Dieser Artikel wurde aufgrund inhaltlicher und/oder formaler Mängel auf der Qualitätssicherungsseite des Portals Wirtschaft eingetragen.
Du kannst helfen, indem du die dort genannten Mängel beseitigst oder dich an der Diskussion beteiligst.
Verschwendung (Substantivierung des althochdeutschen firswenden bzw. firswenten für „verschwinden lassen“) bezeichnet den übermäßigen Verbrauch oder die ineffiziente Verwendung von Ressourcen. Beispiele dafür sind die Verschwendung von Geld, Zeit, materiellen Ressourcen, verfügbarer (Erdober-)Fläche oder Energie. „Ineffizient“ impliziert, dass man bei maßvollerer oder intelligenterer Verwendung der Ressource einen weitaus längeren und größeren Nutzen daraus ziehen könnte.
Verschwendung kann suchtartig geschehen („Verschwendungssucht“).
Ökonomisch und ökologisch
Verschwendung bezeichnet in Ökonomie oder Ökologie einen Vorgang, bei dem – meist begrenzte – Ressourcen unnötigerweise und nicht nutzbringend verbraucht werden. Der Begriff steht dabei im Zusammenhang mit einer Idee von Nutzen. Die Wirtschaftswissenschaften betrachten knappe und freie Güter.
Der dem ökonomischen Prinzip zugrundeliegende Homo oeconomicus verschwendet nichts, sondern setzt bei seinem wirtschaftlichen Handeln (sobald es um knappe Güter geht, also fast immer) die eingesetzten Mittel mit dem Ergebnis ins Verhältnis und strebt gemäß seinen persönlichen Präferenzen zweckrational eine Nutzenmaximierung (Haushalte und Konsumenten) beziehungsweise Gewinnmaximierung (Unternehmer) an.
Neben diesen beiden Zielen ist die Verschwendungsvermeidung ein Nebenziel. Es steht in einem Optimierungswettbewerb mit anderen ökonomischen Nebenzielen. Bei der Überlegung eine Ware von A nach B zu bringen, werden zuerst die Transportkosten und die Transportzeit bewertet. Der Ressourcenverbrauch (z. B. Energieverbrauch) wird häufig erst bei tatsächlicher Knappheit betrachtet und im Entscheidungsprozess berücksichtigt. Erst wenn der Ressourcenverbrauch einen Verknappungszustand erzeugt und als Folge der Preis für diese Ressource steigt, bekommt das Ziel Verschwendungsvermeidung stärkeres Gewicht.
Volkswirtschaftliches und ökologisches Ziel ist es, eine geringstmögliche Verschwendung zu erreichen, da man Ressourcen schonen und einsparen sollte. Deshalb werden in modernen Industriestaaten heute Maßnahmen ergriffen, um Energie zu sparen (Energieverschwendung zu vermeiden) und mit Rohstoffen sorgsam umzugehen (Materialverschwendung zu vermeiden), um einer Verschwendung vorzubeugen, beispielsweise Wärmedämmung oder Recycling.
Industrie und Fertigung
Die sieben Arten der Verschwendung in der Produktion: Auch in der modernen Produktionstechnik spricht man von Verschwendung (Japanisch Muda). Abgeleitet vom Lean-Gedanken, der dem Toyota-Produktionssystem (TPS) entspringt, unterteilt man in sieben Arten der Verschwendung bei der Herstellung oder Veredelung von Produkten:
- Korrekturen (Correction)
- Überproduktion (Overproduction)
- Bewegungen (Motion)
- Materialbewegungen (Material movement)
- Wartezeiten (Waiting)
- Bestände (Inventory)
- Verarbeitung (Processing)
Zu den sieben klassischen Arten der Verschwendung (7V) kommen weitere Arten der Verschwendung (Lean Production), die vor allem in indirekten und administrativen Bereichen vorkommen (aber nicht nur dort):
- Verschwendung von Mitarbeiterpotenzial (z. B. schlechte Ergonomie am Arbeitsplatz)
- Energieverschwendung in allen Prozessen (z. B. Verschwendung von Informationen durch unklare Kommunikation, was wiederum Verschwendung ist).
In der Natur
Verschwendung im Sinne von Ausbreitung sowie Artenreichtum und Biodiversität ist ein zentrales Entwicklungsprinzip in Ökosystemen.
Philosophisch
Auch in Philosophie und Kunst existieren Ideen des (Sich-)Verschwendens, wobei Verschwendung hier positiver gesehen und im Zusammenhang mit Überschuss, Altruismus, dem Heiligen, der Gabe und der Subjektivität diskutiert wird, wie beispielsweise bei Opfergaben (Schiffstaufen, Richtfest, Polterabend usw.) oder Georges Bataille (vgl. auch Potlatch).
Im Rahmen der persönlichen Lebensführung kann ein ausgeprägtes Streben, über den eigentlichen Bedarf hinaus neue Besitztümer zu erlangen, ebenfalls als Verschwendung verstanden werden. Insbesondere dann, wenn die Realisierung dieses Strebens die eigene wirtschaftliche Leistungsfähigkeit übersteigt, kann sich darin ein Suchtverhalten manifestieren (s. a. Kaufsucht).
Politisch-moralisch
Verschwendung als Idee gilt allgemein als negativ, irrational, unmoralisch und wird mit Reichtum, Dekadenz und Überfluss assoziiert. Dies rührt wohl u. a. von einem protestantisch-calvinistischen Denken her, das den Genuss und das Zurschaustellen von Reichtum ablehnt.
Angehörigen von Fürstenhäusern und Staatsoberhäuptern ist im Laufe der Geschichte immer wieder der Vorwurf der Verschwendung gemacht worden. Obwohl umstritten ist, ob diese Kritik in seinem Fall sachlich berechtigt ist, wird insbesondere Ludwig XVI. von Frankreich auch heute noch damit in Zusammenhang gebracht. In jüngerer Zeit hat sich vor allem Jean-Bédel Bokassa, der im Jahr 1979 abgesetzte Kaiser des Zentralafrikanischen Kaiserreiches, mit diesem Vorwurf konfrontiert gesehen.
Rechtlich
Verschwendung ist nach dem Allgemeinen Landrecht für die Preußischen Staaten, wenn das Vermögen durch unbesonnene und unnütze Ausgaben oder durch mutwillige Vernachlässigung beträchtlich gemindert wird.
Siehe auch
Literatur
- Till Johannes Hoffmann: Verschwendung: Philosophie, Soziologie und Ökonomie des Überflusses. Peter Lang, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-631-59371-4 (online).
- Werner Sombart: Liebe, Luxus und Kapitalismus. Über die Entstehung der modernen Welt aus dem Geist der Verschwendung. Wagenbach, Berlin 1992, ISBN 978-3-8031-2103-5.
- Sabine Oberhuber, Thomas Rau (Architekt): Material matters: Wie wir es schaffen, die Ressourcenverschwendung zu beenden, die Wirtschaft zu motivieren, bessere Produkte zu erzeugen und wie Unternehmen, Verbraucher und die Umwelt davon profitieren. [Untertitel auf dem Buchcover: Wie eine neu gedachte Circular Economy uns zukunftsfähig macht.] Aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm. Aktualisierte Ausg., Econ Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-430-21075-1.