Viersteine von Krimpe

Die Viersteine von Krimpe

Koordinaten 51° 31′ 4,5″ N, 11° 44′ 51,3″ O
Ort Salzatal, OT Krimpe, Sachsen-Anhalt, Deutschland

Die Viersteine von Krimpe sind eine aus der Jungsteinzeit stammende Menhirgruppe in Krimpe, einem Ortsteil der Gemeinde Salzatal im Saalekreis in Sachsen-Anhalt.

Lage und Beschreibung

Die Viersteine liegen am südlichen Ortsrand von Krimpe an einer alten Wegkreuzung. In Nord-Süd-Richtung verläuft die Straße von Schochwitz nach Höhnstedt, nach Westen führt die Straße nach Räther und nach Osten ein Feldweg. Die vier Steine liegen im südöstlichen Quadranten der Kreuzung und bilden ein unregelmäßiges Viereck. In ihrer Mitte steht eine Linde. Etwa 1 km östlich befindet sich der Menhir von Räther („Der Bauer“) und 2,4 km südlich der Menhir von Höhnstedt („Hexenstein“).

Es ist nicht ganz sicher, wie viele Steine ursprünglich an dieser Stelle standen. S. Fulda berichtete 1828 in einem kurzen Abriss bereits von lediglich vier Steinen. Der Pfarrer Förster aus Höhnstedt zählte 1840 hingegen sechs Steine. In den 1950er Jahren berichtete ein alter Bauer wiederum, dass es in seiner Jugend fünf Steine gab.

Die vier heute noch stehenden Steine bestehen alle aus Quarzit und weisen folgende Maße auf:

Stein Höhe Breite Dicke Entfernung

zum Baum

westlicher Stein 90 cm 67 cm 26 cm 130 cm
südlicher Stein 85 cm 61 cm 62 cm 50 cm
östlicher Stein 30 cm 30 cm 20 cm 140 cm
nördlicher Stein 56 cm 70 cm 30 cm 120 cm

Da der Boden um die Steine durch Humusbildung und Anhäufung von Straßenschmutz angewachsen ist, weichen die Höhenangaben deutlich von jenen ab, die Waldtraut Schrickel in den 1950er Jahren gemessen hatte. Damals betrugen die Höhen noch 150 cm, 125 cm, 77 cm und 60 cm.

Die vier Steine sind plattenförmig und abgerundet. Zwei von ihnen sind genagelt. Der südliche Stein weist über 100 Nägel auf; Alfred Kirchhoff zählte Ende des 19. Jahrhunderts bis zu 125 Nägel.

Die Viersteine in regionalen Sagen

Um die Viersteine ranken sich mehrere Sagen. So wird über ihre Herkunft behauptet, dass einst ein Kutscher mit einem von vier Pferden gezogenen Wagen bei Tauwetter stecken blieb. Trotz aller Anstrengungen gelang es den Pferden nicht, den Wagen fortzubewegen. Da fing der Kutscher an zu fluchen und wünschte, der Teufel möge sie alle in Stein verwandeln. Kaum hatte er dies ausgesprochen, da brach ein Gewitter los und Pferde, Wagen und Kutscher wurden zu Stein. Bei Nacht soll man bei den Steinen noch ein Brausen, Schreien und das Schnauben der Pferde hören können. Der versteinerte Kutscher wird gelegentlich mit dem benachbarten Menhir von Räther identifiziert.

S. Fulda berichtet im Zusammenhang mit dem Brauch, Nägel in die Steine zu schlagen, dass die Steine bei Gewitter weich würden. Eine weitere Sage sieht in den Steinen das Grab des guten Lubbe, einer slawischen Gottheit. Eine vierte Sage berichtet schließlich von einem Hund mit glühenden Augen, der nachts vorbeikommende Wanderer verfolgt.

Literatur

  • W. Fieber/R. Schmitt: Kleindenkmale – Definition und Typologie. Beispiele aus Halle und dem Saalkreis. In: Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt. Band 8, 2000, S. 164–175.
  • Förster: Bemerkungen zu der Urkunde des Bischofs Gebhard zu Halberstadt, betreffend die Verehrung des guten Lubben zu Schochwitz im Mansfeldischen. In: Mitteilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen. Band 5, Heft 2, 1841, S. 110–132.
  • S. Fulda: Mitteilung über die vier Steine von Krimpe. In: Friedrich Kruse: Deutsche Alterthümer. 3. Band, III. und IV. Heft, Halle 1829, S. 92 (Onlineversion).
  • Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band. Dresden 1868, S. 468, Nr. 517 (Onlineversion).
  • Johannes Groht: Menhire in Deutschland. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-943904-18-5, S. 404–406, 460–461.
  • Hermann Größler: Altheilige Steine in der Provinz Sachsen. In: Neujahrsblätter. Band 20, 1896.
  • Horst Kirchner: Die Menhire in Mitteleuropa und der Menhirgedanke (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse. Jahrgang 1955, Nr. 9). Wiesbaden 1955, S. 181.
  • Erich Neuß: Die „vier Steine“ bei Krimpe. In: Mansfelder Heimatkalender. Eisleben 1930, S. 52–53.
  • Erich Neuß: Wanderungen durch die Grafschaft Mansfeld. Band: Südliches Mansfeld. Halle 1938.
  • Waldtraut Schrickel: Westeuropäische Elemente im Neolithikum und in der frühen Bronzezeit Mitteldeutschlands. Teil I. Katalog. Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden, Band 5, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1957, S. 68–69.
  • Erhard Schröter: Bodendenkmale des Bezirkes Halle. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 69, 1989, S. 90.
  • Britta Schulze-Thulin: Großsteingräber und Menhire. Sachsen-Anhalt • Thüringen • Sachsen. 2. Aufl., Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2011, ISBN 978-3-89812-799-8, S. 96–97.
  • Bodo Wemhöner, Ralf Schwarz: Routen der Archäologie. Halle und der Saalkreis. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2006, ISBN 3-910010-97-X, S. 76–79.
  • Friedrich Wiggert: Über die Verehrung des guten Lubben zu Schochwitz im Mansfeldischen. In: Neue Mitteilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen. Band 3, Heft 1, 1836, S. 130–136.
Commons: Viersteine von Krimpe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Viererstein
  2. Johannes Groht: Menhire in Deutschland. S. 460.
  3. 1 2 Bodo Wemhöner, Ralf Schwarz: Routen der Archäologie. Halle und der Saalkreis. S. 76.
  4. Waldtraut Schrickel: Westeuropäische Elemente im Neolithikum und in der frühen Bronzezeit Mitteldeutschlands. Teil I. Katalog. S. 68–69.
  5. Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band. S. 468, Nr. 517
  6. Waldtraut Schrickel: Westeuropäische Elemente im Neolithikum und in der frühen Bronzezeit Mitteldeutschlands. Teil I. Katalog. S. 69.
  7. S. Fulda: Mitteilung über die vier Steine von Krimpe. In: Friedrich Kruse: Deutsche Alterthümer. 3. Band, III. und IV. Heft, S. 92.
  8. Bodo Wemhöner, Ralf Schwarz: Routen der Archäologie. Halle und der Saalkreis. S. 77–78.
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