In: Vegetatio Acta Geobot. Band 5, 1954, S. 6–10, doi:10.1007/BF00299544 (springer.com).
  4. Europäische Kommission: Forscher: Bäume werden das Gras in den Savannen verdrängen. In: CORDIS. Europäische Kommission, 2. Juli 2012, abgerufen am 2. August 2022.
  5. David J. Eldridge, Matthew A. Bowker, Fernando T. Maestre, Erin Roger, James F. Reynolds: Impacts of shrub encroachment on ecosystem structure and functioning: towards a global synthesis. In: Ecology Letters. Band 14, Nr. 7, 2011, ISSN 1461-0248, S. 709–722, doi:10.1111/j.1461-0248.2011.01630.x, PMID 21592276, PMC 3563963 (freier Volltext).
  6. Niels Dreber, Niels Blaum: Verbuschung afrikanischer Savannen: Eine Gefährdung für die Artenvielfalt? In: J. L. Lozán, S.-W. Breckle, R. Müller, E. Rachor (Hrsg.): Warnsignal Klima: Die Biodiversität. 2016, ISBN 978-3-9809668-1-8, S. 210215 (uni-hamburg.de [PDF]).
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